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Chronik 1919

JANUAR

  • 1. 1.

    Einführung des Achtstundentags im Deutschen Reich. Grundlage ist die von dem Industriellen Hugo Stinnes für die Arbeitgeberverbände und von Carl Legien für die Gewerkschaften am 15. November 1918 unterzeichnete Vereinbarung (Stinnes-Legien-Abkommen). In der Vereinbarung sind zentrale Forderungen der Gewerkschaften berücksichtigt, sie soll der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft dienen.

  • Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) als Zusammenschluß des Spartakusbundes mit den Bremer Linksradikalen. Der Spartakusbund erstrebt eine "Räterepublik nach russischem Muster".

  • Im Namen des serbischen Königs Peter I. (1844-1921) wird das neue Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen proklamiert (ab 1929: Jugoslawien). In dem neuen Staat leben 15 Nationalitäten.

  • 4. 1.

    Die preußische Regierung verfügt die Entlassung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (1863-1925) (USPD), weil er die Politik der Spartakisten begünstige.

  • Tod des ehemaligen Reichskanzlers Georg Graf von Hertling in Ruhpolding (Bayern).

  • 5. 1.

    Tausende von Arbeitern fordern in einer Massendemonstration die Rücknahme der Entlassung Eichhorns. Bewaffnete Gruppen besetzen das Verlagsgebäude des SPD-Zentralorgans "Vorwärts" und weitere Druckhäuser in Berlin. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand".

  • Gründung der antisemitischen Deutschen Arbeiterpartei (DAP) durch den Maschinenschlosser Anton Drexler und den Sportjournalisten Karl Harrer in München. Die DAP benennt sich 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) um.

  • 6. 1.

    Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialistischen Partei Deutschlands(USPD), der KPD und der Revolutionären Vertrauensleute gebildeter Revolutionsausschuß erklärt die Absetzung des Rats der Volksbeauftragtenund die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt.

  • Tod des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt in Sagamore Hill (New York).

  • 7. 1.

    ,In Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und weiterer zentraler Punkte.

  • 8. 1.

    Die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern. Es kommt zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen.

  • 9. 1.

    Die Aufständischen rufen den Generalstreik aus. In zahlreichen Städten gibt es Solidaritätsbekundungen.

  • 10. 1. - 4. 2.

    Räterepublik in Bremen. Auf einer von der KPD organisierten Massendemonstration erklären Vertreter der KPD, der USPD und der Soldatenräte Bremen zur selbständigen, sozialistischen Republik. Der Aufstand wird auf Befehl Noskes durch Regierungstruppen niedergeschlagen.

  • 11. 1.

    In Berlin stürmen Regierungstruppen das besetzte "Vorwärts"-Gebäude.

  • 12. 1.

    Nachdem die wichtigsten Stützpunkte der aufständischen Revolutionäre bereits von Regierungstruppen zurückerobert sind, besiegeln frisch herangeführte Truppen das Ende des Januaraufstands. Insgesamt kommen bei den Kämpfen 165 Menschen ums Leben.

  • 15. 1.

    Mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die beiden bekanntesten Führer der Spartakisten durch Angehörige der Garde-Schützen-Kavallerie-Division gefangengenommen und ermordet. Dem ebenfalls verhaftetenWilhelm Pieck gelingt die Flucht. Die später folgenden Prozesse gegen die Mörder Luxemburgs und Liebknechts werden nicht ernsthaft betrieben.

  • 18. 1.

    Beginn der Pariser Friedenskonferenz unter Ausschluß der Mittelmächte. Die Beratungen sind vom Wunsch der öffentlichen Meinung in den alliierten Staaten nach möglichst harten Friedensbedingungen geprägt.

  • 19. 1.

    83 Prozent der Wahlberechtigten beteiligen sich an der Wahl zur Verfassunggebenden Nationalversammlung. Die KPD hat sich der Wahl nicht gestellt, die USPD erreicht lediglich 22 Mandate. Sieger der Wahl sind die Sozialdemokraten mit 165 Mandaten. Frauen sind in Deutschland erstmals wahlberechtigt.

  • 23. 1.

    Uraufführung des Schauspiels "1913" von Carl Sternheim (1878-1942) in Frankfurt (Main).

  • 25. 1.

    Die Alliierten beschließen auf der Pariser Friedenskonferenz die Gründung des Völkerbunds, der den Mitgliedsstaaten territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit sichern soll. Alle ehemaligen Feindmächte bleiben vorerst vom Beitritt ausgeschlossen.

  • 29. 1.

    Tod des Politikers und Historikers Franz Mehring in Berlin.

FEBRUAR

  • 1. 2.

    Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer will die Gründung einer selbständigen "Westdeutschen Republik" vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein.

  • 3. 2.

    Die Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Wilhelm Groenerübernimmt den Schutz der deutschen Ostgrenze gegen vorrückende polnische Verbände, die Gebiete für Polen annektieren wollen. Die Rote Armee besetzt die Ukraine und erzwingt die Bildung einer sowjetischen, moskautreuen Regierung in der Hauptstadt Kiew.

  • 5. 2.

    Anläßlich der Konstituierung der Weimarer Nationalversammlung wird der erste deutsche Post- und Verkehrsflug auf der Strecke Berlin-Weimar aufgenommen.

  • 6. 2.

    Eröffnung der Verfassunggebenden Nationalversammlung. Wegen der politisch ungesicherten Lage in Berlin tagt die Versammlung in Weimar.

  • 10. 2.

    Gegen die Stimmen der USPD verabschiedet die Weimarer Nationalversammlung das "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt". Damit erhält die Nationalversammlung die Legislative, der Reichspräsident soll die "Geschäfte des Reiches" führen, der Staatenausschuß als Vertretung der Einzelstaaten fungieren.

  • 11. 2.

    Die Nationalversammlung wählt Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten, derPhilipp Scheidemann mit der Regierungsbildung beauftragt.

  • 13. 2.

    Die Regierung wird von den Parteien der "Weimarer Koalition" gebildet: der SPD, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des Zentrums.

  • 14. 2.

    Konstantin Fehrenbach (Zentrum) wird zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt.

  • Hindenburg erläßt einen Appell "An Deutschlands Söhne" und ruft zur freiwilligen Meldung für den Ostschutz auf. Freiwillige sollen in Schlesien und Westpreußen gegen polnische Verbände kämpfen, die die umstrittenen Gebiete für Polen beanspruchen. Im Baltikum kämpfen Freikorps und Freiwillige gegen sowjetrussische Truppen.

  • 16. 2.

    Verlängerung des am 11. November 1918 abgeschlossenenWaffenstillstands zwischen dem Deutschen Reich und den Entente-Staaten auf unbestimmte Zeit. Das Deutsche Reich verpflichtet sich zudem, auf alle Feindseligkeiten an der Grenze zu Polen zu verzichten, und stellt am 17. Februar offiziell alle kriegerischen Handlungen ein. Die Alliierten bestimmen einen Grenzverlauf, wonach die Provinz Posen an Polen fällt und Westpreußen größtenteils beim Deutschen Reich verbleiben soll.

  • In Deutsch-Österreich finden erstmals freie und gleiche Wahlen statt: Die Konstituierende Nationalversammlung wird gewählt. Die Sozialdemokraten erhalten 69 Mandate, die Christlichsozialen 63 und die Deutschnationalen 24 Mandate.

  • 18. 2.

    Der Staatenausschuß beschließt in Weimar die Einführung von Schwarz-Rot-Gold als Nationalfarben. Unter Führung von Noske zerschlägt eine regierungstreue Freiwilligeneinheit die Bremer Räterepublik.

  • 19. 2.

    Die USPD erleidet bei der Landtagswahl in Bayern eine vernichtende Niederlage. Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) äußert sich in der Öffentlichkeit kritisch über das parlamentarische System.

  • 21. 2.

    Eisner will zurücktreten und wird auf dem Weg in den bayerischen Landtag von dem Rechtsradikalen Anton Graf von Arco auf Valley (1897-1945) erschossen. Die Ermordung löst vor allem in München lang anhaltende Unruhen aus.

  • 25. 2.

    Der deutsch-österreichische Staatssekretär des Äußern trifft in Weimar ein, um über einen Anschluß an das Deutsche Reich zu verhandeln.

  • 27. 2.

    Die Nationalversammlung beschließt das Gesetz über die Bildung einer Vorläufigen Reichswehr. Bis 1921 soll das neue Berufsheer aufgebaut werden. Zeitgleich soll die Reduzierung des Heeres von 800.000 auf 100.000 Mann erfolgen. Viele der aus dem Heer entlassenen Frontsoldaten schließen sich paramilitärischen, rechtsradikalen Organisationen an.

MÄRZ

  • 2. - 6. 3.

    Gründungskongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) in Moskau.

  • 3. 3.

    Die Regierungen des Deutschen Reichs und Deutsch-Österreich stehen einem Zusammenschluss beider Länder grundsätzlich positiv gegenüber. Nachdem beide Länder sich auf Verhandlungen über eine Zoll- und Handelsunion verständigt haben, reist die österreichische Delegation nach Wien zurück.

  • 3. - 13. 3.

    Die Spartakus-Gruppe und der Arbeiterrat von Groß-Berlin proklamieren unter der Parole "Alle Macht den Räten" den Generalstreik und beginnen einen Aufstand. Der zum Reichswehrminister ernannte Noske verkündet, daß jeder bewaffnete Aufständische sofort zu erschießen sei. Bis zur militärischen Niederschlagung der "Märzunruhen" verlieren 1.200 Menschen ihr Leben.

  • 4. 3.

    Bewaffnete Auseinandersetzungen auf dem Berliner Alexanderplatz zwischen Regierungstruppen unter Noske und aufständischen Spartakisten.

  • 8. 3.

    Regierungstruppen zwingen die Spartakisten zur Aufgabe ihres Hauptquartiers.

  • 15. 3.

    Der Sozialdemokrat Karl Renner (1870-1950) wird von der deutsch-österreichischen Nationalversammlung zum Staatskanzler gewählt.

  • 21. 3.

    Aus Protest gegen die Entscheidung der Alliierten, Siebenbürgen an Rumänien anzugliedern, treten der ungarische Staatspräsident Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi (1875-1955) und das Kabinett zurück.

  • 22. 3. - 1. 8.

    Räterepublik in Ungarn: Der Revolutionäre Regierende Rat übernimmt die Regierungsgewalt, die Sozialistenpartei wird zur Einheitspartei erklärt. Gegen die Räterepublik entsenden die Alliierten Truppen, auch tschechoslowakische und rumänische Verbände greifen ein.

  • Walter Gropius gründet das Kunstinstitut Bauhaus in Weimar.

  • 23. 3.

    Der ehemalige österreichische Kaiser und ungarische König Karl I. verlässt Österreich und geht in die Schweiz ins Exil.

  • Der frühere sozialistische Politiker Benito Mussolini gründet in Mailand die faschistische Organisation "Fasci di combattimento".

  • 24. 3.

    Als oberstes Gremium der Pariser Friedenskonferenz konstituiert sich der "Rat der Vier": Woodrow Wilson (USA), Georges Clemenceau (Frankreich),David Lloyd George (Großbritannien) und Vittorio Emanuele Orlando (1860-1952) (Italien).

  • Käthe KollwitzLovis Corinth und weitere Künstler werden an die Preußischen Akademie der Künste in Berlin berufen.

  • 25. 3.

    Freitod des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck in Berlin.

APRIL

  • 1. 4.

    Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp 350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf.

  • 5. 4.

    Das britische Unterhaus nimmt eine Gesetzesvorlage zur Gleichstellung der Frauen an.

  • 7. 4.

    Ausrufung der Räterepublik in München durch den Zentralrat der bayerischen Republik und den Revolutionären Arbeiterrat. Die gewählte Regierung unter Johannes Hoffmann (1867-1930), SPD, verlegt ihren Sitz nach Bamberg.

  • 8. 4.

    Telegraphisch fordern 233 Abgeordnete des Unterhauses vom britischen Premierminister David Lloyd George eine harte Haltung bei den Friedensverhandlungen: Deutschland solle seine Alleinschuld am Kriegsausbruch anerkennen und zu hohen Reparationszahlungenverpflichtet werden.

  • 12. 4.

    Gründung des Reichsverbands der deutschen Industrie als Spitzenverband der Unternehmerverbände.

  • 13. 4.

    Die Räterepublik in München gelangt unter den Einfluß von Kommunisten. Sie stellen eine Rote Armee auf und kämpfen für die Diktatur des Proletariats. Die gesetzgebende Gewalt übertragen sie einem vierköpfigen Vollzugsrat unter Leitung von Eugen Leviné (1883-1919).

  • 15. 4.

    Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet ein provisorisches Gesetz, das den 1. Mai für das Jahr 1919 zum allgemeinen Feiertag für einen "gerechten Frieden" erklärt.

  • 16. 4.

    Württembergische Verbände, Einheiten der neuformierten Vorläufigen Reichswehr sowie bayerische Freiwilligenverbände marschieren auf München.

  • 17. 4.

    "Gründonnerstagsputsch" in Wien: Nach ungarischem Vorbild wollen Kommunisten eine Räterepublik konstituieren. Die Polizei verhindert den Putsch mit Waffengewalt.

  • Charlie Chaplin, David Wark Griffith (1875-1948) und andere Künstler gründen die Produktions- und Verleihgesellschaft United Artists (UA).

  • 28. 4.

    Die Delegierten der Pariser Friedenskonferenz nehmen die endgültige Völkerbundsatzung einstimmig an.

  • Im Deutschen Reich tritt die gesetzliche Regelung zur Einführung der Sommerzeit in Kraft. Mit der umstrittenen Maßnahme soll Energie eingespart werden.

  • 29. 4.

    Zur Entgegennahme der Friedensbedingungen der Alliierten trifft die deutsche Delegation in Versailles ein.

  • In München wird die "Diktatur der Roten Garde" errichtet. Mehrere rechtsgerichtete Freikorps greifen in die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik ein.

  • 30. 4.

    In München erschießen Soldaten der Roten Armee zehn Geiseln. Für die Exekution wurden vor allem Angehörige der völkischen "Thule-Gesellschaft" ausgewählt. Die Gegner der Münchner Räterepublik setzen ihren Kampf verstärkt fort.

MAI

  • 1. 5.

    Die Maifeiern verlaufen im Deutschen Reich ohne Zwischenfälle.

  • 2. 5.

    Nach blutigen Straßenschlachten endet die Münchner Räterepublik mit der Besetzung Münchens durch regierungstreue Verbände. Etwa 450 Aufständische und 150 Angehörige der regierungstreuen Truppen werden getötet.

  • 7. 5.

    Übergabe des Entwufs für den Versailler Vertrag an die Delegierten des Deutschen Reichs. Die Friedensbedingungen werden in Deutschland als niederschmetternd empfunden. Die Alliierten fordern die Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld durch Deutschland, die Aufgabe seiner Kolonien und weitgehende Gebietsabtretungen, ferner verlangen sie den Einzug des deutschen Auslandsvermögens. Außerdem wird die Auslieferung von deutschen "Kriegsverbrechern" und des Ex-Kaisers Wilhelm II. gefordert. Der Anschluss von Deutsch-Österreich an Deutschland wird untersagt. Dem Deutschen Reich wird ein Berufsheer von 100.000 Mann zugestanden, die allgemeine Wehrpflicht soll abgeschafft werden. Das linke Rheinufer soll militärisch geräumt und von den Alliierten besetzt werden. Die geforderten Reparationszahlungen übersteigen alle Befürchtungen.

  • 8. 5.

    Die Reichsregierung erlässt Aufrufe gegen den "Gewaltfrieden von Versailles". Auch die britische Labour Party und die französische Gewerkschaft Confédération Générale du Travail (CGT) protestieren gegen den Vertragsentwurf. Er verneine das Selbstbestimmungsrecht der Völker und damit ein wesentliches Kriegsziel der Alliierten.

  • 12. - 15. 5.

    Zweiter Internationaler Frauenfriedenskongress in Zürich.

  • 12. 5.

    Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Scheidemann erklärt, der Vertrag sei unannehmbar.

  • 13. 5.

    In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms von US-Präsident Wilson.

  • 14. 5.

    Die Mörder Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts werden zu äußerst milden Freiheitsstrafen verurteilt. Einem der Täter glückt zwei Tage nach Haftantritt mit Hilfe von Reichswehr-Offizieren die Flucht aus dem Gefängnis.

  • 17. 5.

    Mit dem amerikanischen Riesenflugzeug "N.C.4" gelingt die erste Überquerung des Atlantischen Ozeans.

  • 23. 5.

    Eröffnung der Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste in Berlin. Es werden Werke von Corinth, Georg Kolbe (1877-1947), Kollwitz, Lehmbruck und weiteren Künstlern gezeigt.

  • 31. 5.

    Wiederwahl von Hoffmann zum bayerischen Ministerpräsidenten.

  • Der Leichnam Rosa Luxemburgs wird im Landwehrkanal gefunden. An der Beisetzung im Juni nehmen Tausende von Menschen teil.

JUNI

  • 2. 6.

    In Berlin erscheint das "Dadaistische Manifest". Gründung der Zeitschrift "Der Dada" durch Raoul Hausmann.

  • 3. 6.

    Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der Münchener Räterepublik wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am nächsten Tag wird das Urteil vollstreckt.

  • 11. 6.

    Der Delegationsführer des britischen Schatzamtes bei der Pariser Friedenskonferenz, John Maynard Keynes, (1883-1946) tritt in der Überzeugung zurück, daß die dem Deutschen Reich aufgezwungenen Reparationszahlungen zu einer weltweiten Finanzkatastrophe führen.

  • 16. 6.

    Die Alliierten stellen dem Deutschen Reich ein auf fünf Tage befristetes Ultimatum zur Annahme des Versailler Vertrags. Einen Antrag auf Revisionsverhandlungen lehnen sie ab.Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub des Ultimatums von zwei Tagen.

  • 18./19. 6.

    In der Kabinettssitzung votieren angesichts des ablaufenden Ultimatums sieben Minister für und sieben Minister gegen die Annahme des Versailler Vertrags. Scheidemann hat sich schon vorher auf Ablehnung festgelegt.

  • 19. 6.

    Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Orlando. Das Parlament hat ihm wegen seines widersprüchlichen Auftretens auf der Pariser Friedenskonferenz das Mißtrauen ausgesprochen.

  • 20. 6.

    Das Kabinett Scheidemann tritt zurück.

  • 21. 6.

    Der Sozialdemokrat Gustav Bauer bildet eine neue Reichsregierung aus SPD und Zentrum. Die Deutsche Demokratische Partei (DDP) lehnt eine Regierungsbeteiligung zunächst ab. Die in der Bucht von Scapa Flow (Orkney-Inseln/Großbritannien) internierte deutsche Kriegsflotte wird von der eigenen Besatzung versenkt.

  • 21./22. 6.

    Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet.

  • 22. 6.

    Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten.

  • 23. 6.

    Die Reichsregierung sieht sich zur Annahme des Versailler Vertrags gezwungen. Man fürchtet die Folgen einer militärischen Intervention.

  • 25. 6.

    Rücktritt von Generalfeldmarschall Hindenburg und Auflösung der Obersten Heeresleitung (OHL). In einem Schreiben an den Oberkommandierenden der Alliierten Streitkräfte, Marschall Ferdinand Foch, bittet Hindenburg, von der Auslieferung des Ex-Kaisers Wilhelm II. abzusehen.

  • 28. 6.

    Unterzeichnung des Friedensvertrags durch das Deutsche Reich im Spiegelsaal des Versailler Schlosses, in dem 1871 Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert worden war. Reichsaußenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichnen. Sie werden dafür von der nationalistischen Rechten attackiert.

  • Die Alliierten erkennen Polen als unabhängigen Staat an und sprechen ihm große Teile der preußischen Provinzen Posen und Westpreußen zu. Über die nationale Zugehörigkeit weiterer Teile Westpreußens, Oberschlesiens und Masurens soll es eine Volksabstimmung geben.

JULI

  • 3. 7.

    Die Weimarer Nationalversammlung verabschiedet die Annahme der neuen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold.

  • 5. 7.

    Gründung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) als Spitzenorganisation von 52 Arbeitnehmerverbänden. Erster Vorsitzender wird Legien.

  • 8. 7.

    Reichsfinanzminister Matthias Erzberger (Zentrum) stellt der Weimarer Nationalversammlung die geplante Finanzreform mit der Einführung einer Einkommensteuer und eines Finanzausgleichs vor.

  • 9. 7.

    Die Weimarer Nationalversammlung ratifiziert den Versailler Vertrag und die Ausführungsbestimmungen über die militärische Besetzung des Rheinlands.

  • 12. 7.

    Aufhebung der Seeblockade durch die Alliierten. Der 1915 verhängten "Hungerblockade" fielen in Deutschland rund 750.000 Menschen zum Opfer.

  • 16. 7.

    Das Münchner Standgericht verurteilt den Dramatiker und Münchner Rätepolitiker Ernst Toller zu fünf Jahren Festungshaft wegen Hochverrats.

  • 19. 7.

    Tod des Chemikers Emil Fischer (1852-1919) in Berlin.

  • 20. 7.

    In Saint-Germain übergeben die alliierten Staaten die Friedensbedingungen an Deutsch-Österreich. Staatskanzler Renner spricht sich vehement gegen die geforderte Abtretung Böhmens und Mährisch-Schlesiens aus.

  • 23. 7.

    Der türkische General Kemal Atatürk erklärt die von ihm kontrollierten Gebiete der Türkei für unabhängig und eröffnet in Erzurum den ersten Nationalkongreß.

  • 31. 7.

    Mit 262 Ja- zu 75 Nein-Stimmen wird die "Weimarer Verfassung" von der Nationalversammlung gegen die Stimmen von USPD, Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) und Deutscher Volkspartei (DVP) verabschiedet. Es ist die erste parlamentarisch-demokratische Verfassung Deutschlands. Das Reich wird als parlamentarische Republik konstituiert. Der auf vier Jahre gewählte Reichstag übt die Gesetzgebung, das Budgetrecht und die Kontrolle der Exekutive aus. Als starkes Gegengewicht wird das Amt des Reichspräsidenten mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Der auf sieben Jahre gewählte Reichspräsident hat das Recht zur Reichstagsauflösung. Der Artikel 48 gewährt ihm das Recht zur Verhängung des Ausnahmezustands und zum Erlaß von Notverordnungen.

AUGUST

  • 1. 8.

    Zusammenbruch der Räterepublik in Ungarn. Der Revolutionäre Regierende Rat gibt seinen Rücktritt in Budapest bekannt. Ein von Vertretern der Gewerkschaften gebildetes sozialistisches Kabinett übernimmt die Regierungsgewalt.

  • 4. 8.

    Auf Befehl der Alliierten besetzen rumänische und französische Truppen die ungarische Hauptstadt Budapest.

  • 6. 8.

    Die Alliierten zwingen die sozialistische Regierung Ungarns zum Rücktritt und ernennen Erzherzog Joseph von Österreich (1872-1942) zum vorläufigen Staatsoberhaupt.

  • 9. 8.

    Tod des Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel in Jena.

  • 11. 8.

    Reichspräsident Ebert unterzeichnet die Weimarer Reichsverfassung. Sie ist ein Kompromiss zwischen sozialistischen, bürgerlich-liberalen und konservativen Vorstellungen. Das Deutsche Reich ist eine demokratische Republik. Die Reichsgewalt ist weit stärker manifest als in der Verfassung von 1871. Der für sieben Jahre gewählte Reichspräsident kann mit dem Notverordnungsrecht des Artikels 48 zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung die Verfassung zeitweise außer Kraft setzen.

  • In Berlin beginnen deutsch-polnische Verhandlungen über "politisch-rechtliche Fragen, Kriegsgefangenenfragen, wirtschaftliche und Finanzangelegenheiten" gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags. Die Verhandlungen werden nach Ausbruch der Unruhen in Oberschlesien am 20. August abgebrochen.

  • Tod des amerikanischen Industriellen Andrew Carnegie (1835-1919) in Lenox (Massachusetts/USA).

  • 12. 8.

    Übernahme der ungarischen Wehrmacht durch den früheren Konteradmiral Miklós Horthy (1868-1957). Es folgt ein blutiger "weißer" Terror. Rund 5.000 Anhänger der Räterepublik werden ermordet.

  • 14. 8.

    Mit der Veröffentlichung im Reichsgesetzblatt tritt die neue deutsche Verfassung in Kraft.

  • 20. 8.

    Heftige Unruhen in Oberschlesien veranlassen die polnische Regierung zum Abbruch der Verhandlungen mit der Reichsregierung über Fragen der Gebietsabtretungen.

  • 24. 8.

    Tod des DDP-Vorsitzenden Friedrich Naumann in Travemünde (Schleswig- Holstein).

SEPTEMBER

  • 2. 9.

    Der französische Ministerpräsident Clemenceau fordert im Namen der Entente-Staaten das Deutsche Reich auf, den Artikel 61, Absatz 2, der Reichsverfassung zu streichen. Dieser beinhaltet die Zulassung Deutsch-Österreichs zum Reichsrat und die Gleichstellung Deutsch-Österreichs mit den deutschen Ländern.

  • 3. 9.

    Italien führt das Frauenwahlrecht ein.

  • 10. 9.

    Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Deutsch-Österreich und den Entente-Staaten in Saint-Germain bei Paris. Österreich muß Südtirol bis zum Brenner, das Küstenland mit Görz und Triest, Istrien und Gebiete von Dalmatien an Italien abtreten. Dem Land wird ein Berufsheer mit 30.000 Mann zugestanden. Für die Lufthoheit und die Hoheit über die Wasserstraßen werden Auflagen wie im Versailler Vertrag erteilt. Gleiches gilt für Reparationszahlungen. Österreich wird ein Anschluß an das Deutsche Reich untersagt.

  • 12. 9.

    Adolf Hitler besucht eine Versammlung der antisemitischen DAP und hört einen Vortrag von Gottfried Feder. Wenige Tage später tritt Hitler der DAP mit der Mitgliedsnummer 555 bei.

  • Der italienische Dichter und Politiker Gabriele D'Annunzio (1863-1938) besetzt mit einem Freikorps die zwischen Italien und Kroatien umstrittene Stadt Fiume (heute: Rijeka). Die Entente-Staaten zeigten sich unschlüssig, ob sie die Stadt dem neugegründeten Staat "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" zusprechen sollen.

  • 18. 9.

    Die Reichsregierung beschließt, den Absatz 2 des Artikels 61 der Reichsverfassung zu streichen.

  • 26. 9.

    Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Verhandlungen über die Übergabe deutscher Gebiete an Polen.

  • 30. 9.

    Die Nationalversammlung tritt zu ihrer ersten Sitzung in Berlin zusammen, nachdem "Ruhe und Ordnung" in der Reichshauptstadt wiederhergestellt sind.

  • In Berlin wird das Theater "Die Tribüne" des Regisseurs Erwin Piscator mit dem Drama "Die Wandlung" von Ernst Toller eröffnet.

OKTOBER

  • 1. 10.

    Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags werden die Kriegsministerien der deutschen Länder aufgelöst. Sie werden im Reichskriegsministerium unter Reichswehrminister Noske zu einer Befehlsstelle zusammengefaßt.

  • 2. 10.

    Ratifikation des Versailler Vertrags durch die französische Abgeordnetenkammer. In Italien und Großbritannien wird das Vertragswerk ebenfalls im Oktober ratifiziert.

  • 3. 10.

    Die Reichsregierung fordert gemäß den Bedingungen des Versailler Vertrags die noch im Baltikum stehenden deutschen Einheiten auf, das Gebiet zu räumen. Die Freiwilligenverbände kämpfen hier seit November 1918 gegen sowjetrussische Truppen. Sie folgen der Aufforderung der Reichsregierung nicht.

  • 8. 10.

    Ein Arbeiter gibt mehrere Schüsse auf den USPD-Vorsitzenden Hugo Haaseab. Haase stirbt am 7. November an den Folgen des Attentats.

  • 10. 10.

    Der Oberste Rat der Alliierten verhängt eine Wirtschaftsblockade über Sowjetrußland.

  • Gegen den Befehl der Reichsregierung kämpfen deutsche Truppen im Baltikum als "Vorhut gegen den Bolschewismus" weiter und greifen Riga an. Die alliierten Staaten sperren daraufhin die Ostsee für alle deutschen Schiffe.

  • Uraufführung der Oper "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss in Wien.

  • 14. 10.

    Die preußische Landesversammlung verabschiedet einen Gesetzentwurf zur Errichtung der Provinz Oberschlesien.

  • 16. 10.

    Die österreichische Nationalversammlung in Wien ratifiziert den Vertrag von Saint Germain.

  • 21. 10.

    Umbenennung von Deutsch-Österreich in Republik Österreich. Die Rote Armee unter Leo D. Trotzki zerschlägt die Truppen der weißen Gegenregierung bei Petrograd (heute: St. Petersburg). Ohne Aussicht, den "Weißen" zu helfen, zieht sich die britische Kriegsflotte in der Ostsee daraufhin nach Riga zurück.

  • 24. 10.

    Unterzeichnung des deutsch-polnischen Abkommens über die militärische Räumung der an Polen abzutretenden Gebiete.

  • 29. 10.

    Der US-Kongreß verabschiedet gegen das Veto des Präsidenten das Antialkoholgesetz, die "Prohibition" beginnt.

  • 30. 10.

    Die Reichsregierung erklärt alle deutschen Soldaten im Baltikum, die nicht bis zum 11. November die deutsche Grenze passieren, als "fahnenflüchtig".

NOVEMBER

  • 3. 11.

    Die alliierten Staaten fordern Deutschland auf, den noch nicht erfüllten Waffenstillstandsbedingungen nachzukommen. Dazu gehört u.a. die Ablieferung der gesamten deutschen Handelsflotte.

  • 7. 11.

    Auflösung des Reichskolonialministeriums.

  • 13. 11.

    Nach Aufforderung der Alliierten räumen die rumänischen Truppen die ungarische Hauptstadt Budapest.

  • Der Physiker Max Planck und der Chemiker Fritz Haber erhalten für ihre Forschungen den Nobelpreis.

  • 16. 11.

    Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer in Frankreich siegt der konservative "Nationale Block". Die Linksparteien müssen Stimmenverluste hinnehmen.

  • 18. 11.

    Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff nehmen vor dem Untersuchungsausschuss des Reichstags über die Friedensmöglichkeiten imErsten Weltkrieg Stellung. Hindenburgs Aussage, die deutsche Armee sei nicht besiegt, sondern von hinten "erdolcht" worden, begründet dieDolchstoßlegende.

  • Der US-Senat lehnt mit 53 zu 38 Stimmen die Ratifizierung des Versailler Vertrags ab und tritt auch nicht dem Völkerbund bei. Die Vereinigten Staaten kehren zur Politik der "splendid isolation" zurück und konzentrieren sich auf ihre primären Interessen.

  • 25. 11.

    Das Deutsche Reich und Polen schließen ein Abkommen über den Abzug von Truppen aus den Teilen Westpreußens, in denen eine Volksabstimmung stattfinden soll.

  • 27. 11.

    Der Friedensvertrag zwischen den Alliierten und Bulgarien wird in Neuilly-sur-Seine bei Paris unterzeichnet.

  • 28. 11

    Das Berliner Schauspielhaus mit 5.000 Plätzen wird feierlich eröffnet. Der Regisseur Max Reinhardt erhält damit das von ihm mehrfach geforderte Großtheater.

  • 30. 11. - 6. 12.

    Parteitag der USPD in Leipzig. Es wird ein Aktionsprogramm verabschiedet, das eine politische Kooperation mit der SPD ausschließt. Die USPD hält an einer auf dem Rätesystem basierenden sozialistischen Demokratie fest.

DEZEMBER

  • 3. 12.

    Tod des französischen Malers und Bildhauers Auguste Renoir (1841-1919) in Cagnes-sur-Mer.

  • 6. 12.

    Die Krupp-Werke liefern die erste selbst gefertigte Lokomotive aus. Der führende deutsche Rüstungsbetrieb steht im Prozeß der Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft.

  • 8. 12.

    Der Oberste Rat der Alliierten legt die neue Ostgrenze Polens fest. Die später nach dem britischen Außenminister George Curzon (1859-1925) benannte "Curzon-Linie" verläuft entlang der Flüsse Bug und Njemen. Polen erhebt Anspruch auf weiter östlich gelegene Gebiete.

  • 16. 12.

    Die russische Rote Armee erobert die ukrainische Hauptstadt Kiew.

  • 17. 12.

    Die Deutsche Nationalversammlung in Berlin verabschiedet das Reichsnotopfergesetz, das eine einmalige Vermögensabgabe zur Begleichung der Reichsschulden vorsieht.

  • 19. 12.

    Der ehemalige Reichskanzler Scheidemann wird zum Oberbürgermeister von Kassel gewählt.

  • 21. 12.

    Die niederländische Regierung erklärt, daß sie Ex-Kaiser Wilhelm II. nicht an die Alliierten ausliefern werde.

  • 28. 12.

    Auf den internationalen Devisenmärkten fällt die Mark auf ihren tiefsten Stand seit Jahresbeginn.

Chronik 1920

JANUAR

  • 3. 1.

    Im Ruhrgebiet und in Schlesien beginnen Streiks von Eisenbahnern für Teuerungszuschläge von 100 bis 175 Prozent. Bergarbeiter fordern die Einführung der Sechs-Stunden-Schicht. Nach Verhängung des Ausnahmezustands endet der Streik am 14. Januar mit geringen Zugeständnissen der Arbeitnehmer.

  • 5. 1.

    Der amerikanische Nationalheld George Herman ("Babe") Ruth (1895-1948) wechselt für die bis dahin höchste Ablösesumme im Baseball von 125.000 Dollar von den Boston Red Sox zu den New York Yankees.

  • 6. 1.

    Tod des österreichischen Politikers Heinrich Lammasch in Salzburg.

  • 10. 1.

    Der Friedensvertrag von Versailles tritt in Kraft. Durch Gebietsabtretung wird u.a. der sogenannte Polnische Korridor geschaffen, der Polen den Zugang zur See eröffnet. Danzig und das Memelland werden vom Deutschen Reich abgetrennt und unter den Schutz des Völkerbunds gestellt. Im besetzten Rheinland übt die Interalliierte Hohe Kommission die Hoheitsbefugnisse aus, das Saarland wird dem Völkerbund unterstellt.

  • Beginn der Repatriierung der Kriegsgefangenen sowie heimkehrender Deutscher aus den ehemaligen Kolonien.

  • 13. 1.

    Massendemonstration der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) sowie der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gegen die geplante Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes vor dem Reichstag. Die preußische Sicherheitspolizei schießt in die Menge, 42 Menschen kommen ums Leben.

  • 16. 1.

    Konstituierende Sitzung des Völkerbundrats in Paris.

  • In den USA tritt die "Prohibition" als 18. Verfassungszusatz in Kraft: Herstellung, Konsum und Vertrieb alkoholischer Getränke sind verboten.

  • Anton Graf von Arco auf Valley (1897-1945), der Mörder des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, wird zum Tode verurteilt. Während des Prozesses demonstrieren antisemitische Studenten an der Münchner Universität für eine Begnadigung Arcos. Sie bezeichnen Eisner als Symbolfigur des "jüdischen Bolschewismus". Die bayerische Regierung begnadigt Arco einen Tag später zu lebenslanger Freiheitsstrafe.

  • 17. 1.

    In Frankreich wählt die Nationalversammlung den nationalistischen Politiker Paul Deschanel(1856-1922) zum Nachfolger von Staatspräsident Raymond Poincaré. Der amtierende Ministerpräsident Georges Clemenceau, der gegen Deschanel angetreten war, erklärt seinen Rücktritt. Neuer Ministerpräsident wird der nationalistische Politiker Alexandre Millerand (1859-1943).

  • 18. 1.

    Die deutsche Nationalversammlung verabschiedet das Betriebsrätegesetz. Es beschränkt die Tätigkeit der Betriebsräte auf soziale Funktionen und sieht keine betriebswirtschaftliche Mitbestimmung vor.

  • 19. 1.

    Beginn des Prozesses gegen den deutschnationalen Politiker Karl Helfferich. Dieser hatte im Sommer 1919 den Vizekanzler und ReichsfinanzministerMatthias Erzberger (Zentrum) der Verquickung von politischer Tätigkeit und eigenen finanziellen Interessen beschuldigt. Erzberger stellte daraufhin Strafantrag wegen Beleidigung.

  • 22. 1.

    Unter Berufung auf ihre Neutralitätspolitik verweigert die niederländische Regierung die von den Alliierten geforderte Auslieferung des Ex-KaisersWilhelm II.

  • 24. 1.

    Die internationale Reparationskommission nimmt gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags ihre Arbeit auf. Sie soll bis Mai 1921 die Höhe der vom Deutschen Reich zu zahlenden Reparationen feststellen. Vorerst war von Leistungen im Wert von 20 Milliarden Goldmark ausgegangen worden.

  • 25. 1.

    Tod des italienischen Malers Amedeo Modigliani (1884-1920) in Paris.

  • 26. 1.

    Vizekanzler und Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird bei einem Attentat durch einen Schuß verletzt. Der Täter, Oltwig von Hischfeld, nennt "nationalistische Interessen" als Motiv. Erzberger gilt bei der Rechten als "Vaterlandsverräter".

FEBRUAR

  • 2. 2.

    Die sowjetische Regierung erkennt die Unabhängigkeit von Estland an.

  • 3. 2.

    Gemäß dem Versailler Vertrag fordern die Alliierten die Auslieferung von 895 deutschen Politikern und Militärs, unter ihnen Theobald von Bethmann HollwegPaul von Hindenburg und Erich Ludendorff.

  • 5. 2.

    Die Reichsregierung lehnt die Auslieferung ab. Sie bietet die Einleitung eigener Ermittlungsverfahren an. Nach erfolgter Zustimmung werden am 24. März in Leipzig zwölf wenig prominente Angeklagte vor Gericht gestellt.

  • 8. 2.

    Tod des Schriftstellers Richard Dehmel in Blankenese bei Hamburg.

  • 10. 2.

    Im ersten vom Versailler Vertrag festgelegten Plebiszit votieren in der ersten Abstimmungszone von Nordschleswig 74,2 Prozent der Bevölkerung für den Anschluß an Dänemark. Die Einwohner der zweiten Zone stimmen am 14. März für den Verbleib bei Deutschland.

  • 12. 2.

    Der Oberste Rat der Alliierten verlängert die Fristen für die im Versailler Vertrag festgelegte Heeresverkleinerung des Deutschen Reiches auf 200.000 Mann bis zum 10. April und auf 100.000 Mann bis zum 10. Juli 1920.

  • 20. 2.

    Tod des amerikanischen Polarforschers Robert Edwin Peary (1856-1920) in Washington.

  • 21. 2.

    Für den Anschlag auf Reichsfinanzminister Erzberger wird Hirschfeld zu einer 18monatigen Freiheitsstrafe verurteilt.

  • 23. 2.

    Der frühere französische Staatspräsident Poincaré übernimmt den Vorsitz der alliierten Reparationskommission. Poincaré vertritt eine unnachgiebige Haltung gegenüber Deutschland.

  • 24. 2.

    Adolf Hitler, Propagandaleiter der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), verkündet auf einer Veranstaltung in München das Parteiprogramm der DAP, die sich wenig später in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei(NSDAP) umbenennt. Vor 2.000 Zuhörern erläutert er das 25 Punkte zählende Programm, das u.a. die Aufhebung des Versailler Vertrags und die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft für Juden fordert.

  • 26. 2.

    Aufgrund der schwierigen Versorgungslage in Italien wird die Zuteilung von Brot, Öl und Fleisch rationiert, Zuckerbäckerei wird ganz verboten.

  • 27. 2.

    Uraufführung des Films "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene (1873-1938).

  • 29. 2.

    Auf Drängen der Alliierten ordnet Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) die Auflösung der Freikorps Ehrhardt und Löwenfeld an. Der als "Vater der Freikorps" bekannte General Walther Freiherr von Lüttwitz, dem seit Frühjahr 1919 alle Truppen östlich der Elbe sowie die Verbände in Sachsen, Thüringen und Hannover unterstehen, widersetzt sich der Anordnung Noskes.

MÄRZ

  • 1. 3.

    Miklós Horthy (1868-1957) wird zum Reichsverweser in Ungarn ernannt. Er bezeichnet die ungarische Staatsform als "Monarchie mit vakantem Thron".

  • 4. 3.

    Umbenennung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).

  • 9. 3.

    Uraufführung des Films "Kohlhiesels Töchter" von Ernst Lubitsch in Berlin.

  • 10. 3.

    General Lüttwitz fordert ultimativ den Verzicht auf weitere Truppenentlassungen und zugleich den Rücktritt des ReichspräsidentenFriedrich Ebert.

  • 11. 3.

    Reichswehrminister Noske verfügt die Beurlaubung von General Lüttwitz.

  • 12. 3.

    Urteil im "Erzberger-Helfferich-Prozeß": Helfferich wird zu einer niedrigen Geldstrafe verurteilt. Die Aussagen und Vorwürfe im Prozeßverlauf diskreditieren Erzberger so sehr, daß er kurz darauf von seinen Regierungsämtern zurücktritt.

  • 13. 3.

    Unter der Führung von Lüttwitz besetzt die Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel. Sein Staatsstreich wird als Lüttwitz-Kapp-Putschbekannt.

  • Mit Ausnahme von General Walther Reinhardt (1872-1930), Chef der Heeresleitung, lehnt die Reichswehrführung unter der Leitung von Hans von Seeckt jede militärische Maßnahme gegen die Putschisten ab.

  • Mit Unterstützung von General Lüttwitz erklärt sich der Jurist und PolitikerWolfgang Kapp zum neuen Reichskanzler. Reichspräsident Ebert und die sozialdemokratischen Minister der Reichsregierung proklamieren denGeneralstreik. Die USPD, die KPD, die DDP und die Gewerkschaften fordern später jeweils gesondert zum Generalstreik gegen die Putschisten auf. Die Ministerialbürokratie versperrt sich den Putschisten.

  • Ein Teil der verfassungsmäßigen Reichsregierung weicht nach Dresden, später nach Stuttgart aus.

  • In Bayern gelingt der Umsturz: Nach einem Ultimatum der Militärs tritt die SPD-Regierung zurück. Gustav Ritter von Kahr bildet eine neue rechtsgerichtete Regierung.

  • 14. 3.

    Im südlichen Teil des Abstimmungsgebiets in Nordschleswig votieren 81 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib im Deutschen Reich. Die neue deutsch-dänische Grenze wird am 26. Mai festgelegt.

  • 15. 3.

    Im Ruhrgebiet bilden links eingestellte Arbeiter die sogenannte Rote Ruhrarmee, um in einem Aufstand gegen die putschenden Freikorps und sympathisierende Teile der Reichswehr zu kämpfen. In zahlreichen Städten bilden vor allem USPD und KPD sogenannte Vollzugsräte.

  • 16. 3.

    Zwölf Millionen Arbeiter beteiligen sich reichsweit am Generalstreik der Gewerkschaften.

  • 17. 3.

    Kapp gibt seinen Rücktritt als Reichskanzler bekannt. Im April reist er ungehindert mit einem Flugzeug nach Schweden. Lüttwitz begibt sich zunächst unbehelligt nach Sachsen, um anschließend nach Ungarn auszureisen. Nach seiner Rückkehr in das Deutsche Reich 1923 sieht die Regierung von einer Anklageerhebung ab.

  • Als Bedingung für die Beendigung des Generalstreiks fordern die Gewerkschaften u.a. den Rücktritt von Reichswehrminister Noske.

  • Einheiten der Roten Ruhrarmee besiegen das Freikorps Lichtschlag und besetzen Dortmund.

  • 18. 3.

    Debatte in der deutschen Nationalversammlung über die politische Lage nach dem Lüttwitz-Kapp-Putsch. Heftige Kritik auch aus Reihen der SPD an Noske wegen seiner militärfreundlichen Politik.

  • 20. 3.

    Rückkehr der Nationalversammlung von Stuttgart nach Berlin.

  • In Essen erfolgt die Bildung eines Zentralrats der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht übernommen haben.

  • 22. 3.

    USPD, KPD und der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) erklären den Generalstreik für beendet.

  • Rücktritt Noskes und des regierungstreuen General Reinhardt. Neuer Reichswehrminister wird Otto Geßler (DDP), neuer Chef der Heeresleitung Seeckt.

  • 23. 3.

    Trotz des Aufrufs der Generalstreikleitung vom 22. März wird die Arbeit zum größten Teil nicht wieder aufgenommen. Die Reichsregierung nimmt mit Vertretern der Arbeiterräte Verhandlungen auf.

  • 24. 3.

    Die Reichsregierung fordert ultimativ bis zum 30. März das Ende der Aufstände im Ruhrgebiet. Das Ultimatum wird wenig später bis zum 2. April verlängert.

  • 25. 3.

    Rücktritt der Reichsregierung unter Gustav Bauer (SPD) sowie der preußischen Regierung.

  • 26. 3.

    Reichspräsident Ebert beauftragt den SPD-Politiker Hermann Müller mit der Bildung einer neuen Reichsregierung (Koalition aus Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD), Deutscher Demokratischer Partei (DDP) undZentrum). In Preußen kommt es unter Ministerpräsident Otto Braun (SPD) ebenfalls zu einer Regierungskoalition aus SPD, DDP und Zentrum.

APRIL

  • 2. 4.

    Nach Ablauf des Ultimatums marschieren Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein. Darunter befinden sich auch solche, die vorher den Lüttwitz-Kapp-Putsch unterstützt hatten.

  • Auf einer Delegiertenkonferenz der Arbeiterräte in Essen spricht sichWilhelm Pieck (KPD) für den Abbruch der Kämpfe aus.

  • 5. 4.

    Große Teile der Roten Ruhrarmee fliehen in die von französischen Truppen besetzte Zone.

  • 6. 4.

    Aus Protest gegen den Einmarsch der Reichswehr ins Ruhrgebiet besetzen französische Truppen u.a. Frankfurt/Main, Darmstadt und Hanau.

  • 8. 4.

    Die Regierungstruppen kontrollieren das Ruhrgebiet mit Ausnahme des südlichen Teils.

  • 15. 4.

    Ermordung zweier Angestellter bei einem Lohngeldraub in South Braintree. Die Verurteilung und noch mehr die Hinrichtung 1927 der beschuldigten italienischen Anarchisten Nicola Sacco (1891-1927) und Barolomeo Vanzetti (1888-1927) aus Massachusetts sollte einen der größten Justizskandale der USA auslösen. Die Schuld der beiden konnte nie nachgewiesen werden.

  • 16. 4.

    Kapp wird in Schweden verhaftet, aber nicht nach Deutschland ausgeliefert. 1922 stellt er sich freiwillig und stirbt während der Untersuchungshaft. Lüttwitz begibt sich nach Ungarn. Er kehrt 1923 unbehelligt nach Deutschland zurück.

  • 19.-26. 4.

    Der Oberste Rat der Alliierten verteilt auf der Konferenz von San Remo (Italien) die Mandatsgebiete für die nichttürkischen Teile des Osmanischen Reichs. Großbritannien erhält Mandate für Palästina und Mesopotamien, Frankreich für Syrien und Libanon.

  • 20. 4.

    Erste dadaistische Veranstaltung in Köln unter Beteiligung von Max Ernstund Hans Arp und weiterer Künstler (Dada).

  • 23. 4.

    Der Führer der nationalen Sammelbewegung der Türkei, Kemal Atatürkübernimmt die Leitung einer Gegenregierung gegen Staatsoberhaupt Sultan Mehmed VI. (1861-1926).

  • 25. 4.

    Beginn des polnisch-russischen Kriegs mit dem Einmarsch polnischer Truppen nach Rußland. Der polnische Staatschef J. K. Pilsudski plant die Wiederherstellung der Grenzen Polens entsprechend dem Zustand vor der Ersten Teilung des Landes von 1772.

  • 30. 4.

    Bildung des Landes Thüringen durch die Zusammenlegung der thüringischen Kleinstaaten.

MAI

  • 1. 5.

    In Baden, Lippe, Mecklenburg-Schwerin und Anhalt wird der 1. Mai erstmals als regulärer gesetzlicher Feiertag begangen.

  • Beginn eines Eisenbahnerstreiks in Frankreich, der sich zum Generalstreik unter Leitung der Gewerkschaft Confédération Général du Travail (CGT) ausweitet. Der Streik richtet sich gegen die rechtsorientierte französische Regierung, die dem Ausstand mit der Entlassung von 18.000 gewerkschaftlich organisierten Arbeitern begegnet. Der Streik endet ohne Erfolge für die Arbeiter am 28. Mai.

  • 6. 5.

    Verabschiedung des preußischen "Krüppelfürsorgegesetzes". Es regelt die staatliche Fürsorge für Behinderte, die bisher auf private Initiativen und meist konfessionell gebundene Wohlfahrtsverbände angewiesen waren.

  • 8. 5.

    Das "Gesetz zur Befriedung der Gebäude des Reichstags und der Landtage" tritt in Kraft. Damit sind Versammlungen unter freiem Himmel vor dem Reichstag innerhalb einer festgelegten "Bannmeile" untersagt.

  • 12. 5.

    Das neu verabschiedete Reichslichtspielgesetz dient als Handhabe zur Zensur von "Schmutz- und Schund-Aufklärungsfilmen", gleichzeitig aber auch von sozialkritischen Filmen.

  • Auf Anordnung des Chefs der Heeresleitung von Seeckt wird die Marinebrigade Ehrhardt aufgelöst. Große Teile des Freikorps werden von der Reichswehr übernommen und machen dort glänzende Karriere.

  • 15. 5.

    Uraufführung des Balletts "Pulcinella" von Igor Strawinsky durch das "Ballets Russes" in Paris.

  • 15. - 16. 5.

    Konferenz von Hythe: Die britische und die französische Regierung können sich nicht bezüglich der Höhe der deutschen Reparationszahlungen einigen.

  • Heiligsprechung von Jeanne d'Arc, der Jungfrau von Orléans (1412-1431), durch Papst Benedikt XV (1851-1922).

  • 18. 5.

    Rücktritt des Vorsitzenden der alliierten Reparationskommission, Poincaré. Er ist der Meinung, die Konferenz von Hythe habe die Befugnisse der Reparationskommission in unvertretbarem Maße eingeschränkt.

  • 19. 5.

    Der Völkerbundrat bestimmt Genf zum Sitz des Völkerbunds.

  • 20. 5.

    Mit den Stimmen der SPD fordert die Nationalversammlung von der Reichsregierung vergeblich die Aufhebung des Ausnahmezustandes in allen Teilen des Reichs. Einen Tag später wird die Nationalversammlung geschlossen.

  • 27. 5.

    Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt den Führer der nationalen Unabhängigkeitsbewegung Tomás G. Masaryk (1850-1937) erneut zum Staatspräsidenten.

JUNI

  • 4. 6.

    Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen den Alliierten und Ungarn in Trianon bei Paris. Ungarn muß 71 Prozent seines Territoriums abtreten, das Heer wird auf 35.000 Mann begrenzt.

  • 5. 6.

    Die von Raoul Hausmann und George Grosz initiierte Erste Internationale Dada-Messe in Berlin provoziert die Öffentlichkeit.

  • 6. 6.

    Bei den ersten Reichstagswahlen müssen die Parteien der "Weimarer Koalition" erhebliche Verluste hinnehmen. Gewinne erzielen die DNVP, dieDVP und die USPD.

  • 8. 6.

    Angesichts des schlechten Wahlergebnisses tritt Reichskanzler Müller zurück. Sein Nachfolger wird Konstantin Fehrenbach (Zentrum), der ein Minderheitskabinett mit der DVP und der DDP bildet.

  • 10. 6.

    In Darmstadt wird die Ausstellung "Deutscher Expressionismus" eröffnet, auf der Werke von Emil NoldeErnst BarlachPaul KleeWassily Kandinsky,Pablo Picasso und weiteren Künstlern zu sehen sind.

  • 11. - 20. 6.

    Erste Deutsche Reichsschulkonferenz in Berlin. Sie soll Aufschluß über die schulpolitischen Richtungen geben. Reformpädagogen fordern die Einführung der Einheits- und der Arbeitsschule, die alle Potentiale des Kindes fördern sollen.

  • 13. 6.

    Der 1. FC Nürnberg gewinnt die erste Deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Ersten Weltkrieg mit einem 2:0-Sieg gegen SpVgg Fürth.

  • 14. 6.

    Tod des Soziologen und Wirtschaftshistorikers Max Weber in München.

  • 22. - 27. 6.

    Hungerunruhen in Krefeld, Hamburg und anderen Städten. Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden Geschäfte und Warenhäuser gestürmt.

  • 23. 6.

    Das Gesetz über die Aufhebung der Standesvorrechte des Adels wird von der preußischen Landesversammlung verabschiedet. Adelige werden damit dem allgemeinen öffentlichen und bürgerlichen Recht unterstellt.

  • Auf dem Internationalen Handelskongreß der Alliierten in Paris wird die Gründung einer internationalen Handelskammer beschlossen.

  • 25. 6.

    Der Reichstag wählt den SPD-Politiker Paul Löbe zum neuen Reichstagspräsidenten.

  • 30. 6.

    Bildung des vorläufigen Reichswirtschaftsrats als verfassungsmäßiges Organ der Wirtschaftspolitik in Berlin.

JULI

  • 2. 7.

    Im polnisch-russischen Krieg geht die Rote Armee zur Offensive über.

  • 5. - 16. 7.

    Internationale Konferenz in Spa (Belgien) über die Durchführung der Bestimmungen des Versailler Vertrags. Während die Gesamthöhe der Reparationsforderungen ungeklärt bleibt, wird der Verteilerschlüssel festgelegt: Frankreich erhält 52 Prozent, England 22 Prozent, Italien zehn Prozent, Belgien acht Prozent. Die verbleibenden acht Prozent erhalten die restlichen Siegerstaaten.

  • 5. 7.

    Tod des Malers und Bildhauers Max Klinger in Großjena (Halle).

  • 9. 7.

    In Spa unterzeichnen die Vertreter des Deutschen Reichs und der Alliierten ein Abkommen zur deutschen Entwaffnung. Bis zum 1. Januar 1921 sollen das Heer auf 100.000 Mann verringert, die Wehrpflicht abgeschafft und jegliches Kriegsmaterial an die Alliierten abgeliefert werden.

  • 11. 7.

    Bei der Volksabstimmung im südlichen Ostpreußen und in Teilen Westpreußens votieren über 90 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib beim Deutschland.

  • Die britische Regierung schlägt Polen und Sowjetrußland eine Grenzziehung entlang der Sprachräume vor ("Curzon-Linie").

  • 19. 7. - 7. 8.

    Der Zweite Kongreß der Kommunistischen Internationale (Komintern) in Petrograd (heute: St. Petersburg) beschließt einen Katalog von 21 Aufnahmebedingungen für beitrittswillige Parteien. Dazu gehören u.a. ein rigoroser Zentralismus und der Bruch mit jeglichem Reformismus.

  • 22. 7.

    Auf dem zweiten Deutschen Studententag in Göttingen fordern Delegierte des Deutschen Hochschulrings den Ausschluß jüdischer Studenten.

  • 24. 7.

    Tod des Schriftstellers Ludwig Ganghofer in Tegernsee (Bayern).

AUGUST

  • 4. 8.

    Der Reichstag verkündet das "Amnestiegesetz", das (fast allen) am Lüttwitz-Kapp-Putsch sowie fast allen an den Märzaufständen Beteiligten Straffreiheit zusichert. Nur die "Urheber und Führer" sollen strafrechtlich verfolgt werden.

  • 5. 8.

    Der Reichstag verabschiedet das sogenannte Entwaffnungsgesetz. Sämtliche Militärwaffen in zivilem Besitz müssen abgeliefert werden. Bis Ende des Jahres werden 932 Geschütze, Minen- und Flammenwerfer, 1.680 Maschinenpistolen, über 18.000 Maschinengewehre, über 78.000 Revolver und Pistolen, über 85.000 Handgranaten, 46 Millionen Schuß Handfeuermunition sowie 2,2 Millionen Gewehre eingezogen.

  • 10. 8.

    Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen den Alliierten und der Türkei in Sèvres bei Paris. Das ehemalige Osmanische Reich wird auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe verkleinert. Die türkischen Nationalisten unter Atatürk erkennen den Vertrag nicht an.

  • 11. 8.

    In Genf findet die erste Ökumenische Konferenz ("Weltkirchenkonferenz") mit Kirchenvertretern aus Europa, Amerika und dem Orient statt. Die römisch-katholische Kirche beteiligt sich nicht an der Konferenz.

  • 14. 8.

    Waffenstillstandsvertrag zwischen Sowjetrußland und Finnland in Dorpat (heute: Tartu, Estland).

  • Offizielle Eröffnung der VII. Olympischen Spiele in Antwerpen, die bis zum 12. September dauern. Die Sportler kommen aus 29 Staaten, Vertreter der ehemaligen Mittelmächte sind nicht eingeladen.

  • Bildung der "Kleinen Entente" zwischen dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen sowie der Tschechoslowakei. Sie richtet sich gegen Revisionsansprüche von seiten Österreichs und Ungarns

  • 16. 8.

    Mit Hilfe der Franzosen gelingt Pilsudski die Wende im polnisch-russischen Krieg: Bei Warschau wird die Rote Armee geschlagen und zieht sich zurück. Kurz darauf beginnen Waffenstillstandsverhandlungen.

  • 17./18. 8.

    Schwere Auseinandersetzungen im oberschlesischen Kattowitz (heute: Kattowice) zwischen Deutschen und Polen.

  • 19./20. 8.

    Teile des Kreises Kattowitz werden von polnischen Aufständischen besetzt. Sie fordern u.a. die Abschaffung der deutschen Sicherheitswehr, die Aussiedlung aller zugezogenen Deutschen sowie die Errichtung polnischer Selbstverwaltungskörperschaften.

  • 22. 8.

    Mit der Aufführung des religiösen Mysterienspiels "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal in einer Inszenierung von Max Reinhardt werden die Salzburger Festspiele zum ersten Mal durchgeführt.

  • 26. 8.

    Erstürmung des französischen und des polnischen Konsulats in Breslau (heute: Wroclaw) durch deutsche Demonstranten.

  • Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts in den USA.

  • 31. 8.

    Tod des Philosophen und Psychologen Wilhelm Wundt (1832-1920) in Großbothen (bei Leipzig).

SEPTEMBER

  • 1. - 3. 9.

    Auf einer Reichskonferenz der USPD beschließt die Mehrheit der Delegierten die Ablehnung der 21 Aufnahmebedingungen der Komintern.

  • 8. 9.

    Tod des Verlegers Rudolf Mosse (1843-1920) in Schenkendorf.

  • Der italienische Politiker und Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) proklamiert den Freistaat Fiume (heute: Rijeka).

  • Das Komitee des indischen Nationalkongresses beschließt, das gegen die britische Kolonialmacht gerichtete Konzept zur Erlangung der Unabhängigkeit des Freiheitskämpfers "Mahatma" Gandhi (1869-1948) zu unterstützen.

  • 13. 9.

    Ernst Jünger gibt im Selbstverlag sein Kriegstagebuch "In Stahlgewittern" über das Weltkriegserlebnis heraus.

  • 16. 9.

    Aus Gesundheitsgründen tritt der französische Staatspräsident Deschanel zurück. Sein Nachfolger wird der bisherige Ministerpräsident Millerand.

  • 20. 9.

    Der Völkerbund bestimmt - trotz einer Anfechtung der Volksabstimmung - die Abtretung der Kreise Eupen und Malmedy an Belgien.

  • 26. 9.

    Auf der Hauptversammlung des Interessenvereins der chemischen Industrie spricht sich dessen Vorsitzender Carl Duisberg gegen eine Sozialisierung des Bergbaus aus.

OKTOBER

  • 1. 10.

    Das Groß-Berlin-Gesetz tritt in Kraft. Die Reichshauptstadt vergrößert sich durch die Eingemeindung von 7 Städten, 57 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken auf 3,86 Millionen Einwohner. Berlin ist nach New York und London die drittgrößßte Stadt.

  • Max Liebermann wird zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste gewählt.

  • 2. 10.

    Tod des Komponisten Max Bruch in Berlin.

  • 5. - 7. 10.

    Erster Kongreß gewerkschaftlicher Betriebsräte unter Leitung des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in Berlin. Die Mehrheit der Teilnehmer spricht sich für die Unterordnung der Betriebsräte unter die Gewerkschaften aus und lehnt die Forderung der KPD nach einem Ausbau der Betriebsräte zu selbständigen Kampforganisationen ab.

  • 12. - 17. 10.

    Auf dem Parteitag der USPD in Halle (Saale) entschließt sich die Mehrheit der Delegierten für die Annahme der 21 Bedingungen und den Anschluß an die Komintern. Dies hat die Spaltung der USPD zur Folge. Die linke Mehrheit nimmt Kontakt zur KPD auf.

  • 12. 10.

    Polen und Rußland schließen einen Präliminarfrieden. Rußland muß weite Gebiete an Polen abtreten.

  • 24. 10

    In Berlin wird die Hochschule für Politik mit Theodor Heuss als Leiter eröffnet.

  • 27. 10.

    Die alliierten Staaten beschließen die Errichtung der Freien Stadt Danzig (heute: Gdansk) gemäß den Vereinbarungen des Versailler Vertrags. Danzig erhält Souveränität und bildet eine Zollunion mit Polen.

  • 29. 10.

    Erstaufführung des Films "Der Golem/ Wie er in die Welt kam" mit Paul Wegener (1874-1948) in Berlin.

NOVEMBER

  • 2. 11.

    Der Republikaner Warren G. Harding (1865-1923) wird zum neuen Präsidenten der USA gewählt.

  • 8. 11.

    Das Preußische Kultusministerium verbietet das Tragen von Hakenkreuzen in Schulen als Ausdruck völkisch-antisemitischer Haltung.

  • 10. 11.

    Mit einer Notverordnung verbietet Reichspräsident Ebert Arbeitskämpfe in "lebenswichtigen Versorgungsbetrieben" wie der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung. Die Verordnung bleibt bis zum 20. Januar 1934 in Kraft.

  • 15. 11.

    In Genf findet die erste Vollversammlung des Völkerbunds mit 42 teilnehmenden Staaten statt.

  • Uraufführung des Revolutionsdramas "Masse Mensch" von Ernst Toller in Nürnberg.

  • 29. 11.

    Gründung des Gewerkschaftsrings Deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände. In ihm schließen sich der Verband der Deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker'scher Gewerkverein), der Allgemeine Eisenbahner-Verband und der Gewerkschaftsbund der Angestellten zusammen.

  • 30. 11.

    Durch eine neue Verfassung wird Preußen zum demokratisch-parlamentarischen Freistaat. Ministerpräsident wird der SozialdemokratOtto Braun.

DEZEMBER

  • 1. 12.

    Italienische Truppen beginnen mit der Blockade der von D'Annunzios Einheiten besetzten Stadt Fiume.

  • 4. - 7. 12.

    Vereinigungsparteitag des linken USPD-Flügels mit der KPD. Zu gemeinsamen Vorsitzenden werden Paul Levi (1883-1930) und Ernst F. Däumig (1866-1922) gewählt.

  • Uraufführung der Oper "Die tote Stadt" von Erich Korngold (1897-1957) in Hamburg und Köln.

  • 14. 12.

    Die Teilung Irlands in Nord- und Südirland durch den "Government of Ireland Act" der britischen Regierung führt zu schweren Unruhen.

  • Uraufführung des Films "Anna Boleyn" von Ernst Lubitsch mit Henny Porten und Emil Jannings in Berlin.

  • 16. 12.

    In München erwirbt die NSDAP für 120.000 Mark die Wochenzeitung (ab 1923: Tageszeitung) "Völkischer Beobachter". Die Bürgschaft für die Finanzierung übernimmt der neue Hauptschriftleiter Dietrich Eckart, der die Hälfte des Betrags aus einem Fonds der Reichswehr erhält.

  • Einstimmige Aufnahme der Republik Österreich in den Völkerbund.

  • 23. 12.

    In Berlin wird 20 Jahre nach seiner Entstehung das wegen "Unsittlichkeit" heftig umstrittene Theaterstück "Der Reigen" von Arthur Schnitzler zum ersten Mal in voller Länge aufgeführt.

  • 26. 12.

    Tod des Gewerkschaftsführers und Vorsitzenden des ADGB Carl Legien in Berlin.

  • 31. 12.

    D'Annunzio gibt die Besetzung von Fiume auf.

Chronik 1921

JANUAR

  • 2. 1.

    Tod des früheren Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg in Hohenfinow (Brandenburg).

  • 13. 1.

    Das Pariser Strafgericht verbietet die 1895 gegründete marxistisch orientierte Gewerkschaft Confédération Générale du Travail (CGT) wegen ihrer Beteiligung an einem Eisenbahnerstreik im Vorjahr.

  • 15. 1.

    Gründung der "Preußischen Königspartei", die sich für die Wiedereinführung der Monarchie einsetzt. Auf dem Kongress in Livorno (Ligurien) spalten sich die Kommunisten von der Sozialistischen Partei Italiens ab.

  • 16. 1.

    Nach einem Misstrauensvotum der französischen Nationalversammlung gegen die Regierung des Georges Leygues (1858-1933) wird der Sozialrepublikaner Aristide Briand neuer Ministerpräsident.

  • 21. 1.

    Machtkampf in der NSDAP: Adolf Hitler verzichtet auf den Vorsitz derNationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach seiner Meinung braucht die NSDAP einen Führer mit diktatorischen Vollmachten. Sein Amt als Propagandaleiter behält er bei.

  • 24. - 29. 1.

    Die Alliierten einigen sich in Paris auf die Festsetzung der deutschen Reparationszahlungen in Höhe von 226 Milliarden Goldmark. Die Zahlung soll sich auf 42 Jahre erstrecken.  

FEBRUAR

  • 1. 2.

    Die Reichsregierung bezeichnet die von der Entente beschlossenenReparationsforderungen als unerfüllbar. In Deutschland finden Protestkundgebungen gegen die Pariser Konferenz statt.

  • 2. 2.

    Uraufführung des Stücks "Orpheus und Eurydike" von Oskar Kokoschka in Frankfurt/Main.

  • 4. 2.

    Tod des Schriftstellers Carl Hauptmann (1858-1921) in Schreiberhau.

  • 5. 2.

    Erste Massenveranstaltung der NSDAP im Münchner Zirkus Krone als Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag und die Pariser Reparationsbeschlüsse.

  • 6. 2.

    Premiere des Films "The Kid" von und mit Charlie Chaplin. Es ist sein erster abendfüllender Film.

  • 7. 2.

    In einer Note an die Reichsregierung versichern die Alliierten, dass die jährlichen Reparationsleistungen sich in den ersten Jahren auf Sachleistungen beziehen, da sie den wirtschaftlichen Wiederaufschwung im Deutschen Reich nicht behindern wollen.

  • 18. 2.

    Die britische Armee besetzt im Kampf gegen die irische Unabhängigkeitsbewegung die Hauptstadt Dublin.

  • 19. 2.

    Frankreich und Polen schließen einen Militär- und Wirtschaftsvertrag. Polen erhofft sich Unterstützung gegen Sowjetrussland, Frankreich will die Isolierung des Deutschen Reiches.

  • 20. 2.

    Bei den Landtagswahlen in Preußen verlieren die Parteien der "Weimarer Koalition", Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Deutsche Demokratische Partei (DDP) und das Zentrum deutlich an Stimmen. Gewinner sind hauptsächlich die rechtsgerichteten Parteien.

  • 21. 2. - 14. 3.

    Londoner Konferenz der Alliierten zur definitiven Festlegung der deutschen Reparationszahlungen, die bereits in Paris im Januar erörtert wurden.

  • 24. 2.

    Rücktritt der beiden Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Ernst F. Däumig (1866-1922) und Paul Levi (1883-1930).Clara Zetkin und weitere Vorstandsmitglieder geben ebenfalls ihren Rücktritt bekannt. Ausschlaggebend war der Vorwurf von Karl Radek, Levi sei ein Anhänger der innerparteilichen Demokratie.

  • 26. 2.

    Gründung der Deutschen Luftpost GmbH zur Beförderung von Personen und Post durch Hugo Junkers in Danzig (heute: Gdansk).

  • 28. 2.

    Matrosenaufstand in Kronstadt bei Petrograd (heute: St. Petersburg) gegen die bolschewistische Regierung wegen der schlechten Versorgungslage.  

MÄRZ

  • 1. 3.

    Erste Vollsitzung der Vertreter der Alliierten und des Deutschen Reichs auf der Londoner Konferenz. Der Gegenvorschlag des parteilosen deutschen Außenministers Walter Simons (1861-1937) wird von den Alliierten ignoriert. Simons fordert den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland, eine Reduzierung der Reparationsleistungen und die Möglichkeit, einen Teil der Forderungen durch Auslandsanleihen zu decken.

  • Veröffentlichung des ersten Bands von Jaroslav Haseks (1883-1923) Roman "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkriegs" in Prag.

  • 7. 3.

    In London brechen die Alliierten die Verhandlungen mit dem Deutschen Reich ab. Der deutsche Außenminister rückte nicht von seinem Gegenvorschlag ab, obwohl der britische Premierminister David Lloyd George als Sprecher der Alliierten mit einer Besetzung des Ruhrgebiets drohte.

  • 7./8. 3.

    Nach der Ablehnung der Bedingungen der Alliierten durch die Reichsregierung besetzen französische Truppen Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort.

  • 8. 3.

    Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage in der Landwirtschaft proklamiert Wladimir I. Lenin in Sowjetrussland die Neue Ökonomische Politik (NEP), die eine teilweise Rückkehr zu kapitalistischen Wirtschaftsmethoden beinhaltet.

  • 12. - 22. 3.

    Auf der Kairoer Konferenz wird eine Lösung des Konflikts zwischen Arabern und Juden angestrebt. Großbritannien beschränkt den Geltungsbereich der Balfour-Deklaration auf das Gebiet westlich des Jordans. Damit verfügen die Juden nicht mehr über das ihnen ursprünglich zugesagte ungeteilte Palästina.

  • 18. 3.

    Der Friede von Riga zwischen Polen und Sowjetrußland setzt die polnische Ostgrenze fest. Sie liegt rund 300 Kilometer östlich der 1919 festgelegten "Curzon-Linie", erreicht jedoch nicht die historische Grenze vor der Zeit der Ersten Teilung Polens 1772.

  • Leo D. Trotzki schlägt mit der Roten Armee den Matrosenaufstand in Kronstadt blutig nieder.

  • 20. 3.

    In Oberschlesien votieren fast 60 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib beim Deutschen Reich. Dennoch bleibt die nationale Zugehörigkeit Oberschlesiens unklar.

  • 21. 3.

    Die KPD proklamiert im Mansfelder Industrierevier den Generalstreik. Mit der "Märzaktion" soll die Republik gestürzt werden. Es kommt zu schweren Kämpfen mit Regierungstruppen, bei denen auf beiden Seiten 200 Menschen ums Leben kommen. Am 2. April zieht die KPD den Streikaufruf zurück. Nach dem Aufstand treten 400.000 Mitglieder aus der Partei aus, das entspricht der Hälfte aller Mitglieder.

  • 23. 3.

    Verabschiedung des im Versailler Vertrag vorgesehenen Wehrgesetzes mit einem Truppenabbau der Reichswehr auf 100.000 Mann. Diese Zahl hätte ursprünglich bereits ein Jahr früher erreicht werden sollen.

  • 24. 3.

    In Monte Carlo beginnen die ersten olympischen Spiele der Frauen Das Internationale Olympische Komittee (IOC) schließt Frauen weiterhin von den Olympischen Spielen aus.

  • 29. 3.

    Als Reaktion auf die kommunistischen Streiks in Mitteldeutschland werden außerordentliche Gerichte zur schnelleren Verurteilung der festgenommenen Aufständischen eingerichtet.  

APRIL

  • 2. 4.

    Die Reparationskommission in Paris bewilligt die Errichtung einer Zollgrenze im besetzten Rheinland. Das besetzte Areal wird zu einem eigenständigen Wirtschaftsgebiet der Alliierten.

  • 11. 4.

    Tod der früheren Kaiserin Auguste Viktoria in Doorn (Niederlande).

  • 16. 4.

    Kundgebungen auf dem Wiener Rathausplatz fordern den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.

  • 18. 4.

    Tod des Verlegers August Scherl (1849-1921) in Berlin.

  • 19. 4.

    Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung findet die Beisetzung der verstorbenen Ex-Kaiserin in Potsdam statt.

  • 20. 4.

    Wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Schädigung des Ansehens der Besatzungsmacht werden mehrere deutsche Zeitschriften im Rheinland verboten.

  • 21. 4.

    Das "Korridorabkommen" zwischen Deutschland und Polen regelt den Verkehr nach Ostpreußen.

  • Die Dada-Küstler George GroszWieland Herzfelde und Johannes Baader (1875-1955) werden wegen Beleidigung der Reichswehr in der Graphikmappe "Gott mit uns" zu Geldstrafen verurteilt.

  • 24. 4.

    Bei einer inoffiziellen Volksabstimmung in Tirol votieren 98,8 Prozent der Wahlbeteiligten für den Anschluß an Deutschland.

  • 27. 4.

    Die Reparationskommission in Paris modifiziert die Zahlungsforderungen. Vom Deutschen Reich sollen 132 Milliarden Goldmark in 66 Jahresraten von je 2 Milliarden Goldmark gezahlt werden.  

MAI

  • 2. 5.

    Entgegen dem Ergebnis der Volksabstimmung vom 20. März fordern polnische Aufständische in Oberschlesien die Angliederung Oberschlesiens an Polen. Frankreich unterstützt die Aufständischen, England duldet die Bildung von deutschen Freiwilligentruppen.

  • 4. 5.

    Rücktritt der Regierung unter Konstantin Fehrenbach (Zentrum), da sie die Verantwortung für die Erfüllung der alliierten Zahlungsforderungen nicht übernehmen kann.

  • 5. 5.

    Sechs-Tage-Ultimatum an das Deutsche Reich zur Annahme des "Londoner Zahlungsplans". Die Alliierten drohen mit der Besetzung des gesamten Ruhrgebiets.

  • 6. 5.

    Der Abschluss eines Handelsvertrags zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland bedeutet die diplomatische Anerkennung der Sowjetregierung.

  • 10. 5.

    Joseph Wirth (Zentrum) bildet ein neues Reichskabinett mit den Parteien der Weimarer Koalition (SPD, DDP und Zentrum).

  • 11. 5.

    Der Reichstag nimmt mit 220 zu 172 Stimmen den Londoner Zahlungsplan bedingungslos an. Die Reichsregierung befürchtet bei fortgesetztem Widerstand den Verlust der britischen Unterstützung in Oberschlesien. Beginn der "Erfüllungspolitik": Man will die Auflagen erfüllen, um ihre Unerfüllbarkeit zu zeigen.

  • 15. 5.

    Durch Absprache mit dem italienischen Ministerpräsidenten Giovanni Giolitti erhalten die Faschisten bei den Parlamentswahlen in Italien 35 Mandate.

  • 22. 5.

    Erstes Automobilbahnrennen nach dem Ersten Weltkrieg auf der Opel-Bahn in Rüsselsheim.

  • 23. 5.

    Deutsche Freikorps erobern die stärkste Befestigung der Polen in Oberschlesien, den Annaberg.

  • 29. 5.

    Nach dem Plebiszit in Tirol stimmen inoffiziell auch in Salzburg 99,5 Prozent für den Anschluss an Deutschland. Die Alliierten drohen mit Streichung aller Hilfsprogramme, falls die Anschlussdebatte nicht beendet werde.

  • 30. 5.

    Der Direktor der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), Walther Rathenau (DDP), wird Wiederaufbauminister im Kabinett Wirth.  

JUNI

  • 1. 6.

    Wegen ihrer "Erfüllungspolitik" wird die Reichsregierung von den rechten Parteien im Reichstag stark kritisiert.

  • 7. 6.

    Eröffnung des ersten nordirischen Parlaments in Belfast.

  • 8. 6.

    Verteidigungsabkommen zwischen dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929: Jugoslawien), der Tschechoslowakei und Rumänien. Das Bündnis soll ungarischen Gebietsansprüchen entgegenwirken.

  • 9. 6.

    Ermordung des Führers der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Karl Gareis (1890-1921) in München. Trotz starker Verdachtsmomente gegen einen Angehörigen der rechtsradikalen Organisation "Consul" wird kein Täter ermittelt.

  • 11. 6.

    Die Alliierten entsenden britische Einheiten zur Beilegung der Kämpfe in Oberschlesien.

  • 12. 6.

    Mit einem 5:0-Sieg gegen Vorwärts Berlin wird der 1. FC Nürnberg Deutscher Fußballmeister.

  • 14. 6.

    Die britischen Truppen in Oberschlesien stellen ihre Vermittlungstätigkeiten ein, da von deutscher Seite die Anweisung zur Räumung der besetzten Gebiete nicht befolgt wird.

  • 22. 6.

    Der finnische Sportler Paavo Nurmi (1897-1973) läuft mit 30:40,2 Minuten einen neuen Weltrekord über 10.000 Meter.

  • 24. 6.

    Einigung zwischen der Reichsregierung und den Alliierten über die Räumung Oberschlesiens. Der deutsche Selbstschutz soll aufgelöst werden, wenn sich die polnischen Truppen hinter die deutsch-polnische Grenze zurückziehen.

  • 25. 6.

    Auf einem Kongreß berichtet der Chemiker Friedrich Bergius (1884-1949) über Erfolge bei der Kohleverflüssigung zur Gewinnung von Öl.  

JULI

  • 1. 7.

    Gründung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Zu den zwölf Gründungsmitgliedern gehört auch der Lehrer Mao Tse-tung.

  • 2. 7.

    In einem als "Boxkampf des Jahrhunderts" bezeichneten Kampf verteidigt der Amerikaner Jack Dempsey (1894-1984) seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht gegen den Franzosen Georges Carpentier (1894-1975) vor 120.000 Zuschauern durch einen K. o. in der vierten Runde.

  • 3. 7.

    Uraufführung des Einakters "Das Nusch-Nuschi" von Paul Hindemith in Stuttgart.

  • 11. 7.

    Waffenstillstand in Nordirland zur Vorbereitung von Verhandlungen zwischen der britischen Regierung und der irischen Unabhängigkeitsbewegung.

  • 24. 7.

    In Les Mans wird nach Ende des Ersten Weltkriegs der erste Große Preis des französischen Automobilclubs ausgetragen.

  • 27. 7.

    Den kanadischen Biochemikern Frederick Banting (1891-1941) und Charles Best (1899-1978) gelingt die Isolierung des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin. Damit existiert ein Heilungsmittel für Patienten, die bei einem Mangel dieses Hormons bisher im diabetischen Koma starben.

  • 29. 7.

    Auf einer Mitgliederversammlung der NSDAP wird Hitler zum Parteivorsitzenden als Nachfolger von Anton Drexler gewählt. Hitler erhält diktatorische Machtbefugnisse und propagiert die revolutionäre Durchsetzung der politischen Ziele auch mit Gewalt.

  • 30. 7.

    Erste Landung eines Flugzeugs auf dem Montblanc (300 Meter unterhalb des 4.807 Meter hohen Gipfels).  

AUGUST

  • 2. 8.

    Tod des italienischen Operntenors Enrico Caruso (1873-1921) in Neapel.

  • 3. 8.

    Auf Initiative Hitlers wird der NSDAP-Versammlungsschutz in eine paramilitärische Kampforganisation umgewandelt. Im November 1921 erfolgt die Umbenennung in Sturmabteilung (SA).

  • 7. 8.

    Tod des russischen Dichters Alexander Blok (1880-1921) in Petrograd (heute: St. Petersburg).

  • 12. 8.

    Der Oberste Rat der Alliierten beschließt die Aufhebung der Zölle für das besetzte Rheinland zum 15. September, falls das Deutsche Reich bis zum 31. August die Reparationszahlung von 1 Milliarde Goldmark leistet.

  • 15. 8.

    Dramatischer Kursverfall der deutschen Mark an der Frankfurter Devisenbörse. Die Reichsbank hatte Deviseneinkäufe getätigt, die den Wert der Goldreserven des Reichs überstiegen. Der Wert des US-Dollars steigt auf 88 Mark.

  • 24. 8.

    Eröffnung des Turmteleskops der Einstein-Stiftung (Einsteinturm) auf dem Telegraphenberg in Potsdam. In dem von Erich Mendelsohn entworfenen Turm soll die Relativitätstheorie von Albert Einstein überprüft werden.

  • 24./25. 8.

    Unterzeichnung der Friedensverträge zwischen den USA und dem Deutschen Reich bzw. Österreich. Die Verträge legen Reparationszahlungen fest, verzichten jedoch auf die Klärung der Kriegsschuldfrage.

  • 26. 8.

    Tödliches Attentat auf Matthias Erzberger (Zentrum) in Bad Griesbach (Schwarzwald) durch Heinrich Schulz und Heinrich Tillessen, Angehörige der rechtsradikalen Organisation "Consul". Erzberger hatte zuvor seine Rückkehr in die Politik angekündigt und die Politik des Ausgleichs mit den alliierten Staaten begrüßt.

  • Tod des Schriftstellers Ludwig Thoma (1867-1921) in Rottach am Tegernsee.

  • 28. 8. - 7. 9.

    Erster internationaler Anthroposophen-Kongress in Stuttgart.

  • 29. 8.

    Als Reaktion auf die Ermordung Erzbergers verhängt ReichspräsidentFriedrich Ebert den Ausnahmezustand. Unter Anwendung des Artikels 48 der Reichsverfassung werden Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Starke nationalsozialistische Agitationen in München.

  • 31. 8.

    Am Tag der Beisetzung Erzbergers finden im ganzen Reich Protestdemonstrationen gegen den Rechtsradikalismus statt.  

SEPTEMBER

  • 7. 9.

    Bei einer Unterredung mit Reichskanzler Wirth fordert eine Delegation derDeutschnationalen Volkspartei (DNVP) die Aufhebung des Ausnahmezustands und legt Beschwerde gegen die "allgemeine Hetze gegen rechts" ein.

  • 17. 9.

    Tod des Politikers Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld in Schloß Liebenberg bei Templin (Brandenburg).

  • In München findet erstmals nach dem Weltkrieg das seit 1811 gefeierte Oktoberfest statt.

  • 19. 9.

    Eröffnung der ersten deutschen Autorennstrecke, der Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße (AVUS) in Berlin.

  • 23. 9.

    Verabschiedung des Görlitzer Programms der SPD: Die Sozialdemokraten verstehen sich als "Partei des arbeitenden Volkes" und als "Kampfgemeinschaft für Demokratie und Sozialismus". Mit der Befürwortung einer möglichen Koalition mit der Deutschen Volkspartei(DVP) vollzieht die SPD eine Wendung zur rechtsbürgerlichen Mitte.

  • 24. 9.

    Erstes Autorennen auf der AVUS zwischen Berlin und Wannsee.

  • 26. 9.

    Eduard Benes (1884-1948) wird Ministerpräsident der Tschechoslowakei.

  • 27. 9.

    Tod des deutschen Komponisten Engelbert Humperdinck (1854-1921) in Neustrelitz. (Mecklenburg-Vorpommern).

  • 30. 9.

    Die Alliierten heben die über Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort verhängten Sanktionen auf, da Deutschland seinen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen ist.  

OKTOBER

  • 5. 10.

    Gründung des internationalen Schriftstellerverbands "Poets, Essayists, Novelists" (PEN) in London. John Galsworthy (1867-1933), der Autor der "Forsyte Saga", wird zum ersten Präsidenten gewählt.

  • 6. 10.

    Abschluss des "Wiesbadener Abkommens": Wiederaufbauminister Rathenau und der französische Politiker Louis Loucheur (1872-1931) vereinbaren die Begleichung eines Teils der Reparationszahlungen in Sachlieferungen.

  • Uraufführung des Films "Der müde Tod" von Fritz Lang mit Lil Dagover. Der Film wird als Vorreiter für die Erneuerung des deutschen Kinos gefeiert.

  • 12. 10.

    Der Völkerbundrat in Genf empfiehlt die Teilung Oberschlesiens. Die Empfehlung steht im Gegensatz zum Votum der Bevölkerung vom März 1921 und wird mit einer zahlenmäßigen Überlegenheit der polnischsprachigen Bevölkerung in den meisten Städten des Gebiets begründet.

  • 18. 10.

    Tod des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (1845-1921) in Sárvár (Ungarn).

  • 20. 10.

    Die Völkerbundskommission kommt der Empfehlung des Völkerbundrats nach und beschließt die Teilung des Abstimmungsgebiets in Oberschlesien zwischen Deutschland und Polen mit einer für Deutschland ungünstigen Grenzziehung. Das ostoberschlesische Industriegebiet mit rund einer Million Einwohnern fällt an Polen.

  • 21. 10.

    Karl I. versucht mit einem Staatsstreich, die Macht in Ungarn zurückzugewinnen: Er proklamiert sich zum König und ernennt eine Regierung. Am Widerstand des Reichsverwesers Miklós Horthy (1868-1957) scheitert der Putsch, wenig später folgt die Ausweisung Karls I. aus Ungarn.

  • 22. 10.

    Aus Protest gegen die Teilung Oberschlesiens tritt die Regierung Wirth zurück.

  • Uraufführung des Films "Das indische Grabmahl" mit Conradt Veidt (1893-1943) in Berlin.

  • 26. 10.

    Wirth kommt dem Ersuchen des Reichspräsidenten Ebert (SPD) nach und bildet eine neue Regierung unter abermaliger Beteiligung des Zentrum, der SPD und der DDP. Er befürwortet die "Erfüllungspolitik" auch weiterhin.  

NOVEMBER

  • 1. 11.

    Rücktritt der Minderheitsregierung in Preußen von Zentrum und DDP nach fehlgeschlagenen Koalitionsverhandlungen über eine Erweiterung der Regierungsmehrheit.

  • 3. 11.

    Weitere Entwertung der deutschen Mark an den internationalen Devisenbörsen. In New York wird der US-Dollar mit 209 Mark gehandelt.

  • 4. 11.

    Der NSDAP-Versammlungsschutz wird in "Sturmabteilung" (SA) umbenannt.

  • 5. 11.

    Bildung einer großen Koalition aus SPD, DDP, Zentrum und DVP in Preußen unter Ministerpräsident Otto Braun (SPD). Preußischer Innenminister wirdCarl Severing (SPD).

  • 7. 11.

    Auf Veranlassung Benito Mussolinis wandelt sich die faschistische "Bewegung" in eine Partei, den Partito Nazionale Fascista (PNF). Damit wird die Führungsrolle Mussolinis unter den Faschisten deutlich gestärkt.

  • 12. 11. 1921 - 6. 2. 1922

    Washingtoner Abrüstungskonferenz zur Begrenzung des Flottenbaus.

  • 24. 11.

    Der französische Ministerpräsident Briand verläßt die Washingtoner Abrüstungskonferenz: Wegen der weiterhin von Deutschland und Sowjetrußland ausgehenden militärischen Bedrohung werde Frankreich sich nicht an einer Abrüstung beteiligen.  

DEZEMBER

  • 6. 12.

    Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der britischen Regierung und der irischen Unabhängigkeitsbewegung Sinn Féin: Irland wird mit Ausnahme der Provinz Ulster zum Freistaat im britischen Königreich erklärt.

  • 10. 12.

    Einstein erhält den Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Physik.

  • 15. 12.

    Konstantin Freiherr von Neurath wird deutscher Botschafter in Rom.

  • 16. 12.

    Tod des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns (1835-1921) in Algier.

  • 17. 12.

    Tod des Politikers Clemens von Delbrück (1856-1921) (DNVP) in Jena.

  • 21. 12.

    Das Reichsgericht in Leipzig verurteilt nur einen der Hauptbeteiligten amLüttwitz-Kapp-Putsch zu fünf Jahren Festungshaft.

  • 22. 12.

    Der US-Kongreß bewilligt 20 Millionen Dollar für Hilfsaktionen gegen die Hungersnot in Sowjetrußland.

  • 23. 12.

    Reichspräsident Ebert hebt die "Verordnung zum Schutze der Republik" auf. Damit ist der Ausnahmezustand beendet.  

Chronik 1922

JANUAR

  • 6. - 13. 1.

    Konferenz von Cannes: Der Oberste Rat der Alliierten kommt der Bitte des Deutschen Reichs nach Aufschub der Reparationszahlungen nach. Ab dem 18. Januar muß Deutschland alle zehn Tage 31 Millionen Goldmark zahlen.

  • 11. 1.

    Der Rat des Völkerbunds gibt bekannt, daß die aus Franzosen bestehende Regierung für das Saarland für ein weiteres Jahr im Amt bleibt.

  • 12. 1.

    Nach heftiger Kritik an der Verhandlungsführung in Cannes tritt die französische Regierung unter Ministerpräsident Aristide Briand zurück.

  • 18. 1.

    Der ehemalige französische Staatspräsident Raymond Poincaré übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten und das des Außenministers.

  • 22. 1.

    Tod von Papst Benedikt XV. (1851-1922) in Rom.

  • 23. 1.

    Tod des Dirigenten Arthur Nikisch (1855-1922) in Leizpig.

  • 31. 1.

    Reichspräsident Friedrich Ebert ernennt Walther Rathenau (DDP) zum Außenminister.  

FEBRUAR

  • 1. 2.

    Weil Reichskanzler Joseph Wirth ( Zentrum) die Forderung der Beschäftigten der Reichsbahn nach einer Teuerungszulage ablehnt, treten 700.000 Arbeiter und Beamte in einen siebentägigen Ausstand. Ebert erläßt daraufhin ein striktes Streikverbot mit drastischen Sanktionsandrohungen.

  • 5. - 8. 2.

    Erfolgloser Streik von Arbeitern der Berliner Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke.

  • 6. 2.

    Der bisherige Erzbischof von Mailand, Kardinal Achille Ratti, wird als Papst Pius XI. (1857-1939) zum neuen Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt.

  • Die Abrüstungskonferenz in Washington endet mit der Festlegung von Flottenstärken für die alliierten Staaten und einer Festschreibung des status quo im Pazifikraum.

  • 15. 2.

    Der Streik der Reichsbahner führt zur Regierungskrise: Eine von derDeutschnationalen Volkspartei (DNVP), der Deutschen Volkspartei (DVP), derUnabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und derKommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gestellte Vertrauensfrage endet mit einem Votum von 220 zu 185 Stimmen für den Reichskanzler.

  • 20. 2.

    Tod des Industriellen und Technikers Reinhard Mannesmann (1856-1922) in Remscheid.

  • In Dresden hat das Theaterstück "Das Opfer" von Gerhart HauptmannPremiere.

  • 28. 2.

    Großbritannien verzichtet auf das Protektorat über Ägypten. Das Land wird zum unabhängigen Königreich erklärt.  

MÄRZ

  • 1. 3.

    Beginn eines Metallarbeiterstreiks in Süddeutschland. Die Streikenden fordern eine Verkürzung der Arbeitszeit und protestieren gegen die steigenden Lebenshaltungskosten.

  • 5. 3.

    Uraufführung des Films "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" vonFriedrich Wilhelm Murnau in Berlin.

  • 6. 3.

    Die türkische Nationalversammlung wählt Kemal Atatürk zum Präsidenten.

  • 10. 3.

    Gespräche zwischen der Reichsregierung und den streikenden Metallarbeitern werden ergebnislos abgebrochen.

  • Verhaftung des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi (1869-1948) durch die britische Kolonialregierung. Eine Woche später wird er zu sechs Jahren Haft verurteilt.

  • 11. 3.

    In Paris legen die alliierten Staaten die Höhe der vom Deutschen Reich zu leistenden Besatzungskosten für die in den westlichen Grenzgebieten stationierten alliierten Streitkräfte fest. Rückwirkend ab dem 1. Mai 1921 werden die Besatzungskosten in Höhe von maximal 350 Millionen Goldmark aus den deutschen Sachleistungen gedeckt. Ab Mai 1922 sind jährlich 220 Millionen Goldmark an Besatzungskosten zu zahlen.

  • 13. 3.

    Wilhelm Furtwängler wird als Nachfolger des verstorbenen Arthur Nikisch neuer Direktor der Berliner Philharmoniker.

  • 20. 3.

    Gemäß einem Beschluß der alliierten Grenzkommission muß Deutschland einige Dörfer rechts der Weichsel an Polen abtreten.

  • 21. 3.

    Die Stadt Essen erwirbt das von Karl Ernst Osthaus gegründete Folkwang-Museum in Hagen.

  • 24. 3.

    Der Reichstag verabschiedet gegen die Stimmen von KPD, USPD und DNVP Steuergesetze, die eine Erhöhung verschiedener Steuern vorsehen. Neu eingeführt werden die Vermögens- und die Vermögenszusatzsteuer.

  • 28. 3.

    Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags übergibt Deutschland den Dampfer "Bismarck" an Großbritannien. Das 291 Meter lange Schiff mit 1.000 Mann Besatzung war das erste deutsche Großkampfschiff

  • 31. 3.

    Albert Einstein beginnt eine Vorlesungsreihe über die Relativitätstheorie am Pariser Collège de France. Ein Jahr zuvor hatte eine britische Untersuchung während einer Sonnenfinsternis die Relativitätstheorie Einsteins bestätigt.  

APRIL

  • 1. 4.

    Tod des letzten österreichischen Kaisers Karl I. in Funchal (Madeira).

  • 3. 4.

    Auf Vorschlag von Wladimir I. Lenin wird Josef W. Stalin zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei (KP) Russlands gewählt.

  • 8. 4.

    Tod des Generals Erich von Falkenhayn auf Schloß Lindstedt bei Potsdam.

  • 10. 4. - 19. 5.

    Die Weltwirtschaftskonferenz von Genua findet ohne die USA statt. Die Teilnahme von Sowjetrussland bedeutet die praktische diplomatische Anerkennung der sowjetischen Regierung durch den Westen. Die alliierten Staaten lehnen auf Drängen Frankreichs jegliche Zugeständnisse in der Reparationsfrage ab.

  • 16. 4.

    Mit der Unterzeichnung des zeitgleich zur Konferenz von Genua ausgehandelten Vertrags von Rapallo durchbricht das Deutsche Reich seine außenpolitische Isolation. Der von Reichskanzler Wirth und Außenminister Rathenau unterschriebene Vertrag mit Sowjetrußland verzichtet auf einen Ersatz der Kriegskosten und regelt die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Der überraschend abgeschlossene Rapallo-Vertrag wird vor allem in Frankreich kritisch beurteilt.

  • 17. 4.

    Wolfgang Kapp, einer der Hauptakteure des Putsches vom März 1920, kehrt aus seinem schwedischen Exil nach Deutschland zurück, um sich der Justiz zu stellen.

  • 22. 4.

    Die französische Regierung kündigt an, daß sie die Annullierung des Rapallo-Vertrags erwirken wolle, da er dem Versailler Vertrag widerspreche.

  • 27. 4.

    Uraufführung des Films " Dr. Mabuse, der Spieler" von Fritz Lang in Berlin.  

MAI

  • 5. 5.

    Abzug der alliierten Luftfahrt-Überwachungskommission aus Deutschland. Sie hat 14.000 Flugzeuge unbrauchbar machen lassen.

  • 12. 5.

    Über 60.000 Faschisten besetzen Ferrara (Toskana) und erzwingen die Absetzung des linksorientierten Präfekten. Damit setzt sich die faschistische Machtübernahme in oberitalienischen Städten fort.

  • 13. 5.

    Uraufführung der Oper "Herzog Blaubarts Burg" von Béla Bartók in Frankfurt/Main.

  • 15. 5.

    Vertreter der Regierungen Polens und Deutschlands unterzeichnen ein Abkommen, das die Teilung Oberschlesiens vorsieht.

  • 24. 5.

    Der Preußische Landtag lehnt einen Antrag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auf Abschaffung der Todesstrafe ab.

  • 25. 5.

    Durch Zusammenschluß aller Landeskirchen entsteht der Deutsche Evangelische Kirchenbund.

  • 27. 5.

    Nach 13 Wochen geht der Streik der süddeutschen Metallarbeiter zu Ende. In einer Urabstimmung akzeptieren fast 90 Prozent der Arbeitnehmer die zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern getroffenen Vereinbarungen über die 48-Stunden-Woche.

  • 29. 5.

    Baubeginn für den Rhein-Main-Donau-Kanal als Teil eines durchgehenden Wasserwegs von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Das Projekt wird erst 1992 vollendet.

  • Beginn der Bundestagung des "Deutschen Schutzbundes" in Anwesenheit von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg in Königsberg. In dem 1919 gegründeten Bund schließen sich grenz- und auslandsdeutsche Verbände zusammen, die für die Wiedererrichtung der deutschen Grenzen von 1914 eintreten.

  • 31. 5.

    Die alliierte Reparationskommission akzeptiert die deutsche Bitte um Aufschub der Reparationszahlungen.  

JUNI

  • 4. 6.

    Philipp Scheidemann (SPD), Oberbürgermeister von Kassel, entgeht nur knapp einem Blausäureanschlag. Auch dieser Attentäter gehört der rechtsradikalen Organisation "Consul" an.

  • 7. 6.

    Von Berlin aus werden erstmals drahtlos Bilder in die USA telegraphiert.

  • 11. 6.

    Während einer Parade der Reichswehr zu Ehren Hindenburgs in Königsberg kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen linksorientierten Gruppen und Anhängern des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbunds.

  • 12. 6.

    Wolfgang Kapp stirbt in der Untersuchungshaft in Leipzig nach einer Augenoperation.

  • Mehrere "vaterländische Verbände" demonstrieren in München gegen den Besuch von Reichspräsident Ebert in der bayerischen Hauptstadt.

  • 18. 6.

    In Berlin finden die "Deutschen Kampfspiele" statt. Als nationales Großsportfest dienen sie als Ersatz für den Ausschluß deutscher Sportler von den Olympischen Spielen in Antwerpen.

  • 24. 6.

    Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau in Berlin-Grunewald. Die Tat wird verübt von Erwin Kern (1898-1922) und Hermann Fischer (1896-1922). Sie sind Mitglieder der rechtsradikalen Organisation "Consul". Insbesondere nach Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo war Rathenau rechtsradikalen und antisemitischen Hetzkampagnen ausgesetzt.

  • 25. 6.

    Reichskanzler Wirth übernimmt zusätzlich das Amt des Außenministers. Im Nachruf auf den ermordeten Rathenau verurteilt Wirth die republikfeindliche Hetze der nationalistischen Parteien aufs schärfste. Mit dem Satz: "Der Feind steht rechts!" unterstreicht er im Reichstag diese Auffassung. Die Rechtsparteien sehen darin eine unausgesprochene Sympathieerklärung an die Parteien der radikalen Linken.

  • 26. 6.

    Reichspräsident Ebert erläßt die "Verordnung zum Schutze der Republik". Sie verbietet antirepublikanische Versammlungen und Kundgebungen.

  • 30. 6.

    Uraufführung des Stücks "Der Maschinenstürmer" von Ernst Toller in Berlin.  

JULI

  • 3. 7.

    Der jüdische Publizist Maximilian Harden wird in Berlin von Angehörigen einer rechtsradikalen und antisemitischen Organisation überfallen und schwer mißhandelt.

  • 9. 7.

    Der amerikanische Sportler Johnny Weissmuller (1904-1984) schwimmt als erster Mensch die 100 m Freistil in weniger als einer Minute (58,6 Sek.).

  • 12. 7.

    Die Reichsregierung beantragt bei der Reparationskommission die Aussetzung der Restzahlungen für 1922.

  • Der US-Dollar wird mit 447 Mark gehandelt.

  • 14. 7.

    Die Reichstagsfraktionen von USPD und SPD bilden eine Arbeitsgemeinschaft.

  • In Paris scheitert das Attentat eines Anarchisten auf den französischen Staatspräsidenten Alexandre Millerand (1859-1943).

  • 16. 7.

    In Oberitalien gehen faschistische Kampfgruppen gewaltsam gegen sozialistische Arbeitervertreter und Gewerkschafter vor. Damit brechen die Faschisten planmäßig die politische Machtstellung der Linken.

  • 17. 7.

    Zwei der Mörder Rathenaus, Kern und Fischer, werden bei Bad Kösen an der Saale entdeckt. Bei einem Schußwechsel mit der Polizei wird Fischer tödlich getroffen, Kern begeht Selbstmord.

  • 18. 7.

    Der Reichstag beschließt gegen die Stimmen von KPD, DNVP und der Bayerischen Volkspartei (BVP) das "Gesetz zum Schutz der Republik". Es ermöglicht das Verbot republikfeindlicher Vereinigungen und ihre strafrechtliche Verfolgung. Das Republikschutzgesetz ist umstritten, da es auch auf Straftaten angewandt werden soll, die vor der Verabschiedung des Gesetzes begangen wurden. Eine Zugangsbeschränkung für Mitglieder republikfeindlicher Gruppierungen zum Beamtendienst scheitert am Einspruch des Zentrums und der Rechtsparteien.

  • 21. 7.

    Das "Gesetz zum Schutze der Republik" tritt in Kraft. Bayern sieht darin einen Eingriff in die Hoheitsrechte der Länder und erläßt eine eigene Notverordnung zum Schutz der Verfassung.

  • 22. 7.

    In Leipzig findet das erste deutsche Arbeiter-Turnfest mit über 100.000 Teilnehmern statt, von denen über 15.000 aus dem Ausland kommen.

  • 31. 7.

    Nach weiteren blutigen Auseinandersetzungen mit den Faschisten rufen die Sozialisten in ganz Italien den Generalstreik aus.  

AUGUST

  • 1. 8.

    Tod des Erfinders Alexander Graham Bell (1874-1922) im schottischen Edinburgh.

  • Der Faschistenführer Benito Mussolini fordert vom italienischen Ministerpräsidenten Luigi Facta ultimativ, den Generalstreik mit Waffengewalt zu beenden. Einen Tag später beginnen faschistische Verbände eigenständig die gewaltsame Niederschlagung des Streiks.

  • 2. 8.

    Panikstimmung an den deutschen Börsen. Der Wert des US-Dollars ist auf 860 Mark gestiegen.

  • 3. 8.

    Tod der Frauenrechtlerin Minna Cauer in Berlin.

  • 6. 8.

    Das Wiederholungsspiel zur Deutschen Fußballmeisterschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV endet mit 1:1 erneut unentschieden, so daß es keinen Deutschen Meister für das Jahr 1922 gibt.

  • 7. - 14. 8.

    Auf einer weiteren Konferenz der Alliierten in London scheitert eine Einigung über ein Moratorium der deutschen Reparationszahlungen an der kompromißlosen Haltung des französischen Ministerpräsidenten Poincaré.

  • 15. 8.

    Die Reichsregierung erklärt ihre Unfähigkeit zur Zahlung der fälligen Reparationsrate von zwei Millionen Mark. Frankreich beharrt auf der vollen Zahlung und droht mit diplomatischen Strafmaßnahmen.

  • 20. 8.

    In Paris finden die ersten Frauen-Weltspiele der Leichtathletik statt.

  • 28. 8.

    Erste Ausstrahlung einer Werbesendung über den Rundfunk in New York.  

SEPTEMBER

  • 1. 9.

    In Berlin schließt der Industrielle Hugo Stinnes (DVP) mit dem Präsidenten der französischen Generalbeschaffungskommission ein Abkommen über Lieferungen deutschen Baumaterials zum Wiederaufbau der im Ersten Weltkrieg zerstörten Gebiete Nordfrankreichs.

  • Die zensierte Fassung der ersten vollständigen Ausgabe des Romans "Ulysses" von James Joyce erscheint in Paris.

  • 2. 9.

    Reichspräsident Ebert erklärt das "Deutschlandlied" zur Nationalhymne.

  • 9. 9.

    Türkische Truppen unter Atatürk besetzen die türkische Stadt Smyrna (heute: Izmir) und führen damit die Entscheidung im griechisch-türkischen Krieg herbei.

  • 12. 9.

    Der finnische Sportler Paavo Nurmi (1897-1973) läuft mit 14:35,4 Minuten einen neuen Weltrekord über 5.000 Meter.

  • 16. 9.

    Die letzten griechischen Truppen verlassen Kleinasien. Atatürk verlangt von den Alliierten die Rückgabe der seit 1918 in einer internationalen entmilitarisierten Zone gelegenen Stadt Konstantinopel (heute: Istanbul) an die Türkei.

  • 17. 9.

    Der erste Film mit integrierter Lichttonspur, "Die Brandstifter", wird in Berlin gezeigt.

  • 23. 9.

    Uraufführung des Stücks "Trommeln in der Nacht" von Bertolt Brecht in München.

  • Eine kleine Abteilung von Atatürks Truppen überschreitet demonstrativ die Grenze zur entmilitarisierten Zone.

  • 24. 9.

    Vereinigung der Rest-USPD mit der SPD auf dem gemeinsamen Parteitag in Nürnberg.

  • 29. 9.

    Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau wird deutscher Botschafter in Sowjetrussland.

  • 30. 9.

    Zusammen mit Karl Valentin parodiert Brecht "Trommeln in der Nacht" in der Aufführung "Die rote Zibebe" in den Münchner Kammerspielen.  

OKTOBER

  • 10. 10.

    Nach mehreren griechischen Niederlagen herrscht Waffenstillstand im griechisch-türkischen Krieg. Die Orientpolitik des britischen Premierministers David Lloyd George, die Griechenland unterstützte, gilt als gescheitert.

  • 13. 10.

    Nach einem Erlass des französischen Staatspräsidenten Millerand werden die letzten deutschen Kriegsgefangenen entlassen.

  • 15. 10.

    Bei einer Feier anläßlich des 60. Geburtstags von Gerhart Hauptmannspricht sich Thomas Mann in einer Rede für die Weimarer Republik aus. Nach der Ermordung Rathenaus hat Mann seine Ablehnung der Republik aufgegeben.

  • 23. 10.

    Aufgrund massiver Kritik an seiner Orientpolitik tritt der britische Premierminister Lloyd George zurück. Sein Nachfolger wird der konservative Politiker Andrew Bonar Law (1858-1923).

  • 24. 10.

    Die Amtszeit von Reichspräsident Ebert, die eigentlich im Dezember enden soll, wird durch einen verfassungsändernden Beschluß bis zum 1. Juli 1925 verlängert. Damit soll ein Wahlkampf in der wirtschaftlich und politisch angespannten Situation vermieden werden.

  • 27./28. 10.

    Auf Befehl von Mussolini beginnen etwa 40.000 Faschisten den "Marsch auf Rom". Da sich König Viktor Emanuel III. weigert, den Ausnahmezustand zu verhängen und das Militär einzusetzen, tritt Ministerpräsident Facta zurück.

  • 30. 10.

    König Viktor Emanuel III. betraut Mussolini mit dem Amt des Ministerpräsidenten und übergeht damit eigenmächtig das italienische Parlament. Mussolini, der zusätzlich das Außen- und Innenministerium übernimmt, kommt den Machteliten entgegen und nimmt Nationalisten, Rechtsliberale und Katholiken in sein Kabinett auf.  

NOVEMBER

  • 1. 11.

    Die türkische Nationalversammlung unter Atatürk beschließt die Abschaffung der Monarchie.

  • 2. - 9. 11.

    Internationale Währungskonferenz in Berlin zur Stabilisierung der deutschen Währung. Die Finanzexperten plädieren u.a. für ein zweijähriges Moratorium der deutschen Reparationszahlungen, wogegen sich insbesondere Frankreich wehrt. Deutsche Industrielle wie Stinnes, der als größter Inflationsgewinnler gilt, wenden sich ebenfalls gegen das Konzept.

  • 4. 11.

    Der britische Archäologe Howard Carter (1873-1939) entdeckt das Grab Tutanchamuns im Tal der Könige in Luxor (Ägypten).

  • 5. 11.

    Der ehemalige Kaiser Wilhelm II. heiratet Hermine von Schönaich-Carolath (1887-1947).

  • 14. 11.

    Das Kabinett Wirth zieht die Konsequenz aus dem Scheitern der "Erfüllungspolitik" und tritt zurück.

  • Die British Broadcasting Corporation (BBC) beginnt in London mit der Ausstrahlung eines Rundfunkprogramms.

  • 17. 11.

    Abdankung des türkischen Sultans Muhammad VI. (1861-1926)

  • 18. 11.

    Tod des französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) in Paris.

  • 20. 11.

    Beginn der Orientkonferenz zwischen Frankreich, Großbritannien, Italien, Sowjetrußland und der Türkei in Lausanne (Schweiz). Beabsichtigt sind die Vermittlung eines Friedensvertrages zwischen Griechenland und der Türkei und die Klärung des Anspruchs auf Ölquellen.

  • 22. 11.

    Der parteilose Politiker Wilhelm Cuno bildet eine neue Reichsregierungunter Beteiligung von Deutscher Demokratische Partei (DDP), DVP, Zentrum und BVP.

  • 25. 11.

    Das italienische Parlament überträgt Mussolini diktatorische Vollmachten zur Wiederherstellung der staatlichen Ordnung.

  • 27. 11.

    Die Reichsregierung stellt einen Antrag auf Aufschub der Reparationszahlungen. Der französische Mininsterpräsident Poincaré droht mit der Besetzung des Ruhrgebiets.  

DEZEMBER

  • 9. - 12. 12.

    Beratungen der Ministerpräsidenten Italiens, Frankreichs, Großbritanniens und Belgiens in London über den deutschen Antrag auf Zahlungsaufschub und Währungsstabilisierung durch Goldanleihen. Großbritannien stimmt zu, während Frankreich ablehnt.

  • 10. 12.

    Niels Bohr erhält den Nobelpreis für Physik, Einstein den für das vorangegangene Jahr.

  • 11. 12.

    Der Chefdirigent des Orchesters der Mailänder Scala, Arturo Toscanini (1867-1957), erklärt seinen Rücktritt. Während einer Aufführung war es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Anhängern der Faschisten im Publikum gekommen.

  • 16. 12.

    Der polnische Staatspräsident Gabriel Narutowicz (1865-1922) wird wenige Tage nach seiner Wahl von einem rechtsradikalen Nationalisten erschossen. Narutowicz plädierte für das friedliche Zusammenleben verschiedener Nationalitäten in Polen.

  • 25. - 30. 12.

    Der X. Allrussische Rätekongreß in Moskau beschließt die Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Damit soll eine engere Bindung von der Ukraine, Weißrußlands und der Kaukasusrepubliken an Sowjetrußland erreicht werden.

  • 26. 12.

    Die alliierte Reparationskommission stellt die "vorsätzliche Nichterfüllung" der deutschen Lieferungsverpflichtungen fest.

  • 27. 12.

    Die italienische Regierung unter Ministerpräsident Mussolini erläßt ein Dekret, das den Zusammenschluß von faschistischer Miliz und staatlichem Militär anordnet. Mit der Einrichtung des Faschistischen Großen Rats beginnt die Institutionalisierung von Mussolinis Diktatur. 

Chronik 1923

 

JANUAR

  • 2. - 4. 1.

    Auf der Konferenz der Alliierten in Paris fordern Delegierte der britischen Regierung einen vierjährigen Zahlungsaufschub für das Deutsche Reich. Der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré verlangt hingegen Zwangsmaßnahmen wie die Besetzung des Ruhrgebiets zur Sicherstellung der Reparationsleistungen. Die Gespräche werden wiederum ergebnislos abgebrochen.

  • 3. 1.

    Der Wert des US-Dollars steigt auf 7.525 Mark.

  • Tod des tschechischen Schriftstellers Jaroslav Hašek (1883-1923) in Lipnice nad Sázavou (Ostböhmen).

  • 4. 1.

    In einem Nachtrag zu seinem Testament empfiehlt der sowjetische Regierungschef Wladimir I. Lenin der Kommunistischen Partei die AblösungJosef W. Stalins als Generalsekretär. Der schwerkranke Lenin warnt vor Stalins Machtinteressen und Skrupellosigkeit.

  • 9. 1.

    Gegen den Einspruch Großbritanniens stellt die alliierte Reparationskommission den Rückstand der deutschen Kohlelieferungen fest.

  • 10. 1.

    Belgien und Frankreich informieren das Deutsche Reich offiziell von der beabsichtigten Ruhrbesetzung. Die Besetzung solle die Kohlelieferungen sichern und diene keinen militärischen Zwecken.

  • Besetzung des unter alliierter Verwaltung stehenden Memelgebiets durch litauische Truppen.

  • 11. 1.

    Französische und belgische Truppen marschieren in das Ruhrgebiet ein.

  • Veröffentlichung des religionsphilosophischen Werks "Ich und Du" vonMartin Buber in Leipzig.

  • 12. 1.

    Die Reichsregierung stellt alle Reparationslieferungen und Sachlieferungen an Frankreich und Belgien ein.

  • 13. 1.

    Reichskanzler Wilhelm Cuno verkündet im Reichstag den "passiven Widerstand" gegen die Besatzungstruppen im Ruhrgebiet. Dazu gehört die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mit den Besatzern.

  • 15. 1.

    Französische Truppen besetzen Bochum, Witten, Recklinghausen und Dortmund.

  • 18. 1.

    Der Wert des US-Dollars erreicht einen Stand von 23.000 Mark.

  • 24. 1.

    Wegen der Weigerung, Kohle zu liefern, werden der Zechenbesitzer Fritz Thyssen und weitere Industrielle vom französischen Kriegsgericht in Mainz zu hohen Geldstrafen verurteilt.

  • 26. 1.

    Das Londoner Ultimatum der alliierten Reparationskommission wird in Kraft gesetzt. Deutschland ist damit zu jährlichen Zahlungen in Höhe von 3,6 Milliarden Mark verpflichtet.

  • 27. - 29. 1.

    Erster Parteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei(NSDAP) in München. Innerhalb eines Jahres ist die Mitgliederzahl der Partei von 6.000 auf 55.000 gestiegen.  

FEBRUAR

  • 4. 2.

    Die Franzosen dehnen das Besatzungsgebiet am Rhein weiter aus und besetzen die Städte Offenburg und Appenweier.

  • Abbruch der Friedenskonferenz zwischen den alliierten Staaten und der Türkei in Lausanne aufgrund griechisch-türkischer Spannungen und unterschiedlicher Wirtschaftsinteressen von Frankreich und Großbritannien.

  • 6. 2.

    Die alliierten Staaten leisten der türkischen Aufforderung nach Abzug der alliierten Kriegsschiffe aus dem Hafen von Smyrna (heute: Izmir) Folge.

  • 8. 2.

    Der nationalsozialistische "Völkische Beobachter" wird in eine Tageszeitung umgewandelt. Hauptschriftleiter ist Dietrich Eckart.

  • Der passive Widerstand heizt die Inflation stark an. Die Tagesproduktion der deutschen Notenpresse soll von 45 Milliarden auf 75 Milliarden bis Ende des Monats gesteigert werden.

  • 10. 2.

    Tod des Physikers Wilhelm Conrad Röntgen in München.

  • 13. 2.

    Die deutsche Zollgrenze wird von der westlichen Reichsgrenze an die Ostgrenze des besetzten Ruhrgebiets verlegt.

  • 16. 2.

    Die Botschafterkonferenz der alliierten Staaten stimmt der Übergabe des Memelgebiets an Litauen zu.

  • 20. 2.

    Der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet erläßt ein Einreise- und Aufenthaltsverbot gegen alle deutschen Regierungsmitglieder.  

MÄRZ

  • 1. 3.

    Die Besatzungsmächte im Ruhrgebiet drohen die Todesstrafe für Sabotageakte und passiven Widerstand im Eisenbahntransportwesen an.

  • 3. 3.

    Die von Reichspräsident Friedrich Ebert erlassene Verordnung über Spionage stellt die Zusammenarbeit mit den französischen und belgischen Besatzungsbehörden unter hohe Zuchthausstrafe.

  • Französische Truppen besetzen die großen Eisenbahnwerkstätten von Darmstadt sowie die Karlsruher Hafenanlagen.

  • 6. 3.

    Der amerikanische Sportler Johnny Weissmuller (1904-1984) schwimmt als erster Mensch die Strecke über 400 m Freistil unter fünf Minuten (4:57).

  • 10. 3.

    Der nationalsozialistische Publizist und Politiker Alfred Rosenberg wird Hauptschriftleiter des NSDAP-Organs "Völkischer Beobachter".

  • 16. 3.

    Uraufführung des Stücks "Der Unbestechliche" von Hugo von Hofmannsthal.

  • 20. 3.

    Das bayerische Innenministerium lehnt einen Antrag derSozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) auf Verbot der nationalsozialistischenSturmabteilung (SA) ab. Diese hatte sich mit Mitgliedern anderer Parteien Schlägereien geliefert.

  • 22. 3.

    Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) befürchtet einen Putschversuch seitens der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP) und verfügt ein Verbot der Partei.

  • 26. 3.

    Tod der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844-1923) in Paris.

  • 31. 3.

    Französische Soldaten erschießen im Essener Krupp-Werk dreizehn Arbeiter, die gegen die Beschlagnahmung von werkseigenen Personenkraftwagen demonstrieren.  

APRIL

  • 4. 4.

    Der ehemalige Menschewikenführer Julij Martow stirbt. Er hatte mit Lenin entscheidend am Aufbau der Sozialdemokratie in Rußland mitgewirkt.

  • 7. 4.

    In Essen verhaftet die französische Militärpolizei den ehemaligen Freikorpsoffizier Albert Leo Schlageter wegen mutmaßlicher Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Eisenbahnstrecke Dortmund-Duisburg. Schlageter ist seit 1922 Mitglied der NSDAP.

  • Durch einen deutschen Sabotageakt auf den Rhein-Herne-Kanal wird der Abtransport von größeren Kohlemengen beträchtlich erschwert.

  • 10. 4.

    In Anwesenheit von Reichspräsident Ebert hält der Reichstag eine Trauerfeier für die in Essen erschossenen Arbeiter ab.

  • 16. 4.

    Die Reichsregierung signalisiert aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Ruhrbesetzung die Bereitschaft zur Wiederaufnahme der eingestellten Reparationsleistungen. Ihr Angebot einer Zahlung von insgesamt 30 Milliarden Goldmark wird als indiskutabel abgelehnt.

  • 20. 4.

    Im Berliner Großen Schauspiel von Max Reinhardt findet die letzte Theaterinszenierung statt. Danach soll das 5.000 Plätze bietende Haus für Operetten und Revuen genutzt werden.

  • 23. 4.

    Die am 4. Februar abgebrochene Konferenz von Lausanne zwischen den Alliierten und der Türkei wird fortgeführt.

  • 25. 4.

    Das 1922 veröffentlichte satirische Mappenwerk "Ecce Homo" von George Grosz wird wegen "unzüchtiger Darstellungen" in Berlin beschlagnahmt.

  • 27. 4.

    Veröffentlichung des psychoanalytischen Werks "Das Ich und das Es" vonSigmund Freud im Internationalen Psychoanalytischen Verlag.

  • 29. 4.

    In Hessen wird die NSDAP wegen verfassungsfeindlicher Bestrebungen verboten.

  • 30. 4.

    Eine französische Untersuchung des "Essener Blutbads" kommt zu dem Ergebnis, daß sich die französischen Truppen im Zustand der Notwehr befunden hätten, als sie auf die streikenden Krupp-Arbeiter schossen.  

MAI

  • 1. 5.

    Der Aufsichtsratsvorsitzende der Firma Krupp, Gustav Krupp zu Bohlen und Halbach, wird im Zusammenhang mit dem Zwischenfall im Essener Krupp-Werk von den Franzosen verhaftet.

  • 8. 5.

    Das französische Kriegsgericht in Düsseldorf verurteilt Gustav Krupp zu 15 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Mark Geldstrafe.

  • 11. 5.

    Der US-Dollar wird mit 40.500 Mark gehandelt.

  • 12. 5.

    Neunter Kongress des Internationalen Frauenstimmrechtsverbands in Rom eröffnet.

  • 13. 5.

    Der in anderen Ländern bereits etablierte Muttertag wird erstmals in Deutschland allgemein gefeiert.

  • 15. 5.

    Französische Truppen besetzen die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen sowie die Farbwerke Hoechst.

  • 17. 5.

    Veröffentlichung des philosophischen Werks "Geist der Utopie" von Ernst Bloch.

  • 18. 5.

    Der konservative britische Premierminister Andrew Bonar Law (1858-1923) tritt wegen einer schweren Kehlkopferkrankung zurück. Sein Nachfolger wird der bisherige Schatzkanzler Stanley Baldwin (1867-1947).

  • 24.-26. 5.

    Gründung der Sozialistischen Jugendinternationale in Hamburg. Erster Sekretär wird Erich Ollenhauer.

  • 26. 5.

    Der von einem französischen Kriegstribunal wegen Geheimbündelei und Spionage zum Tode verurteilte Schlageter wird hingerichtet. Dies löst in Deutschland zahlreiche Proteste aus. Da sich Kommunisten und Nationalsozialisten auch gemeinsam am Widerstand mit Sabotageakten beteiligen, wird in Teilen beider Parteien über eine Zusammenarbeit nachgedacht.

  • 26./27. 5.

    In Le Mans findet das erste 24-Stunden-Rennen statt.

  • 29. 5.

    Ein von Kommunisten initiierter Bergarbeiterstreik im besetzten Ruhrgebiet wird nach neun Tagen beendet. Hunderttausende von Arbeitern streikten erfolgreich für eine 50prozentige Lohnerhöhung als Inflationsausgleich  

JUNI

  • 7. 6.

    In einer Denkschrift an die alliierten Staaten erklärt die Reichsregierung ihre Bereitschaft zur Leistung der jährlichen Reparationszahlungen. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft soll von einem internationalen Gremium überprüft werden. Frankreich und Belgien fordern vorab die Einstellung des passiven Widerstands, was die Reichsregierung ablehnt.

  • 8. 6.

    Die Lehrerin und Frauenrechtlerin Helene Lange erhält die Ehrendoktorwürde der Staatswissenschaften der Universität Tübingen.

  • 10. 6.

    Die Überführung der Leiche Schlageters in seinen Geburtsort Schönau (Baden) nehmen die NSDAP und vaterländische Verbände zum Anlaß, Schlageter-Gedächtnisfeiern abzuhalten.

  • Neuer Deutscher Fußballmeister wird der Hamburger SV durch einen 3:0-Sieg über Union Oberschöneweide.

  • 13. 6.

    Der US-Dollar erreicht einen Wechselkurs von 100.000 Mark.

  • 16. 6.

    Der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau gibt eine Loyalitätserklärung für den Sowjetstaat ab und wird aus der Haft entlassen.

  • 19. 6.

    Die Kriegsschulden Großbritanniens an die USA werden auf 4,6 Milliarden Dollar festgelegt.

  • 20. 6.

    In einer Rede vor der Kommunistischen Internationale (Komintern) in Moskau würdigt Karl Radek, sowjetisches Präsidiumsmitglied der Komintern, den hingerichteten Schlageter als "mutigen Konterrevolutionär". Er beabsichtigt einen Brückenschlag zum rechten Radikalismus.

  • 27. 6.

    Papst Pius XI. (1857-1939) empfiehlt in einem Offenen Brief an die Gläubigermächte eine Überprüfung der deutschen Reparationsverpflichtungen.  

JULI

  • 4. 7.

    Veröffentlichung des Buchs "Michael Bakunin und die Anarchie" von Ricarda Huch im Insel-Verlag Leipzig.

  • 6. 7.

    Nach Billigung durch das sowjetische Zentralexekutivkomitee tritt die erste Verfassung der UdSSR in Kraft.

  • 9. 7.

    In Lausanne einigen sich die alliierten Staaten und die Türkei über die Räumung der von britischen Truppen besetzten Stadt Konstantinopel (heute: Istanbul).

  • 11. 7.

    Die Reichsregierung veröffentlicht eine Bilanz der Ruhrbesetzung: 80.000 französische und 7.000 belgische Soldaten sind stationiert, 17.000 Eisenbahner aus beiden Länder verrichten die Arbeit ihrer ausgewiesenen deutschen Kollegen, 92 Menschen wurden bisher getötet und über 70.000 ausgewiesen.

  • 13. 7.

    Der wegen seiner Teilnahme am Putsch von Walther von Lüttwitz in Untersuchungshaft einsitzende ehemalige Freikorpsführer Hermann Ehrhardt flieht aus dem Leipziger Untersuchungsgefängnis. Die Flucht Ehrhardts, der auch zu den Hintermännern der Morde an Matthias Erzberger und Walther Rathenau zählt, wird von der politischen Rechten begrüßt.

  • 14. 7.

    Die NSDAP nutzt das 13. Deutsche Turnfest in München zu einer Großkundgebung. Adolf Hitler fordert die Wiederherstellung der "deutschen Ehre und Freiheit" sowie die Außerkraftsetzung des Versailler Vertrags. Die anschließende Demonstration der NSDAP wird von der Polizei gesprengt.

  • 18. 7.

    Die italienische Regierung legt ein Programm zur "Entnationalisierung" von Südtirol vor: Fast alle deutschen Ortsnamen werden durch italienische ersetzt, Amts- und Unterrichtssprache wird Italienisch. Deutsche und Österreicher erhalten nur noch eine dreimonatige Aufenthaltserlaubnis, während die Ansiedlung von Italienern gefördert wird.

  • 24. 7.

    Friedensvertrag von Lausanne zwischen Griechenland und der Türkei. Griechenland verzichtet auf das türkische Festland.

  • 30. 7.

    Der Wert des US-Dollar überschreitet die Eine-Million-Mark-Grenze.  

AUGUST

  • 2. 8.

    Der US-Präsident Warren G. Harding (1865-1923) stirbt in San Francisco an einem Schlaganfall. Sein Nachfolger wird der bisherige Vizepräsident Calvin Coolidge (1872-1933).

  • 8. - 10. 8.

    Während der Reichstagsdebatten fordern Sprecher der bürgerlichen Mitte einen Kurswechsel in der deutschen Ruhrpolitik.

  • 8. 8.

    Reichskanzler Cuno bekennt sich trotz wachsender Kritik zum passiven Widerstand. Er macht die Fortführung seiner Regierung jedoch von einem Vertrauensvotum des Reichstags abhängig.

  • 10. 8.

    Reichspräsident Ebert erläßt eine Notverordnung zum Schutz der öffentlichen Ordnung, die den Reichsinnenminister ermächtigt, verfassungsfeindliche Druckschriften zu verbieten.

  • 11. 8.

    In einer Note an Frankreich und Belgien verurteilt Großbritannien die Ruhrbesetzung als rechtswidrig.

  • 12. 8.

    Reichskanzler Cuno verliert die parlamentarische Unterstützung für seine Politik und tritt zurück.

  • 13. 8.

    Gustav Stresemann wird als neuer Reichskanzler und Außenminister vereidigt. Er bildet eine Große Koalition von DVPDDPZentrum und SPD.

  • 15. 8.

    In Weimar wird die erste Bauhaus-Ausstellung mit einem Vortrag des Architekten Walter Gropius eröffnet. Die Lehrenden, unter ihnen Wassiliy KandinskyPaul Klee und Lyonel Feininger, stellen eine Auswahl ihrer Arbeiten vor.

  • 23. 8.

    Die türkische Nationalversammlung ratifiziert den Friedensvertrag von Lausanne. Daraufhin beginnen die Alliierten mit der Räumung Konstantinopels.  

SEPTEMBER

  • 7. 9.

    In New York wird der US-Dollar mit 53 Millionen Mark gehandelt.

  • 13. 9.

    Errichtung einer Militärdiktatur in Spanien unter General Miguel Primo de Rivera (1870-1930). Es gibt keinen offenen Widerstand gegen den Staatsstreich, der auch von König Alfons XIII. (1886-1941) unterstützt wird.

  • 16. 9.

    In Köln-Müngersdorff wird das bislang größte Stadion Europas eingeweiht. Es fasst 80.000 Zuschauer.

  • 17. 9.

    Der US-Dollar steht bei 200 Millionen Mark.

  • 19. 9.

    In Leipzig hat das Theaterstück "Hinkemann" von Ernst Toller Premiere.

  • 21. 9.

    Im besetzten Rheinland beginnt die Rheinlandkommission mit der Ausgabe von Notgeld.

  • 24. 9.

    Angesichts der finanziellen Misere stimmen mit Ausnahme derDeutschnationalen Volkspartei (DNVP) alle großen Parteien dem Vorschlag Reichskanzler Stresemanns über die Beendigung des passiven Widerstands im Rheinland zu.

  • 26. 9.

    In Berlin kostet ein Laib Brot 10,37 Millionen Mark; ein Kilo Rindfleisch wird für 76 Millionen Mark verkauft.

  • Reichskanzler Stresemann gibt den Abbruch des passiven Widerstands und die Wiederaufnahme von Reparationslieferungen bekannt.

  • In der "Ordnungszelle" Bayern reagiert die Regierung auf Gerüchte über einen bevorstehenden Putsch mit der Verhängung des Ausnahmezustands. Der republikfeindlich eingestellte Gustav Ritter von Kahr wird zum bayerischen Generalstaatskommissar ernannt und erhält diktatorische Vollmachten. Daraufhin befürchtet die Reichsregierung einen bayerischen Rechtsputsch gegen Berlin. Reichspräsident Ebert verhängt den Ausnahmezustand über das gesamte Deutsche Reich.

  • 28. 9.

    Reichswehrminister Otto Geßler verbietet Druck und Vertrieb des "Völkischen Beobachters" wegen eines Reichskanzler Stresemann verunglimpfenden Artikels.  

OKTOBER

  • 1. 10.

    Reichskanzler Stresemann fordert zur Überwindung der Wirtschaftskrise ein Ermächtigungsgesetz zur Beschleunigung von Gesetzgebungsverfahren. Da die SPD ihre Zustimmung verweigert, kommt es zur Regierungskrise.

  • 2. 10.

    Für einen US-Dollar werden 242 Millionen Mark gezahlt.

  • 3. 10.

    Rücktritt der Regierung. Stresemann wird erneut mit der Regierungsbildung betraut.

  • 6. 10.

    Die SPD lenkt in der Frage des Ermächtigungsgesetzes ein. Die neue Reichsregierung der bisherigen Koalitionsparteien SPD, DDP, DVP und Zentrum wird vereidigt. Hans Luther (parteilos) löst als neuer FinanzministerRudolf Hilferding (SPD) ab.

  • 8. 10.

    Eröffnung des neuen Flughafens auf der Tempelhofer Feld in Berlin.

  • 9. 10.

    Gründung der Preußischen Bergwerks- und Hütten-AG (Preussag AG).

  • 10. 10.

    Der Wert des US-Dollars springt auf 2,9 Milliarden Mark.

  • In Sachsen wird eine Koalitionsregierung aus SPD und KPD gebildet. Die Reichsregierung sieht sich nun auch von einem kommunistischen Umsturzversuch bedroht.

  • 11. 10.

    Reichswehrminister Geßler verbietet das kommunistische Zentralorgan "Die Rote Fahne", weil sie zur Vorbereitung eines Generalstreiks aufgerufen hat.

  • 13. 10.

    Der Reichstag verabschiedet das Ermächtigungsgesetz.

  • Der Reichswehrbefehlshaber in Sachsen verbietet die proletarischen Kampfverbände (Proletarische Hundertschaften). Der kommunistische Finanzminister ruft zur Bewaffnung der Proletarischen Hundertschaften auf.

  • 16. 10.

    Die Reichsregierung gibt die Errichtung der Deutschen Rentenbank bekannt. Damit sind die Voraussetzungen für den Übergang zur Rentenmark geschaffen.

  • Ebenso wie in Sachsen wird in Thüringen eine Koalitionsregierung von SPD und KPD gebildet.

  • 18. 10.

    Die rechtsgerichtete bayerische Regierung bricht die Beziehungen zur sächsischen Regierung ab.

  • 19. 10.

    Der US-Dollar kostet 12 Milliarden Mark.

  • 20. 10.

    Der bayerische Reichswehrkommandeur, General Otto von Lossow (1863-1938), weigert sich, das Verbot des "Völkischen Beobachters" auszuführen und wird von Reichspräsident Ebert seines Amtes enthoben. Die bayerische Staatsregierung hält die Amtsenthebung für rechtswidrig und unwirksam.

  • 21. 10.

    In Aachen rufen Separatisten eine unabhängige Rheinische Republik aus. Vier Tage später proklamieren Separatistenführer die Errichtung der Unabhängigen Rheinischen Republik. Ihr Vorhaben scheitert am 16. November am Widerstand der Bevölkerung und der Regierung.

  • 22. 10.

    Auf Weisung von Reichswehrminister Geßler rücken Reichswehrtruppen in Sachsen ein. Die KPD hatte gemeinsam mit den linksgerichteten SPD-Landesverbänden den Widerstand gegen die Reichsregierung proklamiert.

  • 23. 10.

    In Hamburg wird ein Aufstand der Kommunisten unter Führung von Ernst Thälmann durch die Polizei blutig niedergeschlagen.

  • 24. 10.

    General Lossow, Kommandeur der 7. bayerischen Reichswehrdivision, unterbreitet hohen bayerischen Militärs seine gegen Berlin gerichteten Putsch- und Diktaturpläne.

  • In Berlin wird der erste Tonfilm in Deutschland vorgeführt: "Das Leben auf dem Dorfe" ist wochenlang ausverkauft.

  • 29. 10.

    Reichspräsident Ebert ermächtigt die Reichsregierung zur Reichsexekutive gegen Sachsen. Die sächsische SPD/KPD-Regierung wird abgesetzt.

  • Erste deutsche Radiosendung in Berlin.

  • Die türkische Nationalversammlung erklärt die Türkei zur Republik. Kemal Atatürk wird Staatspräsident. Zu seiner Modernisierungspolitik gehören auch Alphabetisierungs- und Frauenemanzipationskampagnen.

  • 30. 10.

    Tod des britischen Politikers Andrew Bonar Law in London.  

NOVEMBER

  • 1. 11.

    Die SPD verlangt ein schärferes Vorgehen der Reichsregierung gegen Bayern sowie die Einstellung der Maßnahmen gegen Sachsen.

  • 2. 11.

    Da Reichskanzler Stresemann die Forderungen der SPD nicht akzeptiert, kommt es zum Bruch der Koalition. Die SPD-Minister treten zurück. Die Minister der übrigen Parteien bleiben als Rumpfkabinett im Amt.

  • 5. 11.

    Reichswehrtruppen rücken in Thüringen ein. Wie in Sachsen hatte die KPD zum Widerstand gegen die Reichsregierung aufgerufen.

  • 8./9. 11.

    Hitler-Putsch: Adolf Hitler verkündet im Münchener Bürgerbräukeller die "nationale Revolution", erklärt die bayerische Regierung für abgesetzt und proklamiert den "Marsch auf Berlin". Die Landespolizei schlägt an der Münchener Feldherrnhalle den Putsch gewaltsam nieder. Die NSDAP wird verboten.

  • 9. 11.

    Reichspräsident Ebert überträgt General Hans von Seeckt die vollziehende Gewalt.

  • Der deutsche Rundfunk sendet erstmals politische Nachrichten.

  • 11. 11.

    Hitler wird verhaftet.

  • Der US-Dollar steht bei 631 Milliarden Mark.

  • 12. 11.

    In Thüringen veranlaßt die Landesregierung den Rücktritt der beiden kommunistischen Minister. Mit der Preisgabe der am 16. Oktober gebildeten Koalition von SPD und KPD wird die drohende Absetzung der Landesregierung verhindert.

  • Reichspräsident Ebert ernennt den Bankier Hjalmar Schacht zum Reichswährungskommissar.

  • 14. 11.

    Mit einem neuen Wahlgesetz sichern sich die italienischen Faschisten die notwendige Mehrheit für Verfassungsänderungen im Parlament: Die stärkste der Parteien mit mehr als 25 Prozent der Stimmen soll zwei Drittel der Mandate erhalten.

  • 16. 11.

    Die Deutsche Rentenbank beginnt mit der Ausgabe der neuen Rentenmark (Währungsreform). Für eine Billion Mark wird eine Rentenmark ausgezahlt.

  • In Berlin wird Charles Chaplins "The Kid" als erster abendfüllender Spielfilm gezeigt.

  • 20. 11.

    Für alle Börsen wird ein Kurs von 4,2 Rentenmark für einen US-Dollar festgelegt.

  • 23. 11.

    Im Reichstag bringt die SPD wegen des unterschiedlichen Verhaltens der Reichsregierung gegen Bayern und Sachsen ein Mißtrauensvotum ein. Die DNVP spricht ein eigenes Mißtrauensvotum aus. Stresemann stellt die Vertrauensfrage und unterliegt. Er tritt zurück.

  • General von Seeckt erläßt ein reichsweites Verbot der NSDAP, der DVFP und der KPD.

  • 28. 11.

    Wilhelm Marx (Zentrum) bildet die neue Regierung als bürgerliches Minderheitskabinett von Zentrum, DVP und DDP. Stresemann bleibt Außenminister.

  • 30. 11.

    Einberufung eines internationalen Sachverständigenausschusses zur Untersuchung der deutschen Zahlungsfähigkeit unter dem Vorsitz des amerikanischen Finanzfachmanns Charles G. Dawes.  

DEZEMBER

  • 4. 12.

    Reichskanzler Marx fordert zur Behebung der katastrophalen wirtschaftlichen Lage ein Ermächtigungsgesetz und die Übertragung der gesetzgebenden Gewalt vom Reichstag auf die Reichsregierung.

  • 6. 12.

    Bei den Parlamentswahlen in Großbritannien gewinnen die oppositionellen Parteien (Liberale Partei und Labour Party) 91 Mandate. Die regierenden Konservierenden verlieren die absolute Mehrheit der Mandate.

  • 8. 12.

    Reichskanzler Marx fordert das Ermächtigungsgesetz vehement und droht mit einer Reichstagsauflösung. Mit Unterstützung der SPD verabschiedet der Reichstag das Ermächtigungsgesetz.

  • Skandale um die Uraufführungen von Bertolt Brechts Stück "Baal" in Leipzig.

  • 10. 12.

    Medizin-Nobelpreis an die Kanadier Frederick Grant Banting (1891-1941) und John Macleod (1876-1935) für die Isolierung des Insulins. Die Entscheidung ruft Protest hervor, da Macleod lediglich sein Labor zur Verfügung gestellt haben soll. Der an der Isolierung von Insulin maßgeblich beteiligte Physiologiestudent Charles Herbert Best (1899-1978) hingegen bleibt bei der Ehrung unberücksichtigt.

  • 15. 12.

    Tod des französischen Ingenieurs und Architekten Gustave Eiffel (1832-1932) in Paris.

  • 22. 12.

    Der Reichskommissar für Währungsangelegenheiten Schacht wird zum Nachfolger des verstorbenen Reichsbankpräsidenten Rudolf Havenstein (1857-1923) ernannt.

  • 23. 12.

    Durch die von Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns erlassene Verordnung zur Arbeitszeit wird der Achtstundenarbeitstag faktisch außer Kraft gesetzt. Durch zahlreiche Ausnahmebestimmungen zur Verlängerung der Arbeitszeit soll die wirtschaftliche Krise überwunden werden.  

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