Chronik 1929
JANUAR
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3. 1.
Der sozialdemokratische Reichsarbeitsminister Rudolf Wissell erklärt einen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern abgelehnten Schiedsspruch für verbindlich. Damit wird ein 14wöchiger Streik der Werftarbeiter beendet: Die Wochenarbeitszeit wird von 52 auf 50 Stunden gesenkt. Bei Überschreitung von 48 Arbeitsstunden wird ein Überstundenzuschlag von 25 Prozent gezahlt.
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Der Roman "Krieg" von Ludwig Renn wird veröffentlicht.
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5. 1.
Der König des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien), Alexander I. Kardjordjevic (1888-1934), löst das Parlament auf, setzt die Verfassung außer Kraft und erklärt sich zum Alleinherrscher.
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6. 1.
Der stellvertretende Propagandaleiter der NSDAP, Heinrich Himmler, wird zum Reichsführer der Schutzstaffel (SS) ernannt.
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11. 1.
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) beschließt die Einführung des siebenstündigen Arbeitstags in der Industrie, im Verkehrswesen und in der Kommunalwirtschaft bis zum 1. Oktober 1933.
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15. 1.
Die Arbeitslosenzahl in Deutschland übersteigt die Zwei-Millionen-Grenze.
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29. 1.
Der ehemalige Volkskommissar des Äußeren, Leo D. Trotzki, wird aus der Sowjetunion ausgewiesen und reist nach Konstantinopel (heute: Istanbul).
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31. 1.
Zwei Monate nach dem Vorabdruck in der "Vossischen Zeitung" erscheint der Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque im Ullstein-Propyläen-Verlag. Schon vor Erscheinen ist die Erstauflage durch Vorbestellungen restlos vergriffen.
FEBRUAR
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6. 2.
Mit 288 zu 127 Stimmen ratifiziert der Reichstag den Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung von Angriffskriegen.
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Rücktritt von Theodor von Guérard (1863-1943), dem einzigen Zentrumsminister, da die Forderung des Zentrums nach drei Ministerien am Einspruch der Deutschen Volkspartei (DVP) gescheitert ist. Die DVP fordert außerdem ihre Beteiligung an der preußischen Regierung, die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und dem Zentrum getragen wird.
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9. 2.
In Moskau schließen die Sowjetunion, Rumänien, Polen, Lettland und Estland mit der Unterzeichnung des "Litwinow-Protokolls" einen Nichtangriffspakt. Die Initiative dazu ging vom stellvertretenden sowjetischen Außenminister Maxim M. Litwinow (1876-1951) aus.
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10. 2.
Die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) wählt General Karl Freiherr von Schönaich zum Nachfolger von Ludwig Quidde.
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11. 2.
In Rom wird mit der Unterzeichnung des Lateranvertrags zwischen dem Vatikan und der italienischen Regierung die Vatikanstadt als souveräner Staat neu gegründet. Das Konkordat bestätigt den Katholizismus als Staatsreligion und garantiert der Kirche die Freiheit des Religionsunterrichts. Im Gegenzug erklärt der Vatikan seinen Verzicht auf die weltliche Macht in Rom und erkennt die Stadt als italienische Hauptstadt an. Diese Einigung verschafft dem italienischen Ministerpräsidenten und Duce Benito Mussolini international Prestige.
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11. 2. - 7. 6.
In Paris berät die Sachverständigenkommission unter dem Vorsitz des amerikanischen Wirtschaftsfachmanns Owen D. Young eine Neuregelung der deutschen Reparationszahlungen. Als deutsche Sachverständige werden der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und der Industrielle Albert Vögler berufen.
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14. 2.
Wegen einer zu erwartenden "Verletzung des öffentlichen Anstands" erteilt die Stadt München der amerikanischen Tänzerin Josephine Baker (1906-1975) ein Auftrittsverbot.
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20. 2.
Der preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) schlägt dem Vorsitzenden der DVP und Außenminister Gustav Stresemann Verhandlungen über die Aufnahme der DVP in die preußische Regierung vor. Mit diesem Schritt will Braun die Koalitionskrise der Reichsregierung lösen.
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26. 2.
Stresemann und Braun nehmen Verhandlungen über eine Regierungsbeteiligung der DVP in Preußen auf, können sich jedoch nicht über die Anzahl der Ministerämter verständigen.
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28. 2.
Die Zahl der in Deutschland registrierten Arbeitslosen ist auf 3,2 Millionen gestiegen.
MÄRZ
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1. 3.
Generalmajor Kurt von Schleicher wird Chef des neu gegründeten "Ministeramts" im Reichswehrministerium. Mit dieser Erweiterung seiner Vollmachten wird General Schleicher engster Mitarbeiter von Reichswehrminister Wilhelm Groener (parteilos).
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Tod des Kunsthistorikers Wilhelm Bode (1845-1929) in Berlin.
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5. 3.
Alfred Hugenberg, Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), bietet in einem Schreiben an 3.000 amerikanische Politiker und Unternehmer seine Zusammenarbeit gegen die weltweite Bedrohung des Bolschewismus an.
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6. 3.
Außenminister Stresemann hält vor dem Völkerbundrat eine vielbeachtete Rede zum Schutz von nationalen Minderheiten.
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12. 3.
Uraufführung des ersten abendfüllenden deutschen Tonfilms "Melodie der Welt" in Berlin.
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15. 3.
Adolf Hitler ruft zur Unterwanderung der Reichswehr auf.
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17. 3.
Verkauf der Opel-Werke in Rüsselsheim an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors.
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20. 3.
Tod des französischen Marschalls Ferdinand Foch in Paris. Er war im Ersten Weltkrieg Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte.
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21. 3.
Der preußische Innenminister Albert Grzesinski (1879-1947) erlässt ein Demonstrationsverbot, da er weitere Zusammenstöße der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund befürchtet.
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22. 3.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet am Todestag Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) erstmals den "Tag des Buches" zur Förderung der Lesekultur.
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24. 3.
In Italien finden die ersten Wahlen nach der Einführung eines neuen Wahlgesetzes statt. Zur Abstimmung steht nur noch die faschistische Einheitsliste.
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26. 3.
Tod des Architekten Bruno Möhring (1863-1929) in Berlin.
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Der Ozeandampfer "Europa" brennt vor seiner endgültigen Fertigstellung im Hamburger Hafen völlig aus. Es entsteht ein Sachschaden von 60 Millionen Mark.
APRIL
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3. 4.
Uraufführung des Dramas "Der Schwärmer" von Robert Musil in Berlin.
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4. 4.
Tod des Ingenieurs und Industriellen Carl Friedrich Benz in Ladenburg.
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5. 4.
Der Reichstag ratifiziert das Genfer Protokoll von 1925, mit dem der Einsatz von Giftgasen und bakteriologischen Kampfmitteln geächtet wird.
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10. 4.
Der Maler George Grosz und sein Verleger Wieland Herzfelde werden in zweiter Instanz vom Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochen.
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11. 4.
Das Deutsche Reich lehnt ein Einreisegesuch des aus der Sowjetunion verbannten Trotzki ab.
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13. 4.
Nach einer Kabinettsumbildung verfügt das Zentrum über die drei eingeforderten Reichsministerien.
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16.-23. 4.
In Moskau diskutiert das Zentralkomitee der KPdSU über die Kollektivierung der Landwirtschaft.
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17. 4.
Reichsbankpräsident Schacht fordert auf der Sachverständigenkonferenz in Paris eine Revision der deutsch-polnischen Grenze sowie die Rückgabe der Kolonien. Die Entente-Staaten lehnen ab.
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21. 4.
Das Stück "Sacco und Vanzetti" von Erich Mühsam wird in Berlin uraufgeführt.
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28. 4.
Anlässlich des bevorstehenden 1. Mai weist der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel (1878-1961) auf das am 21. März erlassene Demonstrationsverbot in Preußen hin. Er befürchtet Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der NSDAP und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
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30. 4.
Trotz des Demonstrationsverbots ruft das KPD-Organ "Die Rote Fahne" zur Teilnahme an der Maidemonstration in Berlin auf.
MAI
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1. 5.
Während der Maikundgebungen kommt es in vielen Städten zu Unruhen (Blutmai). In Berlin gehen 13.000 Polizisten gewaltsam gegen Demonstranten vor. Neun Menschen sterben, 63 werden schwer verletzt.
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3. 5.
Nach neuen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei verhängt der Berliner Polizeipräsident ein "Verkehr- und Lichtverbot" über die Berliner Bezirke Wedding und Neukölln. Es wurden insgesamt 33 Demonstranten getötet, weitere 198 Demonstranten sowie 47 Polizisten wurden verletzt.
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Verbot des kommunistischen Roten Frontkämpferbunds (RFB) in Preußen.
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4. 5.
Die deutsche Delegation auf der Pariser Sachverständigenkonferenz stimmt den Vorschlägen des Vorsitzenden Young zu, der Reparationszahlungen in Höhe von 112 Milliarden Goldmark für die Dauer von 58 Jahren vorschlägt.
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5. 5.
In Wien wird das Theaterstück "Die Unüberwindlichen" von Karl Kraus uraufgeführt. Da die Aufführung des dritten Akts von der Zensur verhindert wird, reagiert das Publikum mit Empörung.
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6. 5.
Das über Teile Berlins verhängte "Verkehr- und Lichtverbot" wird aufgehoben.
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10. 5.
Die Konferenz der Innenminister befaßt sich mit den Vorfällen am 1. Mai in Berlin. Auf Vorschlag des preußischen Innenministers Carl Severing (SPD) wird das Verbot des Roten Frontkämpferbunds auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt.
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12. 5.
Bei den Landtagswahlen in Sachsen gewinnen die Nationalsozialisten fünf von 96 Sitzen.
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16. 5.
Mit großer Mehrheit nimmt der Reichstag ein Gesetz zur finanziellen Unterstützung der ostpreußischen Landwirte an.
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In Hollywood wird erstmals der "Oscar" genannte Filmpreis verliehen. Als beste Schauspieler werden Emil Jannings und Janet Gaynor (1906-1984) ausgezeichnet.
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18. 5.
Tod des Sozialpolitikers Adolf Braun, des Mitbegründers der österreichischen Sozialdemokratie und Abgeordneten der Verfassunggebenden Nationalversammlung.
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19. 5.
In Barcelona wird die Weltausstellung eröffnet. Der von Ludwig Mies van der Rohe entworfene deutsche Pavillon erregt als zukunftsweisender Bau große Aufmerksamkeit.
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20. 5.
Die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) beschließt die Austragung einer Fußball-Weltmeisterschaft. Sie soll in Montevideo stattfinden, der Hauptstadt des zweimaligen Fußball-Olympiasiegers Uruguay.
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22. 5.
Der italienische Dirigent Arturo Toscanini (1867-1957) emigriert in die USA. Er begründet diesen Schritt mit seinem Augenleiden. Gerüchten zufolge wolle er nicht mehr unter den Faschisten arbeiten.
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25.-31. 5.
Auf dem SPD-Parteitag in Magdeburg fordert der linke Flügel die Reichstagsfraktion sowie die SPD-Minister und den Reichskanzler Hermann Müller (SPD) auf, gegen die Bewilligung der zweiten Rate für den Bau des Panzerkreuzer A zu stimmen.
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26. 5.
Eine Junkers W 33 steigt auf 12.739m und stellt damit einen neuen Höhenflugrekord auf.
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27. 5.
Die I.G. Farben übernimmt 40 Prozent der Aktien der Ford Motor Company AG Berlin, einer 1925 gegründeten Tochtergesellchaft des US-Automobilkonzerns Ford.
JUNI
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7. 6.
In Paris wird der Young-Plan unterzeichnet. Er sieht für den Zeitraum von 58 Jahren jährliche Zahlungen in Höhe von rund 2 Milliarden Goldmark vor. Zugleich verzichten die Gläubigerstaaten auf wirtschaftliche Kontrollmöglichkeiten, die ihnen der Dawes-Plan von 1924 noch zugestand.
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8. 6.
Der Sozialist James Ramsey MacDonald (1866-1937) wird neuer britischer Premierminister.
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Uraufführung der Oper "Neues vom Tage" von Paul Hindemith in Berlin.
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14. 6.
Unterzeichnung eines Kirchenvertrags zwischen Preußen und dem Vatikan. Er stellt die freie Ausübung des katholischen Glaubens in Preußen unter den Schutz des Staats.
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18. 6.
Der Antrag der KPD auf Streichung der zweiten Rate für den Bau des Panzerkreuzers A wird im Reichstag abgelehnt. Für den KPD-Antrag stimmt die gesamte Fraktion der SPD, während der Reichskanzler und die drei SPD-Minister dagegen stimmen.
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21. 6.
Eröffnung des neuen Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz in Berlin. Es ist das größte Warenhaus im Deutschen Reich.
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23. 6.
Bei der Stadtratswahl in Coburg erhält die NSDAP durch eine Listenverbindung mit den bürgerlichen Parteien die absolute Mehrheit.
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27. 6.
Der Reichstag billigt den Wehretat. Da sie den Fortbestand der "Großen Koalition" nicht gefährden wollen, stimmen der Reichskanzler und die SPD-Minister gegen ihre Fraktion für die Bewilligung des Rüstungshaushalts.
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28. 6.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft vergibt die ersten Max-Planck-Medaillen. Sie gehen an Max Planck sowie an Albert Einstein.
JULI
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6. 7.
Der Reichsausschuss der Landwirte lehnt den Young-Plan ab. Die Zahlungsverpflichtungen würden die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft übersteigen.
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9. 7.
Der DNVP-Vorsitzende Hugenberg bildet gemeinsam mit Theodor Duesterberg, Franz Seldte (beide "Stahlhelm"), Heinrich Claß (Alldeutscher Verband) und Hitler (NSDAP) den "Reichsausschuss für das deutsche Volksbegehren gegen den Young-Plan". Sie fordern ein "Gesetz gegen die Versklavung des deutschen Volkes" mit Zuchthausstrafen für Unterzeichner des Young-Plans.
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12. 7.
Das von Claude Dornier (1884-1969) entwickelte Riesenflugboot "Do X" unternimmt erste erfolgreiche Probeflüge.
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14. 7.
Tod des Historikers Hans Delbrück in Berlin.
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15. 7.
Tod des Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal in Rodaun bei Wien.
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17. 7.
Wegen andauernder Konflikte um die gemeinsame Verwaltung der Ostchinabahn bricht die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen zu China ab. Die Bahnstrecke verläuft durch beide Staaten.
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22. 7.
Der Ozeandampfer "Bremen" erhält das "Blaue Band" für die schnellste Atlantiküberquerung. Das Schiff benötigte vier Tagen, 18 Stunden und 17 Minuten.
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23. 7.
Das nach der Ermordung von Walther Rathenau1922 erlassene "Gesetz zum Schutz der Republik" tritt außer Kraft.
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25. 7.
Erstmals seit 1870 hält der Papst eine Prozession unter freiem Himmel auf dem Petersplatz in Rom ab.
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26. 7.
Rücktritt des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré. Sein Nachfolger wird Aristide Briand, der alle Minister des Kabinetts von Poincaré übernimmt.
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28. 7.
Die SpVgg Fürth wird mit einem 3:2-Sieg über Hertha BSC Berlin Deutscher Fußballmeister.
AUGUST
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2. 8.
Durch die Übernahme weiterer Aktien erhöht sich der Anteil des amerikanischen Konzerns General Electric an der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) von 15 Prozent auf ein Drittel.
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4. 8.
Auf dem 4. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg führt ein Aufmarsch der SA zu schweren Straßenschlachten mit der Polizei. Mehrere Geschäfte von Juden werden zerstört.
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6.-31. 8.
Auf der ersten Konferenz in Den Haag verhandeln Großbritannien, Frankreich, das Deutsche Reich, Belgien, Italien und Japan über die Räumung des Rheinlands und die Verteilung der deutschen Reparationszahlungen unter den alliierten Staaten.
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9. 8.
Tod des Zeichners Heinrich Zille in Berlin.
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12. 8.
Wegen des Konflikts mit China mobilisiert die Sowjetunion im Osten ihre Truppen.
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15. 8.
An der sowjetisch-chinesischen Grenze kommt es zu ersten Gefechten.
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19. 8.
Der Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues", der bereits drei Monate nach Veröffentlichung eine Auflage von 500.000 erreicht, wird für Bibliotheken des österreichischen Heers verboten.
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Tod des russischen Choreographen Sergej P. Diaghilew (1872-1929)in Venedig.
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22. 8.
Der chinesische Befehlshaber in der Mandschurei ordnet die Generalmobilmachung an.
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30. 8.
Am Ende der ersten Konferenz in Den Haag wird dem Deutschen Reich die Räumung des gesamten Rheinlands bis zum 30. Juni 1930 zugesichert. Damit werden die Gebiete fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vereinbart geräumt.
SEPTEMBER
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1. 9.
Mitglieder der Landvolkbewegung verüben im Reichstagsgebäude einen Bombenanschlag. Hintergrund sind wirtschaftliche Existenzängste.
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4. 9.
Das deutsche Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" kehrt von einem 21tägigen Flug um die Welt zurück.
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5.-9. 9.
Auf der Völkerbundversammlung in Genf schlagen Briand und Stresemann die Schaffung eines vereinigten und förderativen Europas aus wirtschaftlichen Gründen vor.
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6. 9.
Erwin Piscators Theater am Berliner Nollendorfplatz wird mit Walter Mehrings (1896-1985) "Der Kaufmann von Berlin" wiedereröffnet.
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12. 9.
Mussolini verzichtet auf sechs seiner sieben Ministerämter.
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14. 9.
Die britischen Truppen beginnen mit der Räumung der Koblenzer Rheinlandzone.
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24. 9.
In der Sowjetunion werden per Dekret der Samstag und der arbeitsfreie Sonntag aus dem Kalender gestrichen. Die Woche besteht nun aus vier Arbeitstagen und einem Ruhetag.
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26. 9.
Im bisher größten Bankenzusammenschluß fusionieren die Deutsche Bank und die Disconto-Gesellschaft. Man erhofft sich Rationalisierungseffekte.
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27. 9.
Der Gauleiter der NSDAP für Berlin-Brandenburg, Joseph Goebbels, bezeichnet das Volksbegehren gegen den Young-Plan als Anfang einer "Volksrevolution".
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30. 9.
Die DVP lehnt das Volksbegehren gegen den Young-Plan ab, da Großbritannien und Frankreich ohne den Young-Plan der vorzeitigen Räumung des Rheinlands nicht zugestimmt hätten.
OKTOBER
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3. 10.
Außenminister Gustav Stresemann stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls.
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Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird in Jugoslawien umbenannt.
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4. 10.
Uraufführung des Films "Die Frau im Mond" von Fritz Lang in Berlin.
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8. 10.
Das preußische Innenministerium verbietet den rechtsgerichteten Wehrverband "Stahlhelm" im Rheinland und in Westfalen, weil dort die militärische Ausbildung dieser Verbände erfolge. Die Ehrenmitgliedschaft des Reichspräsidenten im "Stahlhelm" erschwert ein reichsweites Vorgehen.
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10. 10.
Uraufführung der Operette "Land des Lächelns" von Franz Lehár (1870-1948) in Berlin.
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11. 10.
Reichswirtschaftsminister Julius Curtius (1877-1948) (DVP) wird als Nachfolger Stresemanns Außenminister.
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25. 10.
Der "Schwarze Freitag" an der New-Yorker Börse leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Der Crash an der Wallstreet hat vor allem für die deutsche Wirtschaft gravierende Folgen. Die kurzfristigen Auslandskredite werden aus Deutschland zurückgezogen. Die Konkurse häufen sich, Arbeitslosenzahl und die Kurzarbeit steigen sprunghaft an.
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26. 10.
Tod des Schriftstellers Arno Holz in Berlin.
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27. 10.
Bei den Landtagswahlen in Baden gewinnt die NSDAP hier erstmals sechs Mandate.
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28. 10.
Tod des ehemaligen Reichskanzlers Bernhard Fürst von Bülow in Rom.
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29. 10.
Die Einschreibungsfrist für das Volksbegehren gegen den Young-Plan läuft ab. Das erforderliche Zehntel aller Eintragungsberechtigten wird mit 10,02 Prozent knapp erreicht. Bevor per Volksentscheid über die Einführung des "Gesetzes gegen die Versklavung des deutschen Volkes" abgestimmt werden kann, muss der Reichstag über die Einführung des Gesetzes entscheiden.
NOVEMBER
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1. 11.
Das Deutsche Reich und Polen beschließen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
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6. 11.
Tod des letzten kaiserlichen Reichskanzlers Prinz Max von Baden in Konstanz.
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8. 11.
Die Sorbonne verleiht Einstein die Ehrendoktorwürde.
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13. 11.
Gemäß dem Young-Plan wird die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gegründet.
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17. 11.
Die NSDAP gewinnt bei den Berliner Stadtverordnetenwahlen 13 von 225 Mandaten und zieht erstmals in die Stadtverordnetenversammlung ein.
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21. 11.
China und die Sowjetunion schließen einen Waffenstillstand.
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24. 11.
Tod des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau in Paris.
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30. 11.
Der Reichstag lehnt mit großer Mehrheit den Entwurf des "Gesetzes gegen die Versklavung des deutschen Volkes" ab.
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Die Besatzungstruppen sind aus der seit 1920 besetzten Koblenzer Rheinlandzone abgezogen.
DEZEMBER
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3. 12.
Abspaltung von der DNVP-Fraktion im Reichstag: Aus Protest gegen Hugenbergs Kurs auf eine rechtspopulistische Front treten zehn Abgeordnete aus der Partei aus.
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8. 12.
Bei den Landtagswahlen in Thüringen gewinnt die NSDAP sechs der 53 Sitze. Durch eine Koalition mit der DNVP, der DVP und dem Landbund beteiligt sich die NSDAP erstmals auf Landesebene an einer Regierung.
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10. 12.
Thomas Mann wird mit dem Literaturnobelpreis für sein Werk "Buddenbrooks" ausgezeichnet.
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14. 12.
Die Regierung erhält im Reichstag nur eine knappe Mehrheit für ein Finanzprogramm zur Überbrückung des Haushaltsdefizits. Das Defizit entstand vor allem durch Zahlungen an die "Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung".
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20. 12.
Reichsfinanzminister Rudolf Hilferding (SPD) muss nach vertraulichen Verhandlungen mit einer amerikanischen Bank über einen Überbrückungskredit zurücktreten. Hilferding hätte die Reichsbank über die Verhandlungen informieren müssen.
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21. 12.
Der Reichstag verabschiedet ein Sofortprogramm zur Beilegung der Finanzkrise. Es beinhaltet auch eine Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und der Tabaksteuer.
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Zu seinem 50. Geburtstag lässt sich Josef W. Stalin als Alleinherrscher feiern. Damit setzt der Personenkult um Stalin ein.
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22. 12.
Der von der nationalistischen Rechten initiierte Volksentscheid über das "Gesetz gegen die Versklavung des deutschen Volkes" scheitert. Dennoch profitiert insbesondere die NSDAP von dem Propagandafeldzug. Ihre Mitgliederzahl steigt weiter an.
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Die Auseinandersetzungen zwischen der Sowjetunion und China wegen der chinesischen Ostbahn werden beigelegt. Die sowjetische Armee räumt die besetzten Gebiete Chinas.
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29. 12.
Der spanische Diktator Miguel Primo de Rivera (1903-1936) kündigt die Wiedereinführung demokratischer Wahlen an.
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Tod des Automobilkonstrukteurs Wilhelm Maybach in Stuttgart.
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30. 12.
Uraufführung des proletarischen Films "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" nach einer Vorlage von Heinrich Zille in Berlin.
Chronik 1930
JANUAR
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3.-20. 1.
In Den Haag findet die zweite Konferenz über den Young-Plan statt. Die Reparationen werden auf 112 Milliarden Reichsmark festgesetzt und sollen in jährlichen Raten bis 1988 gezahlt werden.
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5. 1.
In Moskau beschließt das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), die Kollektivierung der Landwirtschaft durch den Aufbau von Kolchosen voranzutreiben.
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7. 1.
Im britischen Mandatsgebiet Palästina gründen David Ben Gurion (1886-1973) und Isaac Ben Zwi (1884-1963) die Arbeiterpartei Israels (Mapai).
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12. 1.
Uraufführung der Oper "Die Nase" von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) in Leningrad.
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14. 1.
In seiner Wohnung in Berlin-Friedrichshain wird der SA-Sturmführer Horst Wessel niedergeschossen. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) stilisiert ihn als Verfasser des "Horst-Wessel-Lieds" ("Die Fahne hoch") zum Märtyrer.
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16. 1.
In Berlin erlässt der sozialdemokratische preußische Innenminister Albert Grzesinski (1879-1947) ein Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel, um gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen links- und rechtsgerichteten Organisationen zu verhindern.
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21. 1.
Eröffnung der Londoner Flottenkonferenz über Interessenabgrenzung der wichtigsten Seemächte.
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22. 1.
Ein Erlass des Reichswehrministeriums verbietet jegliche Sympathiekundgebungen für die NSDAP und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) innerhalb der Reichswehr. KPD und NSDAP würden eine gewaltsame Zerschlagung des Staats und die Diktatur ihrer Partei anstreben.
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23. 1.
In der thüringischen Landesregierung übernimmt Wilhelm Frick (NSDAP) das Ministeramt für Inneres und Volksbildung. Damit stellt die NSDAP erstmals einen Minister.
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28. 1.
Der spanische Diktator Miguel Primo de Rivera (1903-1936) erklärt seinen Rücktritt.
FEBRUAR
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1. 2.
In Moskau verordnet die sowjetische Regierung unter Josef W. Stalin die Enteignung der Großbauern.
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Uraufführung der Oper "Von heute auf morgen" von Arnold Schönberg in Frankfurt/Main.
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3. 2.
Mit dem Ziel der Befreiung Indochinas von der französischen Kolonialherrschaft wird in Hongkong die Kommunistische Partei Vietnams gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählt Ho Chi Minh (1890-1969). Er war bereits 1920 Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs.
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6. 2.
Österreich und Italien schließen einen Freundschaftsvertrag.
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8. 2.
Die französische Nationalversammlung billigt eine Vorlage der Regierung zur Einführung einer allgemeinen Sozialversicherung.
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Der thüringische Minister für Inneres und Volksbildung Frick verbietet die Lektüre des Antikriegsromans "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque an allen thüringischen Schulen.
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Uraufführung des Schauspiels "Napoleon greift ein" von Walter Hasenclever in Frankfurt/Main.
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13. 2.
Gründung des "Reichsverbands der Deutschen Landwirtschaftlichen Genossenschaften - Raiffeisen e.V." in Berlin. Der Verband will die notleidende Landwirtschaft unterstützen.
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22. 2.
Eröffnung der ersten Ausstellung über die Tätigkeit und Entstehungsgeschichte des Bauhauses im Folkwang-Museum in Essen.
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23. 2.
Horst Wessel stirbt an den Folgen seiner Schussverletzung. Bei seiner Beerdigung kommt es zu Straßenkämpfen zwischen Anhängern von KPD und NSDAP.
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28. 2.
Der preußische Innenminister Grzesinski tritt nach Angriffen der rechten Presse zurück. Dem verheirateten Politiker wurde das Zusammenleben mit einer anderen Frau vorgeworfen.
MÄRZ
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2. 3.
Tod des britischen Schriftstellers D. H. Lawrence (1885-1930) in Vence bei Nizza (Frankreich).
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6. 3.
Tod von Großadmiral Alfred von Tirpitz in Ebenhausen.
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7. 3.
Mit seinem Rücktritt zieht Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht die Konsequenzen aus seinen Meinungsverschiedenheiten mit der Reichsregierung über den Young-Plan, den er für eine zu große Konzession an die Siegermächte hält. Sein Nachfolger wird der ehemalige Reichskanzler und Finanzminister Hans Luther von der Deutschen Volkspartei (DVP).
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8. 3.
Tod des ehemaligen US-Präsidenten William Howard Taft (1857-1930).
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9. 3.
Uraufführung der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Bertolt Brecht und Kurt Weill in Leipzig.
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12. 3.
Mit 270 zu 192 Stimmen billigt der Reichstag in dritter Lesung den Young-Plan.
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13. 3.
Entdeckung des Planeten Pluto durch den Astronomen Clyde William Tombaugh (1906-1997).
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18. 3.
Der Reichstag nimmt mit großer Mehrheit ein neues Gesetz zum Schutz der Republik an. Es soll ein wirksameres Vorgehen gegen links- und rechtsradikale Kräfte gewährleisten.
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19. 3.
Tod des ehemaligen britischen Premierministers Arthur James Earl of Balfour in Woking (Südengland).
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27. 3.
Rücktritt der Reichsregierung unter Reichskanzler Hermann Müller (SPD). Während die DVP auf Leistungsminderung der Arbeitslosenversicherung bestand, beharrte die SPD auf ihrer Forderung nach weiteren Beitragserhöhungen und Solidarzahlungen des Reichs.
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29. 3.
Reichspräsident Hindenburg beauftragt Heinrich Brüning (Zentrum) mit der Kabinettsbildung. Unter Brüning beginnt der Übergang zu den Präsidialkabinetten, die nicht mehr von der Mehrheit des Reichstags abhängig sind, sondern sich auf das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten stützen.
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In Thüringen verabschiedet der Landtag das vom Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) eingebrachte Ermächtigungsgesetz, das der Landesregierung weitgehende Vollmachten über die Neuorganisation von Staatseinrichtungen erteilt.
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31. 3.
Brüning stellt sein neues Kabinett vor. Es besteht mehrheitlich aus Mitgliedern der Parteien der bürgerlichen Mitte. Die Regierungsbildung erfolgte ohne Berücksichtigung der Mehrheitsverhältnisse im Reichstag und ohne Verhandlungen mit den Parteien.
APRIL
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1. 4.
Uraufführung des Films "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in Berlin.
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Tod der Festspielleiterin Cosima Wagner (1837-1930) in Bayreuth.
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3. 4.
Im Reichstag wird ein Misstrauensvotum von KPD und SPD gegen die Regierung mit den Stimmen der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) abgelehnt. Damit hat sich der gemäßigte Flügel in der DNVP durchgesetzt, der den Landwirtschaftsminister Martin Schiele (1870-1939) unterstützt.
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11. 4.
In London veröffentlicht der "Daily Express" als erste Tageszeitung einen Überblick über das Fernsehprogramm.
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12. 4.
Der thüringische Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) erlässt eine Verfügung gegen die "Negerkultur", mit der er gegen "fremdrassige Einflüsse" in der deutschen Kultur vorgehen will.
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Uraufführung der Oper "Aus einem Totenhaus" von Leoš Janácek (1854-1928) in Brünn.
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14. 4.
Freitod des sowjetischen Dichters Wladimir W. Majakowski (1893-1930) in Moskau.
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18. 4.
In Indien kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Führers der indischen Freiheitsbewegung "Mahatma" Gandhi (1869-1948) und den britischen Kolonialbehörden.
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22. 4.
Die Seemächte Großbritannien, USA und Japan einigen sich in London nach dreimonatigen Verhandlungen auf eine Begrenzung ihrer Flottenbauprogramme.
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24. 4.
Das französische Parlament billigt das Sozialversicherungsgesetz, mit dem eine Alters,- Kranken- und Invalidenversicherung für Arbeitnehmer eingeführt wird.
MAI
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1. 5.
Uraufführung des Films "Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone (1895-1980) in New York.
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5. 5.
Uraufführung der Oper "Christoph Columbus" von Darius Milhaud (1892-1974) in Berlin.
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Gandhi wird wegen "Gehorsamsverweigerung" von der britischen Kolonialregierung verhaftet.
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13. 5.
Tod der Frauenrechtlerin Helene Lange in Berlin.
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Tod des Polarforschers und Diplomaten Fridtjof Nansen (1861-1930) in Lysaker bei Oslo.
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16. 5.
In Dresden wird das Hygiene-Museum eröffnet. Es soll der "gesundheitlichen Volksbelehrung" dienen und auch Kenntnisse über "Vererbung und Eugenik" vermitteln.
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17. 5.
Der französische Außenminister Aristide Briand übermittelt den 27 europäischen Mitgliedsstaaten des Völkerbunds ein Memorandum, in dem er die Aufhebung der Zölle innerhalb eines einheitlichen europäischen Wirtschaftsraums und gegenseitige Zusammenarbeit vorschlägt.
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Frankreichs Ministerpräsident André Tardieu (1876-1945) ordnet die Räumung des noch besetzten Rheinlands an.
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23. 5.
Uraufführung des Antikriegsfilms "Westfront 1918" von Georg Wilhelm Pabst in Berlin.
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26. 5.
Reichsinnenminister Joseph Wirth (Zentrum) erhebt vor dem Staatsgerichtshof Anklage gegen das Land Thüringen wegen der Schulpolitik unter dem Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP). Frick hat nationalsozialistische Schulgebete eingeführt.
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27. 5.
Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg.
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30. 5.
Während des Kongresses des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Berlin bewirbt sich die Reichshauptstadt um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936. Die Mitbewerber sind Alexandria, Barcelona, Budapest, Buenos Aires, Dublin, Helsinki und Rom.
JUNI
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5. 6.
Der britische Ministerpräsident James Ramsay MacDonald (1866-1937) lehnt den geplanten Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal ab.
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10. 6.
Tod des Kirchenhistorikers Adolf von Harnack in Heidelberg.
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11. 6.
Um Provokationen zu vermeiden, verbietet das preußische Innenministerium der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) das Tragen von Uniformen bei Versammlungen unter freiem Himmel. Die SA marschiert daraufhin in weißen statt in braunen Hemden.
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12. 6.
In New York wird Max Schmeling als erster Europäer Boxweltmeister aller Klassen.
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22. 6.
Bei den Landtagswahlen in Sachsen wird die NSDAP mit 14 Sitzen zweitstärkste Fraktion hinter der SPD mit 33 Sitzen.
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Hertha BSC Berlin gewinnt mit 5:4 gegen Holstein Kiel das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft.
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27. 6.
Mit einer Festveranstaltung feiert das isländische Parlament ("Althing") sein tausendjähriges Bestehen. Das "Althing" entstand 930 als Zusammenkunft der gesetzgebenden und gerichthaltenden Körperschaften in Island.
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30. 6.
Die letzten französischen Truppen verlassen das Rheinland. Der Abzug wird von der deutschen Bevölkerung begeistert gefeiert.
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Der Führer der NSDAP, Adolf Hitler, beauftragt Joseph Goebbels, Reichspropagandaleiter und Gauleiter von Berlin, mit dem Ausschluss der Mitglieder des sozialrevolutionären Parteiflügels um die Brüder Otto Strasser und Gregor Strasser.
JULI
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3. 7.
Otto Strasser gibt seinen Austritt aus der NSDAP bekannt und gründet die "Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten". Rund 200 Mitglieder schließen sich der Abspaltung an. Strassers Bruder Gregor ordnet sich zunächst Hitler unter.
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5. 7.
In München erwirbt die NSDAP das ehemalige Barlow-Palais, das zum Sitz der Reichsparteileitung, dem sogenannten Braunen Haus, umgebaut wird. Den Kauf des Hauses ermöglichten Spenden von Großindustriellen wie Fritz Thyssen.
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7. 7.
Tod des britischen Schriftstellers Arthur Conan Doyle in Crowborough (Sussex).
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16. 7.
Der Reichstag lehnt mit den Stimmen von KPD, SPD, DNVP und NSDAP die von der Reichsregierung eingebrachte Vorlage zur Deckung des Defizits des Reichshaushalts ab. Die Staatsausgaben sollten gekürzt, die Steuern erhöht werden. Reichspräsident Hindenburg wandelt daraufhin mit dem Artikel 48 der Reichsverfassung erstmals einen vom Reichstag abgelehnten Gesetzentwurf in eine Notverordnung um.
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17. 7.
Alfred Hugenbergs (DNVP) unnachgiebige Haltung gegenüber der Reichsregierung unter Brüning führt in der DNVP zum Bruch mit dem gemäßigten Flügel. Hugenberg stört sich darüber hinaus am Einfluss der SPD in der preußischen Koalitionsregierung.
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18. 7.
Die Mehrheit der Reichstagsabgeordneten stimmt dem SPD-Antrag zur Aufhebung der von Hindenburg erlassenen Notverordnung zu. Daraufhin löst Hindenburg den Reichstag auf und setzt am 26. Juli die vom Parlament aufgehobene Verordnung per Notverordnung wieder in Kraft. Die Wahlen zum neuen Reichstag werden für den 14. September anberaumt.
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Als Nachfolger des verstorbenen Adolf von Harnack wird Max Planck zum Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gewählt.
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23. 7.
Die gemäßigten Mitglieder der DNVP vereinigen sich zur "Konservativen Volkspartei".
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27. 7.
Aus dem Zusammenschluss der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) mit dem Jungdeutschen Orden entsteht die Deutsche Staatspartei.
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30. 7.
Mit einem 4:2-Sieg über Argentinien wird Uruguay erster Fußballweltmeister.
AUGUST
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1. 8.
Auf Druck rechtsgerichteter Kreise wird der Direktor des Bauhauses, Hannes Meyer (1889-1954), entlassen. Meyer hatte an einer von Studenten organisierten Sammlung für die " Internationale Arbeiterhilfe" teilgenommen. Sein Nachfolger wird der Architekt Ludwig Mies van der Rohe.
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4. 8.
Tod des Dirigenten und Regisseurs Siegfried Wagner (1869-1930) in Bayreuth.
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6. 8.
Sigmund Freud wird von der Stadt Frankfurt/Main für die Entwicklung der Psychoanalyse mit dem Goethe-Preis ausgezeichnet. Antisemiten und Rechtsradikale protestieren gegen die Verleihung des Preises an Freud.
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10. 8.
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) errichtet auf zwei Strecken in Bayern erstmals Pannentelefone.
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14. 8.
In der Sowjetunion wird die allgemeine Grundschulpflicht eingeführt, um das fast fünfzigprozentige Analphabetentum zu bekämpfen.
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18. 8.
Die DVP, die Konservative Volkspartei und die Wirtschaftspartei einigen sich auf einen gemeinsamen Wahlaufruf. Die Staatspartei verweigert sich einem Angebot zur Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Rechtsparteien.
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25. 8.
In Polen wird der bisherige Kriegsminister Marschall Józef Klemens Pilsudski erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. Pilsudski kündigt erneut ein scharfes Vorgehen gegen die linke und die liberale Opposition an.
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30. 8.
In Berlin demoliert ein Trupp von Anhängern der " Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten" unter Otto Strasser eine Geschäftsstelle der NSDAP.
SEPTEMBER
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1. 9.
Die Reichsregierung erhebt eine "Reichshilfe zur finanziellen Sanierung der Arbeitslosenversicherung": Alle festangestellten Arbeitnehmer müssen bis Ende März 1931 2,5 Prozent ihres Gehalts abführen. Wegen der sprunghaft gestiegenen Arbeitslosenzahl verfügt die Arbeitslosenversicherung bereits seit Winter 1929 nicht mehr über ausreichende Mittel.
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Das Statistische Reichsamt gibt bekannt, daß die Spareinlagen der Deutschen mit rund zehn Milliarden Reichsmark den höchsten Stand seit 1923 erlangt haben. Damit ist der Vorkriegsstand noch lange nicht erreicht.
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12. 9.
Die Filmgesellschaft Fox bringt die erste "tönende" Wochenschau mit aktuellen Berichten in die deutschen Kinos.
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14. 9.
Bei den Reichstagswahlen steigert die NSDAP ihre Mandatszahl von 12 auf 107 Sitze. Die KPD erhält 77, die SPD 143 Sitze. Damit ist der NSDAP der Durchbruch gelungen. Sie profitiert von der allgemeinen Wirtschaftskrise und der gestiegenen Wahlbeteiligung. Unterstützt von Hindenburg, hält Brüning am System der Minderheitsregierung fest.
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15. 9.
Uraufführung des Films "Die drei von der Tankstelle" von Wilhelm Thiele (1890-1975). In den Hauptrollen spielen Lilian Harvey, Willy Fritsch, Oskar Karlweis (1894-1956) und Heinz Rühmann.
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25. 9.
In einem Hochverratsprozess gegen drei Reichswehroffiziere erklärt der als Zeuge vorgeladene Hitler, die Verfassung schreibe "nur den Boden des Kampfes vor, nicht aber das Ziel". Die Nationalsozialisten würden "den Staat in die Form gießen", die sie "als die richtige ansehen".
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26. 9.
In Berlin werden sechs KPD-Mitglieder für die Ermordung des SA-Sturmführers Horst Wessel zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.
OKTOBER
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2. 10.
Auf der Berliner Museumsinsel wird das neu erbaute Pergamonmuseum eröffnet.
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5. 10.
Reichskanzler Brüning empfängt Hitler, Frick und Hermann Göring. Brüning will die Nationalsozialisten zu einer Mitarbeit in der Regierung bewegen.
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Eröffnung des modernisierten Strandbads in Berlin-Wannsee. Es fasst über 60.000 Besucher.
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In Koblenz feiern etwa 140.000 Mitglieder des "Stahlhelm" den "Reichsfrontsoldatentag" und fordern die deutsche Wiederaufrüstung.
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Auf dem Weg nach Indien explodiert das britische Luftschiff "R 101" über Frankreich. Von den 58 Passagieren kommen 50 um, darunter auch der britische Luftfahrtminister.
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13. 10.
In Berlin tritt der neu gewählte Reichstag zusammen.
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17. 10.
Rechtsradikale Demonstranten unterbrechen Thomas Manns "Appell an die Vernunft" im Berliner Beethovensaal. Mann warnte in seiner Rede vor der Ausbreitung des Rechtsradikalismus in Deutschland.
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18. 10.
Der Reichstag lehnt mit den Stimmen der SPD ein von KPD und NSDAP eingebrachtes Misstrauensvotum gegen die Spar- und Notverordnungspolitik der Regierung ab.
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21. 10
Carl Severing übernimmt auf Wunsch von Ministerpräsident Otto Braun das Amt des preußischen Innenministers.
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24. 10.
Uraufführung des Films "The Big Trail" von Raoul Walsh (1892-1980). Der Schauspieler John Wayne (1907-1979) ist in seiner ersten Hauptrolle als Westernheld zu sehen.
NOVEMBER
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2. 11.
Das von Claude Dornier (1884-1969) entwickelte Riesenflugzeug "Do X" startet zu einem Probeflug nach Amsterdam.
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5. 11.
Der Film "Kohlhiesels Töchter" von Hans Behrendt (1889-nach 1940) hat in Berlin Premiere.
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8. 11.
Uraufführung der Operette "Im weißen Rössl" von Ralph Benatzky (1884-1957) in Berlin.
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9. 11.
Aus den Nationalratswahlen in Österreich gehen die Sozialdemokraten als Sieger hervor. Kommunisten und Nationalsozialisten erhalten kein Mandat.
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11. 11.
In München wird die erste Berufsschule für Mädchen eröffnet. Ausbildungsfach ist Hauswirtschaft.
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12. 11.
In London beginnt eine Konferenz mit indischen Politikern, die für Indien den Status eines Dominion innerhalb des Commonwealth anstreben. Die Kongreßpartei Gandhis hat keinen Vertreter gesandt.
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16. 11.
In Polen gewinnt der Regierungsblock von Ministerpräsident Pilsudski bei den Wahlen zur zweiten Kammer die absolute Mehrheit. Der Wahlsieg Pilsudskis ist auch auf die Einschüchterung der Opposition zurückzuführen.
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23. 11.
Nationalitäten-Konflikt in Oberschlesien: Die polnische Regierung verhindert bei den Wahlen zum oberschlesischen Parlament die geheime Abstimmung. Einige deutsche Kandidaten wurden bereits vor der Wahl verhaftet. Polen befürchtet ein Votum der deutschen Wähler für die Angliederung ganz Oberschlesiens an das Deutsche Reich.
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26. 11.
Tod des Geophysikers und Polarforschers Alfred Wegener (1880-1930) während einer Grönlandexpedition.
DEZEMBER
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1. 12.
Reichskanzler Brüning erläßt die Notverordnung zur "Sicherung der Wirtschafts- und Finanzlage", um den Haushalt für 1931 sicherzustellen. Damit umgeht Brüning die parlamentarische Beratung seiner Sanierungspläne.
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4. 12.
In Frankreich tritt die Regierung von Ministerpräsident Tardieu zurück, nachdem der Senat ihr das Vertrauen entzogen hat. Mitgliedern der Regierung wird eine Verwicklung in einen Bankkonkurs vorgeworfen, bei dem Kunden umgerechnet über 150 Millionen Reichsmark verloren.
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5. 12.
Anlässlich der deutschen Erstaufführung des Films "Im Westen nicht Neues" in Berlin stören Nationalsozialisten unter der Führung von Goebbels die Vorstellung.
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6. 12.
Mit den Stimmen der SPD lehnt der Reichstag einen Antrag der KPD zur Aufhebung der Notverordnung vom 1. Dezember ab. Die SPD befürchtet eine erneute Auflösung des Reichstags und ein weiteres Erstarken der radikalen Parteien.
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11. 12.
Auf Antrag der Länder Sachsen, Bayern, Baden und Württemberg verbietet die Reichsfilmprüfstelle den Film "Im Westen nichts Neues".
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12. 12.
Der Spielfilm "Das Goldene Zeitalter" von Luis Buñuel (1900-1983) wird von der französischen Zensur verboten. Der Film kritisiert gesellschaftliche Institutionen wie Familie, Kirche und Militär.
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19. 12.
In der Sowjetunion wird der Politiker Wjatscheslaw M. Molotow zum Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare ernannt.
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In der Preußischen Bibliothek in Berlin werden die ersten Photokopiergeräte aufgestellt. Bei Eilbestellung dauert eine Kopie dreißig Minuten.
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23. 12.
In Glogau wird ein wegen "Verleumdung der Republik" angeklagter NSDAP-Kreisleiter freigesprochen. Der Vorsitzende des Gerichts bestätigt dessen Behauptung, die Weimarer Republik sei 1918 auf "Meineid und Hochverrat am Soldaten" gegründet worden.
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24. 12.
Der Physiker Manfred von Ardenne führt in Berlin das erste elektronische Fernsehbild vor. Die bisherigen Bilder wurden auf mechanisch-optischem Weg übertragen.
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29. 12.
Die Tarifgespräche im Ruhrbergbau scheitern. Der Zechenverband des Ruhrbergbaus kündigt daraufhin am 1. Januar 1931 den 295.000 Bergarbeitern zum 15. Januar 1931.
Chronik 1931
JANUAR
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1. 1.
Nach gescheiterten Tarifverhandlungen kündigt der Zechenverband 295.00 Arbeitern zum 15. Januar.
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Die Reichsleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bezieht in München das "Braune Haus" als neue Reichsparteileitung.
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2. 1.
Als Reaktion auf die Massenentlassungen durch den Zechenverband beginnen im linksrheinischen Kohlenrevier und im Raum Recklinghausen Streiks unter Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
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3. 1.
Tod des französischen Marschalls Joseph Jacques Joffre in Paris.
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5. 1.
Der ehemalige Hauptmann Ernst Röhm wird von Adolf Hitler zum Leiter der paramiliärischen, 70.000 Mitglieder zählenden Sturmabteilung (SA) ernannt. Röhm war von dieser Position im April 1925 wegen seiner Differenzen mit Hitler über die Rolle der SA zurückgetreten.
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7. 1.
In Wien kommt es zu Demonstrationen der politischen Rechten gegen den Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone (1895-1980). Die österreichische Regierung beugt sich - wie bereits die Reichsregierung im Vorjahr - dem Druck der rechtsextremen Demonstrationen und verbietet den Film.
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9. 1.
Nach einer Notverordnung können von der Regierung eingesetzte Schlichtungskommissionen auch gegen den Widerspruch der Tarifparteien einen Schiedsspruch fällen. Damit wird der Staat zum ausschlaggebenden Faktor bei Tarifverhandlungen.
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10. 1.
Im Tarifkonflikt im Ruhrbergbau beschließt eine Schlichtungskommission mit Zustimmung der Regierung eine sechsprozentige Lohnkürzung, zugleich aber die Rücknahme der Massenkündigungen.
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Der sowjetische Ministerpräsident Wjatscheslaw M. Molotow kündigt an, bis Ende des Jahres die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe zu kollektivieren.
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15. 1.
Die NSDAP gründet Betriebszellen, um Einfluß auf die Arbeiter in Großbetrieben zu gewinnen.
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18. 1.
Hitler spricht mit dem Chef der Heeresleitung, Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord (1878-1943), über die Möglichkeiten einer Verständigung mit der Reichswehrführung.
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25. 1.
Der indische Freiheitskämpfer "Mahatma" Gandhi (1869-1948) wird aus dem Gefängnis entlassen.
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30. 1.
In Berlin wird der Regisseur Erwin Piscator wegen Steuerschulden verhaftet.
FEBRUAR
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4. 2.
In Berlin verbietet der Polizeipräsident das NSDAP-Organ "Der Angriff". Immer wieder provoziert das von Joseph Goebbels herausgegebene Blatt mit der Rechtfertigung antisemitisch-nationalistischer Gewalttaten.
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Josef W. Stalin fordert eine rapide Steigerung des Industrialisierungsprozesses in der Sowjetunion.
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5. 2.
Im Reichstag bekräftigt Goebbels die radikale Opposition der Nationalsozialisten zum parlamentarischen System.
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6. 2.
Uraufführung des Films "Lichter der Großstadt" von Charles Chaplin in New York.
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7. 2.
Der Reichstag lehnt einen weiteren Misstrauensantrag von NSDAP und KPD gegen die Regierung Heinrich Brüning ab.
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10. 2.
Im Reichstag erklären 151 Abgeordnete der NSDAP, der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und des Christlichen Landvolks ihren Auszug aus dem Parlament. Anlass ist eine Änderung der Geschäftsordnung, mit der den Parteien vor allem die permanente Behinderung der parlamentarischen Arbeit durch das wiederholte Einbringen von Misstrauensanträgen erschwert werden soll.
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Neu-Delhi wird neue Hauptstadt Indiens.
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17. 2.
Erstes Gespräch zwischen Gandhi und dem britischen Vizekönig in Indien, Edward Lord Irwin (1881-1959).
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19. 2.
Uraufführung des Films "Die Dreigroschenoper" von Georg Wilhelm Pabst in Berlin.
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20. 2.
Röhm verkündet eine Neugliederung der SA. Sie orientiert sich an der Truppeneinteilung des Militärs.
MÄRZ
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4. 3.
Gandhi und Irwin vereinbaren die Einstellung der Kampagne des bürgerlichen Ungehorsams gegen die britische Kolonialmacht.
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5. 3.
Uraufführung des Stücks "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer in Berlin.
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11. 3.
Tod des Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau in Santa Barbara (Kalifornien/USA).
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12. 3.
Der Reichstag billigt eine neue Kraftfahrzeugsteuer. Sie sieht für Pkw mit Verbrennungsmotoren eine jährliche Steuer von 12 Reichsmark pro 100 Kubikzentimeter Hubraum vor.
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13. 3.
Die Kritik der Deutschen Volkspartei (DVP) im thüringischen Landtag an der rigorosen Politik von Wilhelm Frick (NSDAP) führt zum Bruch der 1930 geschlossenen Koalition mit der NSDAP.
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In Deutschland gelingt der erste Abschuss einer Feststoffrakete.
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15. 3.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland beträgt fast fünf Millionen. Nur die Hälfte von ihnen ist durch die Arbeitslosenversicherung abgesichert. 19 Prozent erhalten Mittel aus der Krisenunterstützung, der Rest ist auf die Wohlfahrt angewiesen. Die wirtschaftlichen und psychologischen Folgen der Weltwirtschaftskrise erzeugen eine allgemeine Katastrofenstimmung und bringen den radikalen Parteien Zulauf.
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19. 3.
Deutschland und Österreich vereinbaren Richtlinien für eine Zollunion zwischen beiden Ländern.
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20. 3.
Der Reichstag billigt - bei Stimmenthaltung der Abgeordneten der SPD - die dritte Rate für den Bau des Panzerkreuzers A sowie die erste Rate für den des Panzerkreuzers B. Die SPD fürchtet bei Ablehnung des Etats eine Auflösung des Reichstags und die Stärkung der radikalen Parteien.
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Tod des ehemaligen Reichskanzlers Hermann Müller in Berlin.
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21. 3.
Die Reichsregierung stellt Planungen für eine deutsch-österreichische Zollunion vor, die Kern einer neuen Wirtschaftsordnung in Europa werden soll. Die alliierten Mächte reagieren mit Skepsis.
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28. 3.
Reichspräsident Paul von Hindenburg schränkt mit einer Notverordnung zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen das Versammlungsrecht und die Pressefreiheit ein.
APRIL
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1. 4.
Der thüringische Landtag nimmt einen Misstrauensantrag der SPD gegen den nationalsozialistischen Innenminister Frick an, der daraufhin zurücktritt.
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2. 4.
Der stellvertretende SA-Führer Walther Stennes (1895-1989) wird von Hitler abgesetzt. Stennes forderte die sofortige Regierungsübernahme durch einen Staatsstreich, während Hitler offiziell auf strikter Legalität besteht. Hitler beauftragt Goebbels mit dem Parteiausschluss aller Sympathisanten von Stennes.
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12. 4.
Bei den Gemeindewahlen in Spanien siegen in den Städten die Republikaner und auf dem Land die Monarchisten. Der spanische König Alfons XIII. (1886-1941) wertet dies als Votum gegen die Monarchie.
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14. 4.
Alfons XIII. verzichtet auf die Regierungsgewalt und verlässt das Land, ohne aber seinem Thronrecht zu entsagen. Spanien wird zur Republik proklamiert. Es bildet sich eine linke Regierung aus sozialistischen und republikanischen Politikern. Frankreich und bald darauf die anderen europäischen Staaten erkennen die neue Regierung an.
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15. 4.
Alfons XIII. geht ins Exil nach Frankreich.
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20. 4.
Das britische Unterhaus stimmt einer Lockerung der Sonntagsruhe zu und erlaubt Sportveranstaltungen.
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22. 4.
In Thüringen wird eine neue Landesregierung ohne Beteiligung der NSDAP gebildet.
MAI
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1. 5.
Einweihung des Empire State Building in New York, des mit 381 Metern und 102 Stockwerken höchsten Gebäudes der Welt.
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3. 5.
Bei den Landtagswahlen in Schaumburg-Lippe bleibt die SPD mit 44,6 Prozent der Stimmen stärkste Partei vor der NSDAP mit 27 Prozent.
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7. 5.
Wegen Beschimpfung der Republik verbietet der Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski (1879-1947) "Die Rote Fahne" für 14 Tage.
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9. 5.
Die französische Deputiertenkammer lehnt die deutsch-österreichische Zollunion einstimmig ab.
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10/11. 5.
In Spanien kommt es an zahlreichen Orten zu Plünderungen und Brandschatzung in Kirchen und Klöstern. Die neue Regierung erklärt die Sonderstellung von Adel und Kirche für abgeschafft.
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11. 5.
Uraufführung des Films "M- Eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang in Berlin.
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13. 5.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt die Olympischen Spiele 1936 an Berlin.
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Paul Doumer (1857-1932) wird neuer französischer Staatspräsident.
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17. 5.
Bei den Landtagswahlen in Oldenburg wird die NSDAP mit 37,2 Prozent der Stimmen stärkste Partei vor der SPD mit 20,9 Prozent. Die Nationalsozialisten stellen erstmals in einem Landesparlament die stärkste Fraktion.
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19. 5.
Reichspräsident Hindenburg nimmt in Kiel am Stapellauf des Panzerkreuzers A teil. Das Schiff wird auf den Namen "Deutschland" getauft.
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25. 5.
In den USA gibt die "Gesellschaft gegen die Prohibition" bekannt, dass der Jahresumsatz des illegalen Alkoholhandels mit 2,8 Milliarden Dollar fast ebenso hoch sei wie der Umsatz der amerikanischen Öl- und Stahlindustrie.
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27. 5.
Der Schweizer Physiker Auguste Piccard (1884-1962) und sein Assistent steigen mit ihrem Stratosphärenballon in eine Höhe von 15.781 m auf.
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30. 5.
Benito Mussolini geht auf Konfrontation zum Vatikan und verbietet katholische Laiengruppen. Papst Pius XI. (1857-1939) wendet sich daraufhin scharf gegen die faschistische Regierung und verurteilt deren totalitären Anspruch.
JUNI
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2. 6.
Die von dem Architekten Heinrich Tessenow (1876-1950) umgebaute Neue Wache in Berlin wird als "Gedenkstätte für die Toten des Weltkriegs 1914 bis 1918" eingeweiht.
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4. 6.
Das NS-Organ "Der Angriff" wird erneut für einen Monat verboten.
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5. 6.
Reichspräsident Hindenburg erlässt die Notverordnung "Zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen", die weitreichende Sparmaßnahmen vorsieht. In einem Aufruf an die Gläubigerstaaten Deutschlands fordert die Reichsregierung ein Ende der Reparationen.
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6. 6.
Beim Brand des Münchner Glaspalasts, einer Glas-Stahl-Konstruktion am Botanischen Garten, werden über 3.000 Kunstwerke vernichtet. Darunter befinden sich bedeutende Gemälde der deutschen Romantik.
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9. 6.
Der französische Außenminister Aristide Briand lehnt jede Veränderung des Young-Plans ab.
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11. 6.
In mehreren Städten veranstaltet die KPD Kundgebungen und "Hungermärsche". Sie will damit auf die Arbeitslosigkeit hinweisen und Arbeitslose mobilisieren.
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14. 6.
Mit einem 3:2-Sieg über den TSV 1860 München wird Hertha BSC Berlin Deutscher Fußballmeister.
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20. 6.
In Reaktion auf die wirtschaftliche Krise in Deutschland schlägt der amerikanische Präsident Herbert Hoover (1874-1964) ein einjähriges Moratorium für alle Reparationen und Kriegsschulden vor.
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23. 6.
Reichskanzler Brüning würdigt den Moratoriumsvorschlag Hoovers und schlägt eine deutsch-französische Aussprache über den Aufschub vor.
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25. 6.
Das Deutsche Reich erhält von den Nationalbanken Großbritanniens, Frankreichs, der Federal Reserve Bank New York und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel einen Kredit in Höhe von 419 Millionen Reichsmark.
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28. 6.
Bei den Wahlen zu den spanischen Landesparlamenten siegen die Parteien der republikanisch-sozialistischen Koalition mit großer Mehrheit.
JULI
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4. 7.
Die bayerische Landespolizei in München besetzt das "Braune Haus" der NSDAP. Zugleich wird in Bayern das Tragen von Uniformen für zwei Wochen verboten.
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Wegen finanzieller Schwierigkeiten muss die Kroll-Oper in Berlin schließen.
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9. 7.
Der Unterrichtsausschuss des Preußischen Landtags ordnet die Entfernung des Antikriegsromans "Im Westen nichts Neues" aus allen Schulbüchereien an.
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12. 7.
Tod des deutschen Literaturforschers und Historikers Friedrich Gundolf (1880-1931).
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13. 7.
Zusammenbruch des drittgrößten Geldinstituts des Deutschen Reichs, der Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank) aufgrund des Abzugs ausländischer Kredite.
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14. 7.
Der Konkurs der Danat-Bank führt zu einem Ansturm auf die Kreditinstitute. Hindenburg lässt per Notverordnung die Schalter zwei Tage schließen und den Zahlungsverkehr einschränken. Das Börsengeschäft wird erst am 11. April 1932 wieder aufgenommen.
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17. 7.
Hindenburg erlässt eine Notverordnung über das Pressewesen, mit der Zeitungsverbote leichter als bisher durchgesetzt werden können.
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18./19. 7.
Reichskanzler Brüning und Außenminister Julius Curtius (1877-1948) treffen sich zu bilateralen Gesprächen mit französischen Regierungsvertretern in Paris.
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19. 6.
Rudolf Carraciola (1901-1959) gewinnt auf dem Nürburgring den Großen Preis von Deutschland.
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20.-23. 7.
In London findet eine Sieben-Mächte-Konferenz über die Lage der deutschen Wirtschaft statt. Die Teilnehmer beschließen die Verlängerung der bisher gewährten Kredite sowie eine Untersuchung der deutschen Finanzlage.
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21. 7.
Die Führer der "Nationalen Opposition" - Hitler (NSDAP), Alfred Hugenberg (DNVP) und Franz Seldte ("Stahlhelm") - erklären, dass sie sich im Fall einer Regierungsübernahme nicht an die von Reichskanzler Brüning eingegangenen finanziellen Verpflichtungen halten werden.
AUGUST
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1. 8.
Erstbesteigung der Matterhorn-Nordwand durch zwei Münchner Bergsteiger.
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2. 8.
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) entscheidet sich gegen eine 100prozentige Kollektivierung der Landwirtschaft. Nur rund drei Viertel der gesamten landwirtschaftlichen Fläche sollen genossenschaftlich organisiert werden.
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3. 8.
Der dem Deutschen Reich im Juni gewährte Finanzkredit wird um drei Monate verlängert.
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Der "freiwillige Arbeitsdienst" wird durch eine Verordnung von Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald (1874-1945) zur öffentlichen Einrichtung. Arbeitslose können nun zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden.
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9. 8.
Ein vom "Stahlhelm" initiierter und von der KPD unterstützter Volksentscheid zur Auflösung des Preußischen Landtags scheitert. KPD und Stahlhelm meinten, nach den letzten Reichstagswahlen entspreche die preußische "Weimarer Regierungskoaliton" nicht mehr dem Willen der Wähler.
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11. 8.
In London wird auf einer Sachverständigenkonferenz ein Protokoll über das Hoover-Moratorium unterzeichnet. Die Reparationenzahlungen des Deutschen Reichs werden für ein Jahr ausgesetzt.
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15. 8.
In der Sowjetunion wird die Unterrichtspflicht für alle Analphabeten zwischen 16 und 50 Jahren angeordnet.
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20. 8.
Die republikanische Regierung in Spanien sperrt das Verfügungsrecht der Kirche über ihre Güter.
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24. 8.
Infolge der internationalen Schuldenverflechtung schlägt die deutsche Finanzkrise auf Großbritannien durch. König Georg V. (1865-1936) beauftragt den Führer des bisherigen Labour-Minderheitenkabinetts James Ramsay MacDonald (1866-1937) mit der Bildung eines "National Gouvernments" unter Einbeziehung der Konservativen und Liberalen.
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Polen bietet der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt an.
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27. 8.
Die "Do X", das derzeit weltweit größte Flugzeug, landet in New York. Beim Flug von Lissabon nach Rio de Janeiro hat das von Claude Dornier (1884-1969) entwickelte Flugboot eine Geschwindigkeit von 176 km/h erreicht.
SEPTEMBER
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2. 9.
Das Verbot des Antikriegsfilms "Im Westen nichts Neues" wird aufgehoben. Die deutschsprachige Fassung darf in einer leicht gekürzten Version gezeigt werden.
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5. 9.
In Anwesenheit Gandhis beginnt in London eine Konferenz über die Zukunft Indiens.
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7. 9.
Die Reichsregierung diskutiert erstmals über Siedlungen für Arbeitslose. Land im Besitz der öffentlichen Hand soll zur Bebauung freigegeben werden. Die Siedler sollen überwiegend "Selbstversorger" werden.
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11. 9.
In Berlin trifft Hitler mit mehreren Industriellen zusammen, um ihnen seine wirtschaftspolitischen Ziele vorzustellen. Zu den Gästen gehören Fritz Thyssen, Emil Kirdorf und Albert Vögler.
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12. 9.
Am jüdischen Neujahrstag werden von Berliner SA-Männern Geschäfte demoliert. Passanten, die sie für Juden halten, werden angegriffen und verletzt.
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20. 9.
Die Bank von England hebt den Goldstandard für das Pfund Sterling auf. Zahlreiche weitere Länder mit Sterling-Währung folgen.
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Das Tauchboot "Nautilus" des australischen Wissenschaftlers George Herbert Wilkins (1888-1958) scheitert bei dem Versuch, den Nordpol zu erreichen.
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25. 9.
Das Präsidium des Reichsverbands der Deutschen Industrie wählt Gustav Krupp von Bohlen und Halbach zu seinem neuen Präsidenten.
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27. 9.
Bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg wird die NSDAP mit 26,2 Prozent der Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD mit 27,8 Prozent.
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28. 9.
Der französische Ministerpräsident Pierre Laval und Außenminister Briand beenden ihren Staatsbesuch in Berlin. Vor allem ihre Kranzniederlegung am Grab von Gustav Stresemann hat großes Aufsehen hervorgerufen.
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Der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche (1875-1951) und der Chef der Nürnberger Zündapp-Werke, Fritz Neumeyer, vereinbaren die Konstruktion eines "Volkswagens".
OKTOBER
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1. 10.
Die Höchstdauer der Arbeitslosenunterstützung wird von 26 auf 20 Wochen gekürzt.
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3. 10.
Wegen des Scheiterns der Zollunion mit Österreich tritt Außenminister Curtius zurück. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag beurteilte die Zollunion als unvereinbar mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain.
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6. 10.
Reichspräsident Hindenburg erlässt eine weitere Notverordnung zur "Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" sowie zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen: Rentenbezüge werden gesenkt, und ein Nothaushalt für das zweite Quartal 1932 wird aufgestellt. Auch sollen "Sammelstätten staatsgefährlicher Betätigung" wie die SA-Unterkünfte geschlossen werden.
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7. 10.
Aus Anlass der Demission von Reichsaußenminister Curtius tritt das Kabinett Brüning zurück. Hindenburg verlangt eine stärkere Rechtsorientierung der neuen Regierung.
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9. 10.
Reichspräsident Hindenburg beauftragt Brüning erneut mit der Regierungsbildung.
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10. 10.
Hindenburg und Brüning empfangen Hitler zu einer Unterredung. Brüning hofft, durch eine Kooperation mit Hitler den politischen Druck der "Nationalen Opposition" zu schwächen; Hitler seinerseits sieht in einer Zusammenarbeit die Möglichkeit, dem legalen Zugang zur Macht näherzukommen.
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11. 10.
Harzburger Front: Auf Initiative Hugenbergs treffen sich in Bad Harzburg die Vertreter der "Nationalen Opposition" (NSDAP, DNVP, "Stahlhelm" und die "Vereinigung Vaterländischer Verbände") zu einer Veranstaltung. Umrahmt von umfangreichen Aufmärschen ihrer paramilitärischen Verbände, betonen die Führer der äußersten Rechten ihren gemeinsamen Willen zum Sturz der Regierung.
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12. 10. - 19. 11.
In Paris finden weitere deutsch-französische Beratungen über die Reparationsfrage statt.
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13. 10.
Reichskanzler Brüning gibt seine Regierungserklärung ab. Die am 10. Februar aus dem Reichstag ausgezogene Rechtsopposition kehrt in den Reichstag zurück, um die Regierungspolitik zu blockieren.
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16. 10.
Nach dreitägiger Debatte lehnt der Reichstag alle Misstrauensanträge gegen die Regierung Brüning ab. Die Rechtsopposition verlässt darauf erneut den Reichstag.
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18. 10.
Tod des amerikanischen Erfinders Thomas Edison (1847-1931) in West Orange (New Jersey/USA).
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Tod des Malers und Graphikers Lesser Ury (1861-1931) in Berlin.
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21. 10.
Auf Initiative des Reichspräsidenten wird in Berlin der Reichswirtschaftsbeirat gebildet. Er besteht aus 25 Vertretern des Handels, der Schifffahrt und der Industrie.
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Tod des Schriftstellers Arthur Schnitzler in Wien.
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24. 10.
Al Capone (1899-1947) wird in Chicago wegen Steuerhinterziehung zu elf Jahren Gefängnis und 50.000 Dollar (210.000 Reichsmark) Geldstrafe verurteilt.
NOVEMBER
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2. 11.
Uraufführung des Volksstücks "Geschichten aus dem Wienerwald" von Ödön von Horváth in Berlin.
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3. 11.
Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) verbietet alle Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel.
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8. 11.
Auf einer Kundgebung der DNVP betont Hugenberg die Eigenständigkeit seiner Partei gegenüber der NSDAP.
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14. 11.
Die spanische Regierung erlässt eine Neuregelung des Verhältnisses von Staat und Kirche: Alle Religionsgemeinschaften gelten nur noch als Vereine mit besonderem Statut, ihre Arbeit unterliegt staatlicher Kontrolle. Sie haben keinen Anspruch auf finanzielle Unterstützung mehr.
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15. 11.
Bei den Landtagswahlen in Hessen wird die NSDAP mit 37 Prozent der Stimmen stärkste Partei vor der SPD mit 21,4 Prozent.
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18. 11.
In Berlin spricht Hitler in einem mehrstündigen Gespräch mit Hermine von Schönaich-Carolath (1887-1947), der Ehefrau des ehemaligen Kaisers Wilhelm II., über die Ziele seiner Partei. Hitler versucht, die Sympathie monarchistischer Kreise zu gewinnen.
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20. 11.
Das spanische Parlament spricht den emigrierten König Alfons XIII. des Hochverrats und Verfassungsbruchs für schuldig.
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21. 11.
Uraufführung des Oratoriums "Das Unaufhörliche" von Paul Hindemith in Berlin.
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23. 11.
Der Publizist Carl von Ossietzky wird in Leipzig wegen "Verrats militärischer Geheimnisse" zu 18 Monaten Haft verurteilt. Die von Ossietzky herausgegebene "Weltbühne" hat über den illegalen Bau von Militärflugzeugen berichtet. Teile der Öffentlichkeit protestieren vehement gegen diesen Angriff auf die Pressefreiheit.
DEZEMBER
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2. 12.
Auf einer Delegiertentagung der DNVP bestätigt Hugenberg das in Bad Harzburg geschlossene Bündnis mit der NSDAP.
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4. 12.
Hitler lässt auf einer Pressekonferenz vor Auslandsjournalisten in Berlin verlauten, die NSDAP wolle nur auf legalem Wege an die Macht gelangen.
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8. 12.
Reichspräsident Hindenburg erlässt eine weitere Notverordnung zur "Sicherung von Wirtschaft und Finanzen". Sie friert die Löhne auf dem Stand von Januar 1927 ein und sieht eine Senkung der Mieten vor.
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9. 12.
In Spanien wird eine republikanische Verfassung eingeführt: Sie garantiert das Privateigentum und die Gleichberechtigung aller Staatsbürger. Staat und Kirche werden getrennt.
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10. 12.
In Oslo wird der Chemie-Nobelpreis an Carl Bosch und Friedrich Bergius (1884-1949) für die Kohleverflüssigung vergeben. Den Medizin-Nobelpreis erhält Otto Warburg (1883-1970) für die Erforschung des Atmungsferments.
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Der Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler wird zum Reichskommissar für Preisüberwachung ernannt.
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Premiere des Spielfilms "Der weiße Rausch" von Arnold Fanck (1889-1974) mit Leni Riefenstahl in der Hauptrolle.
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11. 12.
Das vom britischen Parlament gebilligte "Westminster-Statut" gewährt den britischen Dominions (Australien, Irland, Kanada, Neufundland, Neuseeland und der Südafrikanischen Union) die gleichberechtigte Mitgliedschaft innerhalb des britischen Commonwealth.
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14. 12.
Der chinesische Militärführer Chiang Kai-shek tritt vom Vorsitz des zentralen Vollzugsrats der Regierung und der Nationalpartei Kuomintang zurück.
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16. 12.
Auf einer gemeinsamen Tagung proklamieren Vertreter der SPD, des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB), der Arbeitersportverbände und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold die "Eiserne Front" zur "Abwendung der faschistischen Gefahr".
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22. 12.
Uraufführung des Films "Der Hauptmann von Köpenick" in Berlin.
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28. 12.
Papst Pius XI. unterstreicht mit der Enzyklika "Lux veritatis" die päpstliche Autorität, die aufgrund göttlichen Rechts unfehlbar sei.
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31. 12.
Die Arbeitslosenzahl erreicht die Höhe von 5,6 Millionen.
Chronik 1932
JANUAR
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3. 1.
Auf Anordnung der britischen Kolonialbehörden wird der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung "Mahatma" Gandhi (1869-1948) in Bombay verhaftet. Seine Unabhängigkeitspartei hat den Boykott britischer Waren proklamiert.
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6. 1.
Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) erklärt gegenüber den Botschaftern Frankreichs und Großbritanniens, dass Deutschland auch nach Ablauf des "Hoover-Moratoriums" keine Reparationszahlungen mehr leisten könne.
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7. 1.
Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Otto Wels, äußert sich in einer Unterredung mit Reichskanzler Brüning skeptisch zu dessen Plänen, die Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auf Lebenszeit zu verlängern.
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11. 1.
Bei den Gemeindewahlen in Lippe (Westfalen) wird die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit 31, 4 Prozent der Stimmen stärkste Partei vor der SPD mit 28,6 Prozent.
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15. 1.
Tod des Reformpädagogen Georg Kerschensteiner (1854-1932) in München.
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19. 1.
In Berlin hindern nationalsozialistische Studenten jüdische Kommilitonen am Betreten der Hörsäle. Vier jüdische Studenten werden verletzt.
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200 Mitglieder der Sturmabteilung (SA) sprengen eine Parteiversammlung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Bei den Auseinandersetzungen werden zwei Kommunisten getötet.
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21. 1.
Finnland und die Sowjetunion unterzeichnen einen Nichtangriffspakt, in dem die UdSSR sich zur Respektierung der finnischen Grenzen verpflichtet.
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24. 1.
Der Jesuitenorden wird von der spanischen Regierung verboten. Seine Mitglieder werden des Landes verwiesen und die Besitztümer des Ordens beschlagnahmt.
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27. 1.
Vor dem Düsseldorfer Industrieclub erklärt Adolf Hitler (NSDAP), die Überwindung des parlamentarischen Systems sei die wichtigste Voraussetzung zur Beseitigung der wirtschaftlichen Krise. Die Mehrheit der anwesenden Wirtschaftsführer nimmt die Rede mit Zustimmung auf.
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29. 1.
Reichswehrminister Wilhelm Groener (parteilos) erlässt eine Verordnung, die Nationalsozialisten, nicht aber Kommunisten, den Eintritt in die Reichswehr erlaubt.
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Bei Übergriffen nationalsozialistischer Uniformierter an der Wiener Universität werden mehrere jüdische Studierende verletzt.
FEBRUAR
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2. 2. - 10. 12.
Beginn einer internationalen Abrüstungskonferenz des Völkerbunds in Genf. Brüning fordert die Aufhebung der Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrags. Am 10. Dezember unterzeichnen das Deutsche Reich, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien eine Erklärung, die dem Deutschen Reich in Rüstungsfragen einen gleichberechtigten Status zugesteht.
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4.-15. 2.
In Lake Placid (USA) finden die III. Olympischen Winterspiele statt. Es nehmen lediglich sieben Nationen mit kleinen Mannschaften teil.
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8. 2.
Auf der Abrüstungskonferenz in Genf fordert der britische Außenminister John Simon (1873-1954) ein Verbot von Luftangriffen, die Abschaffung chemischer Waffen und die Abrüstung von U-Booten.
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10. 2.
Tod des britischen Schriftstellers Edgar Wallace (1875-1932) in Hollywood.
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11. 2.
In Genf fordert der sowjetische Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, Maxim M. Litwinow (1876-1951), ein Verbot von Panzern und schwerer Artillerie.
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15. 2.
Nach Angaben des Reichsarbeitsministeriums sind in Deutschland 6,127 Millionen Menschen arbeitslos. Jeder dritte Arbeitnehmer ist ohne Beschäftigung. Die katastrophale wirtschaftliche Lage der meisten Arbeitslosen und Kurzarbeiter führt zu zunehmender Unzufriedenheit mit der Republik.
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Reichspräsident Paul von Hindenburg erklärt seine Bereitschaft zu einer erneuten Kandidatur bei den Reichspräsidentenwahlen im März.
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16. 2.
Uraufführung des Stücks "Vor Sonnenuntergang" von Gerhart Hauptmann in Berlin.
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22. 2.
Der NSDAP-Gauleiter von Berlin-Brandenburg, Joseph Goebbels, verkündet die Kandidatur Hitlers für die Reichspräsidentenwahl.
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24. 2.
Im Vorfeld der Reichspräsidentenwahl führt die NSDAP ein neues Propagandamittel ein: Rund 50.000 Schallplatten mit Reden Hitlers werden in mehreren Städten verteilt.
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25. 2.
Die Regierung von Braunschweig ernennt Hitler zum Regierungsrat ihrer Gesandtschaft in Berlin. Dadurch erhält er die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie ist für die Kandidatur zur Reichspräsidentenwahl notwendig.
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In Berlin treten rund 12.000 Gastwirte in einen "Bierstreik", um die Herabsetzung der Biersteuer zu erwirken.
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26. 2.
Im Reichstag scheitert ein von der NSDAP, der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) sowie der Deutschen Volkspartei (DVP) eingebrachtes Misstrauensvotum gegen die Wirtschaftspolitik Brünings.
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27. 2.
Die SPD ruft ihre Mitglieder auf, bei der Reichspräsidentenwahl für Hindenburg zu stimmen.
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29. 2.
Das "Deutsche Kreditübereinkommen für 1932" tritt in Kraft: Am 23. Januar hatten sich die ausländischen Gläubigerbanken auf die einjährige Stundung sämtlicher Verbindlichkeiten des Deutschen Reichs geeinigt. Die deutschen Auslandsschulden belaufen sich auf 22,9 Milliarden Reichsmark.
MÄRZ
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1. 3.
Die paramilitärische Organisation "Volkssport" der Sudetendeutschen wird unter dem Vorwurf staatsfeindlicher Aktivitäten vom tschechoslowakischen Innenministerium verboten. Die Anhänger des "Volkssport" fordern den Anschluss der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich.
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2. 3.
In New Jersey wird das 20 Monate alte Kind des Atlantikfliegers Charles A. Lindbergh (1902-1974) entführt. Obwohl die Eltern das geforderte Lösegeld zahlen, wird das Baby am 12. Mai tot aufgefunden. In den USA erregt die Entführung große Aufmerksamkeit.
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4. 3.
Der deutsche Passagierdampfer "Bremen" erringt das "Blaue Band" für die schnellste Atlantiküberquerung (4 Tage und 17 Stunden).
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7. 3.
Tod des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten und Außenministers Aristide Briand in Paris.
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13. 3.
Beim ersten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl kann keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Der amtierende Reichspräsident Hindenburg erhält 49,6 Prozent, Hitler 30,1 Prozent und Ernst Thälmann (KPD) 4,98 Prozent der Stimmen. Der zweite Wahlgang wird auf den 10. April festgesetzt.
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Bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Strelitz erringt die DNVP elf Mandate und ist stärkste Partei vor der SPD und der NSDAP.
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20. 3.
Das Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" nimmt den regelmäßigen Luftfahrtdienst nach Südamerika auf.
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24. 3.
Uraufführung des Films "Das blaue Licht" von Leni Riefenstahl in Berlin.
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29. 3.
Hindenburg erlässt eine Notverordnung, mit der die Reichsregierung ohne die Zustimmung des Reichstags die Haushaltsführung für weitere drei Monate regeln kann.
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31. 3.
Die Filmprüfstelle in Berlin verbietet die Freigabe des sozialkritischen Films "Kuhle Wampe" von Slatan Dudow (1903-1963) und Bertolt Brecht wegen "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung".
APRIL
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4. 4.
Tod des Chemikers und Philosophen Wilhelm Ostwald (1853-1932) in Großbothen.
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9. 4.
Reichsbankpräsident Hans Luther wird bei einem Attentat durch einen Streifschuss leicht verletzt.
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10. 4.
Bei der Reichspräsidentenwahl erhält Hindenburg im zweiten Wahlgang 53 Prozent der Stimmen und ist damit neuer Reichspräsident. Hitler kommt auf 36,8 Prozent, Thälmann auf 10,2 Prozent der Stimmen.
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13. 4.
Auf Grundlage der von Hindenburg erlassenen Notverordnung "zur Sicherung der Staatsautorität" verbietet Brüning SA und Schutzstaffel (SS). Die Regierung befürchtet einen Putschversuch der rechtsradikalen Organisationen.
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15. 4.
Die Reichsregierung billigt eine weitere Million Reichsmark für mehrere Arbeitsbeschaffungsprogramme. Die Gesamthöhe der Summe, mit der die Regierung für den "freiwilligen Arbeitsdienst" aufkommt, beträgt im Juli 55 Millionen Reichsmark. 66.000 Arbeitslose werden für durchschnittlich 2 RM pro Tag beschäftigt. Die von Staat und Gemeinden gewährte Arbeitslosenunterstützung beträgt 1,80 RM pro Tag.
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18. 4.
Die Sowjetunion verstärkt ihre Truppen an der Grenze zur Mandschurei als Reaktion auf den Aufmarsch japanischer Einheiten.
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22. 4.
Der Theaterregisseur Max Reinhardt tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Leiter des Deutschen Theaters in Berlin zurück.
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23. 4.
In der Sowjetunion werden Zwangsverbände für Künstler zur Durchsetzung des "sowjetischen Realismus" eingerichtet.
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24. 4.
Bei den Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg und Anhalt sowie den Bürgerschaftswahlen in Hamburg kommt es zu Stimmengewinnen der NSDAP. Außer in Bayern, wo die Bayerische Volkspartei (BVP) einen knappen Stimmenvorsprung hat, wird die NSDAP überall stärkste Fraktion. Auch die Koalitionsregierung in Preußen unter Otto Braun (SPD) verliert ihre Mehrheit.
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Bei den Wahlen in den österreichischen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Salzburg erringen die österreichischen Nationalsozialisten erhebliche Stimmengewinne.
MAI
-
1. 5.
In mehreren deutschen Großstädten kommt es während der Maifeiern zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten.
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6. 5.
Nach einem verlorenen Misstrauensvotum tritt die österreichische Regierung unter Bundeskanzler Karl Buresch (1878-1936) zurück. Buresch scheiterte vor allem an der mangelnden Unterstützung der "Großdeutschen Partei", die für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich eintritt.
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7. 5.
Der französische Staatspräsident Paul Doumer (1857-1932) stirbt an den Folgen eines Attentats. Am Tag zuvor hatte ein Rechtsextremist mehrere Schüsse auf ihn abgegeben. Sein Nachfolger wird Albert Lebrun (1871-1950).
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8. 5.
Uraufführung des Films "Scarface" von Howard Hawks (1896-1977) in New York. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Leben des Gangsterbosses Al Capone (1899-1947).
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10. 5.
Reichswehrminister Groener verteidigt im Reichstag das Verbot von SA und SS. Die NSDAP-Fraktion antwortet mit wüsten Beschimpfungen. Groeners engster Mitarbeiter Generalmajor Kurt von Schleicher erklärt, Groener sei für die Führung der Reichswehr untragbar geworden. Bereits seit Anfang Mai plant Schleicher den Sturz von Brüning und Groener.
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11. 5.
Nach Angaben des Statistischen Reichsamts ist die industrielle Weltproduktion auf den Stand von 1913 gesunken.
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12. 5.
Auf Druck der Generalität und des Chefs des Ministeramts der Reichswehr, Kurt von Schleicher, tritt Reichswehrminister Groener zurück.
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20. 5.
In Österreich bildet der ehemalige Landwirtschaftsminister Engelbert Dollfuß eine neue Koalitionsregierung aus der Christlichsozialen Partei, dem "Landbund" und dem rechtsgerichteten "Heimatblock".
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21. 5.
Der Landtag von Anhalt wählt in Dessau den Nationalsozialisten Alfred (Bernard) Freyberg (1892-1945) zum Ministerpräsidenten. Freyberg ist der erste nationalsozialistische Ministerpräsident eines deutschen Landes.
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29. 5.
Bei den Landtagswahlen in Oldenburg erringt die NSDAP die absolute Mehrheit.
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Reichspräsident Hindenburg fordert Brüning zum Rücktritt auf. Anlass dieses Vertrauensentzugs ist Hindenburgs von großagrarischen Interessen geprägter Widerstand gegen Brünings Ostsiedlungsprogramm, das die Enteignung ostelbischer Güter zum Zwecke der Besiedlung durch Arbeits- und Landlose vorsieht.
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30. 5.
Das Kabinett Brüning gibt seinen Rücktritt bekannt.
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Nach der Entfernung einiger regierungskritischer Szenen erfolgt die Freigabe des Films "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt" von Slatan Dudow (1903-1963). Die Filmmusik stammt von Hanns Eisler.
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31. 5.
Auf Vorschlag Schleichers beauftragt Hindenburg Franz von Papen (Zentrum) mit der Regierungsbildung. Papen bildet ein Präsidialkabinett. In diesem "Kabinett der Barone" werden sieben der elf Ressorts von überwiegend deutschnationalen Adligen geleitet. Schleicher übernimmt das Reichswehrministerium.
JUNI
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3. 6.
Reichskanzler Papen tritt aus dem Zentrum aus und kommt damit dem Parteiausschluss zuvor. Die Partei kritisiert Papen für seine Beteiligung am Sturz des früheren Reichskanzlers Brüning.
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4. 6.
Das Kabinett Papens wird nur von den Deutschnationalen (DNVP) unterstützt, die NSDAP sagt die Tolerierung nach Rücknahme des SA- und SS-Verbots zu. Auf Antrag Papens löst der Reichspräsident den Reichstag auf und schreibt Neuwahlen für den 31. Juli aus.
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Die Automobilfirmen DKW, Horch, Audi und Wanderer schließen sich zur Auto-Union GmbH mit Sitz in Chemnitz zusammen. Als Markenzeichen erhält die neue Firma vier ineinandergreifende Ringe.
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5. 6.
Bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Schwerin erringt die NSDAP die Hälfte der Mandate.
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8. 6.
Nach Angaben des Statistischen Reichsamts ist die Zahl der Arbeitslosen auf rund 5,5 Millionen gefallen.
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10. 6.
Der Roman "Kleiner Mann - Was nun?" von Hans Fallada erscheint im Rowohlt Verlag.
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12. 6.
Mit einem 2:0-Sieg über Eintracht Frankfurt wird der FC Bayern München Deutscher Fußballmeister.
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13. 6.
Reichsinnenminister Wilhelm Freiherr von Gayl (1879-1950) erlässt eine Verordnung, nach der die Reichsregierung täglich eine Stunde Sendezeit im Rundfunk erhält.
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14. 6.
In der ersten Rundfunkrede eines Nationalsozialisten, die auf Anweisung der Reichsregierung übertragen wird, verkündet der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Gregor Strasser: "Wir wollen keine Judenverfolgung, aber deutsche Führung ohne jüdischen Geist. (...) Wir scheuen den Krieg als letztes Mittel nicht und verlangen (...) die Wiederherstellung der deutschen Ehre."
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16. 6. - 9. 7.
Internationale Konferenz zur Regelung der Reparationen in Lausanne. Das Deutsche Reich wird verpflichtet, nur noch eine Abschlusszahlung in Höhe von drei Milliarden Reichsmark zu zahlen. Restzahlungen sowie die Tilgung der Dawes- und der Young-Anleihe bleiben dagegen bestehen.
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20. 6.
Im "Benelux-Abkommen" beschließen die Delegierten der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs den Abbau der Zollschranken. Die europäischen Staaten werden aufgefordert, sich dem Abkommen anzuschließen, um so die wirtschaftliche Krise zu überwinden.
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21. 6.
Max Schmeling verliert in New York seinen Titel als Boxweltmeister nach einem Kampf über 15 Runden .
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29. 6.
Per Notverordnung werden das Versammlungsverbot sowie das Verbot des Tragens von Uniformen bei politischen Versammlungen gelockert.
JULI
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8. 7.
Der französische Senat lehnt einen Antrag auf Gewährung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen mit großer Mehrheit ab.
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15. 7.
Der Völkerbund beschließt als Finanzhilfe für Österreich eine 300 Millionen Schilling hohe Anleihe.
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17. 7.
In mehreren Städten kommt es zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Den ersten Höhepunkt der bürgerkriegsähnlichen Kämpfe nach Wiederzulassung der SA bildet der "Altonaer Blutsonntag": Die SA provoziert gezielt Straßenkämpfe mit Kommunisten. Bei den Schießereien sterben 18 Menschen.
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18. 7.
Die Reichsregierung erlässt ein Verbot aller Demonstrationen unter freiem Himmel.
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20. 7.
"Preußenschlag": Durch Notverordnung und unter Ausrufung des militärischen Ausnahmezustands wird die geschäftsführende preußische Regierung unter Otto Braun (SPD) für abgesetzt erklärt. Papen lässt sich von Hindenburg zum Reichskommissar von Preußen ernennen. Begründet wird der Schritt mit den blutigen Auseinandersetzungen vom 17. Juli in Altona.
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Mit dem "Preußenschlag" hat die SPD ihre stärkste Bastion verloren. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit scheint ihr ein Aufruf zum Generalstreik als aussichtslos.
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25. 7.
In Moskau unterzeichnen die Sowjetunion und Polen einen Nichtangriffspakt.
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30. 7. - 14. 8.
In Los Angeles finden die X. Olympischen Sommerspiele statt.
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31. 7.
Bei der Reichstagswahl wird die NSDAP mit 37,4 Prozent stärkste Fraktion vor der SPD mit 21,6 Prozent. Die Wahl ergibt keinerlei regierungsfähige Mehrheiten. Die NSDAP stellt mit Hermann Göring den Reichstagspräsidenten.
AUGUST
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1. 8.
Bei Straßenkämpfen zwischen Nationalsozialisten und Anhängern der Linksparteien kommen in mehreren Städten 20 Menschen ums Leben.
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6. 8.
Freigabe der ersten Autobahnstrecke des Deutschen Reichs. Sie verbindet Köln und Bonn.
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In Venedig werden erstmals Filmfestspiele veranstaltet. Großen Erfolg hat der deutsche Beitrag "Das blaue Licht" von Riefenstahl.
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9. 8.
Nach einer Notverordnung sollen Sondergerichte errichtet und politische Morde zukünftig mit der Todesstrafe geahndet werden. Gegen die Urteile der Sondergerichte können keine Rechtsmittel eingelegt werden.
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In Moskau unterzeichnen die Sowjetunion und Estland einen Nichtangriffspakt.
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13. 8.
Hitler und Papen zum Gespräch bei Hindenburg: Hitler lehnt eine Ernennung zum Vizekanzler ab. Durch Einbindung der NSDAP in die Regierungsverantwortung sollte das radikale Potential der Partei entschärft werden. Hitler fordert das Amt des Reichskanzlers.
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14. 8.
Der italienische Techniker Guglielmo Marconi (1874-1937) stellt mit Ultrakurzwellengeräten eine Funkverbindung über 270 Kilometer her.
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15. 8.
Der amerikanische Fernsehsender Columbia Broadcasting System (CBS) beginnt mit der Ausstrahlung der weltweit ersten Fernsehserie. Die "World Wide Review" ist ein Kabarettprogramm.
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19. 8.
In Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus beschließen die Delegierten der in Genf tagenden jüdischen Weltkonferenz die Einrichtung eines ständigen jüdischen Weltkongresses. Das Gremium soll die Interessen der jüdischen Bevölkerung gegenüber den Regierungen wahrnehmen.
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22. 8.
Ein Sondergericht in Beuthen verurteilt fünf SA-Angehörige zum Tode, die einen kommunistischen Arbeiter totgeschlagen haben. Damit wird die neue Notverordnung gegen politischen Terror und Mord erstmals in voller Schärfe angewandt. Eine Woche später werden die Täter zu lebenslanger Haft begnadigt.
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28. 8.
Reichskanzler Papen verkündet einen wirtschaftspolitischen Zwölfmonatsplan, der eine Abkehr von Brünings Deflationspolitik bedeutet. Der Plan sieht Lohnkürzungen und den Ausbau des "freiwilligen Arbeitsdiensts" vor. Er stößt bei den Gewerkschaften auf Ablehnung.
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30. 8.
Die Eröffnungsrede des Reichstags hält die Alterspräsidentin Clara Zetkin (KPD).
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Reichstagspräsident Göring verkündet als erste Amtshandlung die Vertagung des Reichstags auf unbestimmte Zeit.
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SEPTEMBER
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2. 9.
Josef W. Stalin und Benito Mussolini schließen für ihre Länder einen Nichtangriffs- und Freundschaftsvertrag.
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4. 9.
Das Wirtschaftsprogramm von Reichskanzler Papen wird per Notverordnung in Kraft gesetzt.
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5. 9.
In Berlin veranstaltet der "Stahlhelm" einen "Reichsfrontsoldatentag", an dem rund 150.000 ehemalige Kriegsteilnehmer, Reichswehrangehörige und Anhänger der rechten Parteien teilnehmen.
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12. 9.
Bei einem von der KPD eingebrachten Misstrauensantrag gegen die Wirtschaftspolitik Papens sprechen sich 512 der 554 Abgeordneten gegen die Regierung aus. Papen und Hindenburg reagieren mit der Auflösung des Reichstags. Die Neuwahlen werden auf den 6. November festgesetzt.
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13. 9.
Hitler ernennt Franz Ritter von Epp zum Leiter des neu geschaffenen Wehrpolitischen Amts der NSDAP.
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20. 9.
Tod des Malers und Graphikers Max Slevogt auf Hof Neukastel in der Pfalz.
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Im Gefängnis von Poona tritt Gandhi aus Protest gegen ein britisches Wahlgesetz, das die Kaste der "Unberührbaren" vom Wahlrecht ausschließt, in einen Hungerstreik.
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22. 9.
Uraufführung des Films "Die blonde Venus" von Josef von Sternberg in New York. In den Hauptrollen sind Marlene Dietrich und Cary Grant (1904-1986) zu sehen.
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23. 9.
Im Reichsgebiet kommt es wegen der im Wirtschaftsprogramm Papens vorgesehenen Lohnkürzungen zu Streiks.
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Die arabischen Königreiche Hedschas und Nadschd vereinigen sich zum Königreich Saudi-Arabien.
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26. 9.
Die Komödie "Christoph Columbus oder Die Entdeckung Amerikas" von Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky wird in Leipzig uraufgeführt.
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30. 9.
Auf Beschluss des Stadtrats von Dessau (Anhalt) muss das Bauhaus seinen Lehr- und Forschungsbetrieb einstellen. Anhalt wird von einer Koalition von NSDAP, DNVP und DVP regiert. Konservative und nationalsozialistische Gegner des Bauhauses haben in einer Hetzkampagne die funktionalistische Formgebung des Bauhauses kritisiert.
OKTOBER
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1. 10.
Die NSDAP veranstaltet in Potsdam einen "Reichsjugendtag", an dem rund 110.000 Menschen teilnehmen.
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9. 10.
Stalin treibt die Ausschaltung von innerparteilichen Gegner weiter voran: Grigori Sinowjew (1883-1936) und Leo Kamenew (1883-1936), beide enge Vertraute von Wladimir I. Lenin, werden aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) ausgeschlossen.
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16. 10.
In Wien kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen österreichischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten.
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19. 10.
Österreichs Bundeskanzler Dollfuß erlässt ein Aufmarschverbot für Nationalsozialisten und für den sozialdemokratischen Schutzbund.
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25. 10.
Das Reichsgericht in Berlin erklärt die Absetzung der preußischen Regierung ("Preußenschlag") vom Ansatz her für verfassungskonform.
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27. 10.
In Italien wird die erste Autobahnstrecke des Landes von Mailand nach Turin dem Verkehr übergeben.
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29. 10.
Uraufführung der Oper "Der Schmied von Gent" von Franz Schreker (1878-1934) in Berlin. Die Vorstellung wird durch Zwischenrufe von Nationalsozialisten mehrmals gestört. Sie nehmen Anstoß an Schrekers engen Beziehungen zu jüdischen Komponisten und Musikern.
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In St.-Nazaire (Frankreich) läuft die 313 Meter lange "Normandie" als größter Ozeandampfer der Welt vom Stapel.
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31. 10.
Nach Angaben der Reichsregierung ist die Arbeitslosenzahl auf 5,1 Millionen gesunken.
NOVEMBER
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3. 11.
Die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) und die kommunistische Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) rufen die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zum Streik auf, um eine zweiprozentige Lohnerhöhung durchzusetzen (BVG-Streik). Ein Teil der Beschäftigten folgt dem Aufruf.
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4. 11.
Eine Notverordnung tritt in Kraft, die Autodiebstahl mit einer hohen Strafe belegt. Allein in Berlin werden täglich etwa 10 Autos gestohlen.
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6. 11.
Bei der Reichstagswahl verliert die NSDAP gegenüber der Wahl im Juli 4,3 Prozent. Dennoch bleibt sie mit 33,1 Prozent der Stimmen stärkste Partei. Zweitstärkste Partei bleibt die SPD mit 20,4 Prozent. Die KPD, DNVP und DVP verbessern sich um einige Mandate.
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7. 11.
Hindenburg ordnet per Notverordnung einen "politischen Burgfrieden" an und untersagt alle politischen Kundgebungen. Die bis zum 19. November begrenzte Verordnung wird nach Ablauf der Frist bis zum 2. Januar verlängert.
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8. 11.
Der Streik der Beschäftigten der BVG endet ergebnislos. Bei Straßenkämpfen mit der Polizei kamen drei Menschen ums Leben.
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Franklin D. Roosevelt wird als Kandidat der Demokratischen Partei bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen zum neuen Präsidenten gewählt.
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13. 11.
Aus den Bürgerschaftswahlen in Lübeck geht die SPD vor der NSDAP als stärkste Partei hervor.
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17. 11.
Bis auf die DNVP entziehen alle im Reichstag vertretenen Parteien dem Reichskanzler Papen das Vertrauen. Papen tritt zurück.
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18. 11.
Hindenburg verhandelt mit Alfred Hugenberg (DNVP) und Prälat Ludwig Kaas (Zentrum) über eine Regierungsneubildung. Beide äußern Bedenken gegenüber der Ernennung eines nationalsozialistischen Kanzlers.
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20. 11.
Göring empfängt Kaas und Fritz Schäffer (BVP) zu Koalitionsgesprächen.
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Uraufführung des Films "Grün ist die Heide" von Hans Behrendt (1889-1942) in Hannover.
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21.-24. 11.
Der Reichspräsident bietet Adolf Hitler (NSDAP) die Kanzlerschaft an, wenn ihm die Zusammenstellung eines Kabinetts mit parlamentarischer Zustimmung gelingt. Zentrum und DNVP machen deutlich, dass sie Hitler nicht unterstützen werden. Hitler präsentiert Hindenburg daraufhin ein Schriftstück, in dem 20 führende Vertreter der deutschen Wirtschaft, darunter auch der ehemalige Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, die Bildung eines vom Parlament unabhängigen Präsidialkabinetts unter Hitler befürworten. Hindenburg lehnt ab. Er fürchtet eine Diktatur Hitlers.
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28. 11.
Reichswehrminister Schleicher spricht mit Vertretern der Gewerkschaften über die Regierungsbildung. Er möchte auch den NS-Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser in eine Regierung einbinden.
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29. 11.
Frankreich und die Sowjetunion schließen einen Nichtangriffspakt
DEZEMBER
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1. 12.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) fordert die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche und die Rücknahme der durch Notverordnung erzwungenen Lohnkürzungen.
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3. 12.
Hindenburg lässt Papen fallen und beauftragt den bisherigen Reichswehrminister Schleicher mit der Regierungsbildung. Schleicher beabsichtigt den Aufbau einer Gewerkschaftsfront mit Mitgliedern aus allen Parteien. Vor allem die NSDAP soll durch Einbeziehung ihres linken Flügels unter Gregor Strasser gespalten werden. Die NSDAP steht dadurch vor einer Zerreißprobe.
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8. 12.
Wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Parteispitze legt Strasser seine Parteiämter nieder. Hitler verlangt weiterhin die alleinige Entscheidungsgewalt für sich selbst.
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10. 12.
Auf der Fünfmächtekonferenz in Genf wird das Deutsche Reich als gleichberechtigter Staat anerkannt.
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12. 12.
Hindenburg lehnt die von der NSDAP geforderte Ernennung Görings zum preußischen Ministerpräsidenten ab.
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14. 12.
Die Reichsregierung hebt die am 4. September verordneten Lohnsenkungen auf. Der Vorsitzende des Reichsverbands der Industrie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach fordert Reichskanzler Schleicher auf, das Wirtschaftsprogramm der Regierung Papen fortzuführen.
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18. 12.
Tod des SPD-Politikers Eduard Bernstein in Berlin.
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19. 12.
Die am 9. August erlassene Ermächtigung zur Errichtung von Sondergerichten wird aufgehoben. Da die Verordnung sich vor allem gegen Nationalsozialisten wandte, erhofft sich Schleicher von der Aufhebung das Wohlwollen der NSDAP.
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22. 12.
Trotz des Versammlungsverbots vom 7. November kommt es in mehreren Städten zu Demonstrationen und Straßenkämpfen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten.
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28. 12.
Hindenburg erlässt eine Notverordnung, die deutsche Margarineproduzenten zwingt, inländische Rohstoffe zu benutzen.
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Die Auflösungserscheinungen des parlamentarischen Systems spiegeln sich auch in der Anzahl der 1932 erlassenen Notverordnungen: Den 66 Verordnungen stehen nur fünf vom Reichstag beschlossene Gesetze gegenüber. 1930 ergingen lediglich fünf Notverordnungen, während noch 98 Gesetze vom Reichstag beschlossen wurden.
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31. 12.
Hindenburg hält die Silvesteransprache.
Chronik 1933
JANUAR
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4. 1.
Adolf Hitler (NSDAP) und Franz von Papen führen in Köln Gespräche über eine gemeinsame Regierungsbildung. Am selben Tag empfängt Reichspräsident Paul von Hindenburg den früheren Nationalsozialisten Gregor Strasser und empfiehlt dessen Aufnahme in das Kabinett.
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6. 1.
Der per Notverordnung seit Juli 1932 abgesetzte preußische Ministerpräsident Otto Braun fordert von Reichskanzler Kurt von Schleicher die Wiedereinsetzung in sein Amt.
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7. 1.
Josef W. Stalin erklärt die erfolgreiche Erfüllung des ersten Fünfjahresplans.
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15. 1.
Mit fast 40 Prozent der Stimmen wird die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) stärkste Kraft im Parlament des kleinen Freistaats Lippe. Nach dem deutlichen Stimmenverlust bei den Reichstagswahlen vom letzten November wird mit diesem Erfolg der politische Druck der Partei wieder stärker.
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21. 1.
Die Reichstagsfraktion der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) entzieht Reichskanzler Schleicher das Vertrauen.
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22. 1.
Demonstration der Sturmabteilung (SA) mit 16.000 Teilnehmern vor der Berliner Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Polizei sichert den Aufmarsch und besetzt das Gebäude der KPD.
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26. 1.
Schleicher verlangt vergeblich von Hindenburg die Übertragung diktatorischer Vollmachten.
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28. 1.
Da Hindenburg es auch ablehnt, den Reichstag aufzulösen, tritt Schleicher nach 57 Tagen als Reichskanzler zurück.
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29.1.
Gespräche Papens mit Alfred Hugenberg und Hitler über eine Regierungsbildung.
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30. 1.
Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler. Im neugebildeten Kabinett wird Papen Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen, Hugenberg erhält das Wirtschaftsministerium. Von der NSDAP treten Hermann Göring und Wilhelm Frick in die Regierung ein.
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Aus Anlaß der Machtübernahme paradieren in Berlin etwa 15.000 Mitglieder von SA, Schutzstaffel (SS), und "Stahlhelm" mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Die KPD ruft zum Generalstreik auf.
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31. 1.
Édouard Daladier, Vorsitzender der Radikalsozialisten, bildet in Frankreich eine neue Regierung.
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Tod des britischen Schriftstellers John Galsworthy (1867-1933) in London.
FEBRUAR
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1. 2.
Auf Wunsch Hitlers löst Hindenburg den Reichstag auf.
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2. 2.
Der kommissarisch eingesetzte preußische Innenminister Göring verbietet alle Demonstrationen der KPD.
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Der ehemalige britische Außenminister Arthur Henderson (1863-1935) eröffnet in Genf eine weitere Abrüstungskonferenz mit 64 teilnehmenden Staaten.
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4. 2.
Per Notverordnung wird die Versammlungs- und Pressefreiheit weiter eingeschränkt.
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6. 2.
Auf Betreiben Hitlers verleiht Hindenburg von Papen die Vollmacht zur Auflösung des preußischen Landtags. Damit ist der Weg frei für Neuwahlen in Preußen.
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10. 2.
Mit der Übertragung ihrer Kundgebung zum Wahlkampfauftakt benutzt die NSDAP den Rundfunk gezielt als Propagandamittel.
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11. 2.
Die am Vortag gegründete "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot", ein Zusammenschluß von DNVP und "Stahlhelm", beschließt die Teilnahme an den Reichstagswahlen und will das Kabinett Hitler unterstützen.
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15. 2.
Heinrich Mann legt auf Druck der NSDAP die Präsidentschaft über die Dichtkunstsektion der Preußischen Akademie der Künste nieder. Aus dem gleichen Grunde tritt auch Käthe Kollwitz aus der Akademie aus.
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In Miami entgeht der neugewählte US-Präsident Franklin D. Roosevelt nur knapp einem Attentat.
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18. 2.
Der Komponist Arnold Ludwig Mendelssohn (1855-1933) stirbt in Darmstadt.
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20. 2.
Göring lädt führende Wirtschaftsvertreter zu einem Geheimtreffen mit Hitler ins Palais des Reichstagspräsidenten. Zu den 25 Teilnehmern zählen der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, der Bankier Kurt von Schröder (1889-1966) und die Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Albert Vögler sowie weitere Repräsentanten der Schwerindustrie, des Bergbaus und der Banken. Hitler präsentiert seinen Gästen sein politisches Programm, das sie begeistert begrüßen. Als Reaktion spenden sie der NSDAP drei Millionen Reichsmark für den laufenden Reichstagswahlkampf.
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22. 2.
Göring bildet in Preußen eine Hilfspolizei, deren Mitglieder aus SA, SS und "Stahlhelm" rekrutiert werden, und ermuntert sie zum "fleißigen Gebrauch der Schußwaffe".
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23. 2.
Auf der letzten KPD-Kundgebung in Berlin fordert Wilhelm Pieck eine Einheitsfront gegen die Regierung Hitler.
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27. 2.
Abends bricht im Reichstagsgebäude ein Brand aus, der fast den gesamten Mittelteil des Gebäudes und den Plenarsaal zerstört. Direkt nach dem Brand erklärt Göring, der festgenommene Niederländer Marinus van der Lubbe habe im Auftrag der KPD das Feuer gelegt. Es folgen zahlreiche politisch motivierte Verhaftungen. Vor allem Mitglieder der KPD und Juden werden verfolgt.
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28. 2.
Hindenburg unterzeichnet Notverordnungen, die mit sofortiger Kraft die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit noch weiter einschränken und der Polizei weitreichende Befugnisse einräumen. Der "Vorwärts", die Parteizeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), wird vorläufig verboten.
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Bertolt Brecht und Helene Weigel fliehen nach Prag ins Exil.
MäRZ
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3. 3.
In Berlin wird der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann in seinem Versteck verhaftet.
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5. 3.
Bei den Reichstagswahlen erreicht die NSDAP trotz massiver Propaganda und Terrors 43,9 Prozent der Stimmen und verfehlt die für sicher gehaltene absolute Mehrheit. Die SPD erhält 18,3 Prozent, die KPD 12,3 Prozent, das Zentrum 11,2 Prozent und die als Kampffront Schwarz-Weiß-Rot angetretene DNVP 8 Prozent. Die gleichzeitigen Wahlen zum preußischen Landtag haben ein ähnliches Ergebnis.
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6. 3.
US-Präsident Roosevelt verkündet den "New Deal". Damit sollen vor allem die Arbeitslosigkeit bekämpft und die Bankenkrise überwunden werden.
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7. 3.
Die österreichische Regierung unter Engelbert Dollfuß erklärt sich trotz der Handlungsunfähigkeit des Parlaments als weiter im Amt befindlich. Mit dem gleichzeitig verkündeten Versammlungsverbot beginnt die autoritäre Regierungsführung.
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8. 3.
Auf Basis der Notverordnungen werden die KPD-Sitze im Reichstag annulliert.
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13. 3.
Einrichtung des "Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda" unter Joseph Goebbels.
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16. 3.
Die Deutsche Reichsbank wählt Schacht erneut zum Präsidenten.
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20./21. 3.
In Dachau und Sachsenhausen werden die ersten Konzentrationslager unter Aufsicht von Polizei und SA zur Internierung von politischen Gegnern der Nationalsozialisten eingerichtet.
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21. 3.
Zur Eröffnung des neuen Reichstags inszenieren die Nationalsozialisten den "Tag von Potsdam", auf dem sich Hitler in die Kontinuität der preußischen Könige zu stellen versucht. Die Teilnahme Hindenburgs soll die Verbindung vom "alten und neuen Deutschland" symbolisieren und so das Ansehen der Regierung Hitler erhöhen.
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22. 3.
Das britische Parlament billigt mit großer Mehrheit einen Verfassungsentwurf mit innerer Autonomie für Indien.
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23. 3.
Der Reichstag billigt in namentlicher Abstimmung mit 441 Stimmen das Ermächtigungsgesetz und verzichtet damit auf seine Gesetzgebungskompetenz. Nur 94 Abgeordnete der SPD stimmen dagegen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Otto Wels begründet die Ablehnung der Sozialdemokraten.
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28. 3.
Der Physiker Albert Einstein kehrt aus den USA nach Europa zurück. Er bleibt jedoch in Belgien und tritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften aus.
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31. 3.
Mit dem Gesetz zur "Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" werden außer dem preußischen Landtag alle Länderparlamente aufgelöst. Ihre neue Zusammensetzung richtet sich nach der des Reichstags.
APRIL
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1. 4.
In Deutschland beginnt ein Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte. SA-Angehörige gehen gewalttätig gegen Juden und gegen solche Personen vor, die den Boykott ablehnen.
-
-
Alfred Rosenberg wird Leiter des NSDAP-Außenamts.
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Im Petersdom in Rom eröffnet Papst Pius XI.(1857-1939) das Heilige Jahr.
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3. 4.
Das Deutsche Theater in Berlin erklärt die Ablösung des künstlerischen Leiters Max Reinhardt.
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7. 4.
Die Reichsregierung verhängt mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" ein Berufsverbot für jüdische und regimekritische Beamte. Nach einer Intervention des Reichspräsidenten Hindenburg werden Juden, die am Ersten Weltkrieg teilnahmen, vom Berufsverbot ausgenommen.
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Die Gleichschaltung der Länder wird mit dem Einsetzen von Reichsstatthaltern für jedes Land vorangetrieben.
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11. 4.
Göring wird offiziell preußischer Ministerpräsident.
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13. 4.
Bei einem Besuch in Italien erklärt Göring die grundsätzliche Übereinstimmung von Faschismus und Nationalsozialismus. Bei Gesprächen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini ergeben sich jedoch Differenzen, weil Italien die Souveränität Österreichs garantiert hat.
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16. 4.
Gleichschaltung der Satirezeitschrift "Simplicissimus".
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21. 4.
Hitler ernennt seinen Privatsekretär Rudolf Heß zu seinem Stellvertreter in der Parteiführung.
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26. 4.
Die SPD wählt mit Wels und Hans Vogel (1881-1945) zwei neue Parteivorsitzende. Zahlreiche SPD-Funktionäre sind bereits in Haft oder emigriert.
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27. 4.
Der "Stahlhelm"-Führer Franz Seldte tritt in die NSDAP ein und unterstellt sich direkt Hitler.
MAI
-
1. 5.
Auf Weisung der Reichsregierung wird der 1. Mai zum "Feiertag der nationalen Arbeit". Die Einführung des seit langem von der Arbeiterbewegung geforderten Feiertags soll über die einsetzende Zerschlagung der Gewerkschaften hinwegtäuschen.
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2. 5.
Polizei, SA und SS besetzen die Einrichtungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) und der Einzelgewerkschaften. Die Gewerkschaften werden zerschlagen.
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3. 5.
Der Reichsverband der deutschen Industrie (RDI) wählt Theodor Adrian von Renteln (1897-1946) zum neuen Vorsitzenden.
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5. 5.
In Moskau verlängern das Deutsche Reich und die Sowjetunion ihren 1926 abgeschlossenen Friedensvertrag.
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Göring wird Minister des neu geschaffenen Reichsluftfahrtministeriums.
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7. 5.
Der Maler Max Liebermann erklärt seinen Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste.
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10. 5.
Die Deutsche Studentenschaft organisiert Bücherverbrennungen von Werken oppositioneller und jüdischer Autoren. Wie in Berlin werden in den folgenden Tagen vor allem in den Universitätsstädten zahlreiche Bibliotheken "gesäubert".
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Erster Kongress der Deutschen Arbeitsfront (DAF), zu deren Führer Robert Ley ernannt wird.
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13. 5.
Der Schriftsteller Paul Ernst (1866-1933) stirbt in Sankt Georgen (Steiermark).
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15. 5.
Mit einer Fahrzeit von zwei Stunden und 18 Minuten zwischen Hamburg und Berlin ist der "Fliegende Hamburger" der schnellste fahrplanmäßige Eisenbahnzug der Welt.
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20. 5.
Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß gründet eine überparteiliche "Vaterländische Front" gegen den Nationalsozialismus. Kurz darauf lässt er die Kommunistische Partei auflösen.
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25. 5.
Papst Pius XI. spendet als erster Papst seit der Auflösung des Kirchenstaats 1870 den Segen von der Lateransbasilika in Rom.
JUNI
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11. 6.
Neuer Deutscher Fußballmeister wird Fortuna Düsseldorf mit einem 3:0-Sieg über den FC Schalke 04.
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12. 6.
In London beginnt eine Weltwirtschaftskonferenz, die sich besonders mit der Abwertung des Dollars durch das Goldausfuhrverbot der USA beschäftigt. Zugunsten der nationalen Wirtschaft lehnt Roosevelt eine Stabilisierung des Dollars ab.
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17. 6.
Alle Jugendverbände werden dem neuernannten Reichsjugendführer Baldur von Schirach unterstellt.
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19. 6.
Dollfuß verbietet die Aktivitäten der NSDAP in Österreich.
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20. 6.
Die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin stirbt in Archangelskoje (bei Moskau).
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21. 6.
Mitgliedern des "Stahlhelms" wird nur noch die Parteizugehörigkeit zur NSDAP erlaubt.
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22. 6.
Die SPD wird verboten, ihr gesamtes Vermögen und das ihrer Organisationen wird beschlagnahmt. Für SPD-Mitglieder ergeht ein Berufsverbot.
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26. 6.
Wirtschaftsminister Hugenberg tritt von seinem Amt zurück, die DNVP (zuletzt in Deutschnationale Front umbenannt) löst sich auf. Vorausgegangen waren Angriffe der Nationalsozialisten auf Hugenberg und seine Partei.
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29. 6.
Die Abrüstungsgespräche in Genf werden wieder vertagt.
JULI
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1. 7.
An der Dresdner Staatsoper wird "Arabella" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal uraufgeführt.
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3. 7.
Hitler erklärt auf einer Tagung von höheren SA- und SS-Führern, daß die SA keine Konkurrenz für die Wehrmacht darstelle.
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4./5. 7.
Die Deutsche Volkspartei (DVP) und das Zentrum lösen sich auf. Damit ist die NSDAP die einzige Partei in Deutschland.
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7. 7.
Reichsinnenminister Frick hebt sämtliche Mandate der SPD im Reichstag und in allen übrigen Parlamenten auf.
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8. 7.
Einsetzung von Eugen Hadamovsky als Geschäftsführer der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.
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14. 7.
Die Reichsregierung verbietet die Bildung von Parteien.
Das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wird beschlossen. Es erlaubt die Zwangssterilisation sogenannter "Erbkranker". -
15. 7.
In Rom wird der auf Initiative Mussolinis geschlossene Viermächtepakt zwischen dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien unterzeichnet. Er soll außerhalb der Abrüstungsverhandlungen in Genf eine Friedenspolitik in Europa sichern.
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Nach zweiwöchiger Atlantiküberquerung landet der italienische Luftfahrtminister Italo Balbo (1896-1940) mit einem Geschwader von Wasserflugzeugen bei der Weltausstellung in Chicago.
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20. 7.
Im Vatikan wird zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl ein Konkordat geschlossen. Es regelt das Verhältnis von Katholischer Kirche und NS-Staat. Der Vertrag mit dem Vatikan erscheint als Überwindung der nationalsozialistischen Kirchenfeindlichkeit.
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24. 7.
Der russische Revolutionär Leo D. Trotzki trifft in Frankreich ein, das dem 1929 aus der Sowjetunion Ausgewiesenen Asyl gewährt.
AUGUST
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4. 8.
Als erste größere Stadt untersagt Nürnberg Juden die Benutzung öffentlicher Bäder.
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10. 8.
Auf Druck der NSDAP erklärt Ludwig Mies van der Rohe die Auflösung der Bauhaus-Schule in Berlin.
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18. 8.
Bei der Eröffnung der Funkausstellung in Berlin präsentiert Propagandaminister Goebbels den Volksempfänger.
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22. 8.
Der Reichsstand der deutschen Industrie erklärt den Hitlergruß in Betrieben für verbindlich.
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23. 8.
Zahlreichen emigrierten Oppositionellen wird die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen (unter ihnen Philipp Scheidemann, Kurt Tucholsky und Ernst Toller).
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25. 8.
Die Exilleitung der SPD in Prag veröffentlicht Zahlen aus den deutschen Konzentrationslagern: Demnach sind in den 65 KZ etwa 45.000 Häftlinge interniert.
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30. 8.
In Marienbad (Tschechoslowakei) wird der deutsche Philosoph Theodor Lessing (1872-1933) von einem Nationalsozialisten erschossen.
SEPTEMBER
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1. 9.
Den Reichsparteitag in Nürnberg nutzt die NSDAP zur propagandistisch effektvollen Machtinszenierung. Leni Riefenstahl dreht darüber den Dokumentarfilm.
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2. 9.
Italien und die Sowjetunion schließen einen Nichtangriffspakt.
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5. 9.
Mit eigenständigen Lohnerhöhungen und dem Verbot jeder gewerkschaftlichen Aktivität widersetzen sich die Ford-Werke in Wilmington (Delaware/USA) dem "New Deal" von Präsident Roosevelt.
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13. 9.
Mit der Einrichtung des Reichsnährstands wird die Landwirtschaft in Deutschland der staatlichen Kontrolle unterstellt.
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21. 9.
In Leipzig wird der Reichstagsbrandprozess eröffnet, bei dem auch der ehemalige Vorsitzende der KPD-Reichstagsfraktion Ernst Torgler angeklagt wird.
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Gegen die Dominanz der Deutschen Christen in der Evangelischen Kirche gründen Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer den Pfarrernotbund, der bald 1.300 Mitglieder zählt.
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23. 9.
Bei Frankfurt (Main) wird mit einer Großveranstaltung der Reichsautobahnbau offiziell begonnen. Die Planungen gehen auf das Jahr 1924 zurück.
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24. 9.
Mit einem "Führerappell" ordnet der "Stahlhelm" sich öffentlich Hitler unter.
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27. 9.
Der Schriftsteller Thomas Mann verzichtet auf eine Rückkehr nach Deutschland und lässt sich in der Schweiz nieder.
OKTOBER
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1. 10.
Zugunsten des neu gegründeten Winterhilfswerks findet der erste "Eintopfsonntag" im Deutschen Reich statt.
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Erstmals findet auf dem Bückeberg bei Hameln das Reichserntedankfeststatt.
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Konrad Henlein gründet in Eger die Sudetendeutsche Heimatfront, die sich dem NS-Staat verpflichtet fühlt.
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3. 10.
Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß überlebt das Attentat eines Nationalsozialisten trotz zweier Schußverletzungen.
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4. 10.
Mit dem Schriftleitergesetz wird die gesamte Presse in Deutschland "gleichgeschaltet".
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5. 10.
Für die Olympischen Spiele 1936 billigt Hitler den Bau großzügiger Wettkampfstätten und des Olympiastadions in Berlin. Er will die Spiele zur Propaganda für den Nationalsozialismus nutzen.
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14. 10.
Goebbels verkündet den geplanten Austritt des Deutschen Reichs aus dem Völkerbund und den Verzicht auf weitere Abrüstungsgespräche.
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15. 10.
In München wird der Grundstein für den ersten Monumentalbau der Nationalsozialisten, das Haus der Deutschen Kunst, gelegt.
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24. 10.
Der französische Ministerpräsident Daladier tritt mit seiner Regierung zurück, nachdem das Parlament ihm das Vertrauen entzogen hat. Sein Nachfolger wird Camille Chautemps (1885-1963).
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26. 10.
In der "Vossischen Zeitung" wird ein von 88 deutschen Schriftstellern unterzeichnetes Treuegelöbnis für Hitler veröffentlicht.
NOVEMBER
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6. 11.
Mussolini übernimmt in der italienischen Regierung die Ministerien für Marine und Luftfahrt.
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12. 11.
Beim Referendum über den Völkerbundaustritt stimmen über 90 Prozent für die NSDAP und die Politik Hitlers. Die Einheitswahlliste für den Reichstag, über die nur mit "Ja" oder "Nein" entschieden werden kann, erhält ebenfalls über 90 Prozent der Stimmen.
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13. 11.
Auf einer Kundgebung fordern die Deutschen Christen die strikte Durchsetzung der Arierbestimmungen im Deutschen Reich.
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15. 11.
Gründung der Reichskulturkammer unter Goebbels` Führung. Damit werden alle Kulturschaffenden der Aufsicht des Reichspropagandaministers unterstellt.
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17. 11.
Nach langen Verhandlungen erkennen die USA den bolschewistischen Sowjetstaat an und nehmen diplomatische Beziehungen auf.
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27. 11.
Auf einer Kundgebung der DAF wird die Gründung des Kultur- und Freizeitwerks "Kraft durch Freude" bekanntgegeben. Nach italienischem Vorbild soll es die Freizeitaktivitäten der Arbeitnehmer lenken.
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29. 11.
Die Reichsregierung erläßt ein neues Gesetz zur "Gleichschaltung" des deutschen Handwerks.
DEZEMBER
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1. 12.
Die Regierung Hitler sichert mit einem Gesetz, das die NSDAP zu einer Körperschaft öffentlichen Rechts macht, die Einheit von Partei und Staat.
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4. 12.
Der designierte Reichsbischof Ludwig Müller (1883-1945) legt die Schirmherrschaft über die Deutschen Christen nieder, denen es nicht gelungen ist, innerhalb der Evangelischen Kirche die unbestrittene Führung zu übernehmen.
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Der Lyriker Stefan George stirbt in Minusio (bei Locarno).
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5. 12.
Die Bevölkerung der USA feiert die Aufhebung der Prohibition.
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10. 12.
In Stockholm wird der Physik-Nobelpreis an Werner Heisenberg für seine Arbeiten zur Quantenmechanik rückwirkend für 1932 verliehen.
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13. 12.
Die Reichspressekammer untersagt für zunächst drei Monate die Gründung neuer Zeitungen und Zeitschriften.
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19. 12.
Die Sowjetunion beschließt eine neue Außenpolitik mit kollektiven Sicherheitsbündnissen und den Eintritt in den Völkerbund.
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23. 12.
Das Reichsgericht verurteilt van der Lubbe wegen Hochverrats zum Tod, die übrigen Mitangeklagten werden freigesprochen.
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29. 12.
In Rumänien wird der Ministerpräsident von Mitgliedern eines faschistischen Geheimbunds ermordet.
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31. 12.
Goebbels hält die Silvesteransprache.